Wasserburg – Sein Büro hat er in der Tränkgasse: Dr. Matthias Baumann ist Tierarzt, spezialisiert auf Pferde. Ein Beruf, für den er viel unterwegs sein muss, die Patienten lassen sich eben nicht so leicht transportieren. Der 61-Jährige, in Wasserburg ist er zur Schule gegangen, ist nicht nur Mediziner. Zuvor hat er eine beachtliche Karriere als Reiter hingelegt.
Höchste sportliche
Ehrungen
Und die hat ihm höchste sportliche Ehrungen eingebracht. Zum Beispiel die Goldmedaille im Vielseitigkeitsreiten 1988 in Seoul, vier Jahre später Bronzemedaille in Barcelona in derselben Disziplin. „Der Teamgeist hat wirklich funktioniert, es hat richtig Spaß gemacht“, freut er sich im Rückblick.
Ein Lebensabschnitt, der ihn bis heute prägt und stolz macht. Nein, bei den Olympischen Spielen in Paris sei er nicht dabei gewesen, aber die Wettkämpfe habe er im Fernsehen intensiv verfolgt, vor allem Basketball und natürlich das Reiten. „Das hat mir sehr viele schöne Erinnerungen zurückgebracht“, sagt er und schaut zufrieden.
Dem Reitsport
sehr verbunden
Nach wie vor sei er mit dem Reitsport sehr verbunden, mit der Szene gut vertraut. „Da bin ich weiter hundertprozentig drin.“ Unter anderem als Tierarzt der österreichischen Equipe. „Ich kenne die meisten Reiter persönlich“, sagt er. Sein Metier ist vor allem, für die Fitness und die Gesundheit der Pferde zu sorgen. Die zweifache Goldmedaillengewinnerin von Paris, Jessica von Bredow-Werndl, ist ihm gut bekannt. „Ihr Schwiegervater war mein Jugendtrainer, er hat mich bei vielen Meisterschaften begleitet, sein Sohn Max ist mit ihr verheiratet.“ Jessicas Erfolg im Dressurreiten nennt Baumann „hervorragend und toll“. Er war schon Reitkollege der erfolgreichsten Olympionikin Deutschlands, Isabell Werth, mit der er 1992 im Team in Barcelona antrat und die auch jetzt in Paris wieder Edelmetall gewann.
Baumann hofft, dass die Erfolge der deutschen Olympiateilnehmer dazu beitragen, dem Sport in der ganzen Gesellschaft wieder mehr Geltung zu verschaffen. „Er sollte für die Kinder, für die Jugendlichen mehr im Zentrum stehen.“ Dass dem aktuell nicht so ist, findet er schade. Andere Nationen würden mehr dafür tun.
1967 zogen die Eltern von Baumann nach Reichertsheim (Landkreis Mühldorf), wo sie einen Zuchtstall aufbauten. In Ramsau ging der junge Matthias zur Schule, bevor er 1973 nach Wasserburg ins Gymnasium kam und dort 1984 das Abitur bestand.
Schon in jungen Jahren begeisterte er sich für den Pferdesport: „Mama, Papa, Springen“, das seien seine ersten drei Worte gewesen. Mit den Tieren nur im Kreis zu gehen, sei ihm einfach zu langweilig gewesen. Seinen Kameraden erging es ähnlich, in der Gruppe trieb man sich gegenseitig zu größeren Leistungen an. „Reiten war für mich immer das Wichtigste“, sagt Baumann. Den Beruf als Tierarzt steuerte er mit großer Entschlossenheit an: „Dass ich das werden wollte, war klar.“
Weil seine Abiturnote für einen Studienplatz nicht ausreichte, nahm Baumann am damals üblichen Losverfahren teil – und hatte Glück. Er studierte und promovierte an der LMU München. Es folgte Mitte der 90er-Jahre die Assistenzarzt-Zeit, nach abschließender Prüfung machte er sich selbstständig.
Bei seinen Eltern in Reichertsheim entwickelte Baumann eine Wassertherapie für Sportpferde – eine besonders schonende Reha nach der Operation. Das Nichtstun der Tiere in Boxen schien Baumann fragwürdig.
Weltweit unterwegs
für Schulungen
Heute ist er weltweit für Schulungen mit Aqua-Trainern unterwegs. Auch Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth sind im Besitz solcher Therapie-Einrichtungen, berichtet Baumann.
Er ist sichtlich stolz darauf, dem Pferdesport damit neue Anreize gegeben zu haben. „Ich bin ausgebucht, zum einen als Orthopäde für die Pferde, zum anderen als Anbieter des Aqua-Trainers, und dazu bin ich auch noch gerichtlicher Gutachter.“ Ein gefragter Mann.