Stephanskirchen – Wer hungrig und durstig vom Stephanskirchner Simsseeufer wegfährt, muss wohl sein Portemonnaie vergessen haben. Drei Biergärten auf 500 Metern in einem Ortsteil mit ein paar hundert Einwohnern, das dürfte es im Landkreis vermutlich nicht noch einmal geben. Und wenn, dann haben sie verschiedene Besitzer. In Baierbach nicht. Die drei Gastronomen haben alle mit demselben Verpächter unterschrieben: Die Biergärten gehören der Gemeinde Stephanskirchen.
Radltour des Gemeinderats
Davon, dass es ihren Gastronomen gut geht, überzeugten sich Mitglieder des Gemeinderates bei einer Radltour zu den Biergärten. Um erfreut festzustellen, dass sie sich nicht gegenseitig die Gäste wegnehmen, sondern sich ergänzen, wie es der Unterzeichner der Pachtverträge, Bürgermeister Karl Mair, formuliert.
Denn bei den unterschiedlichen Angeboten findet jeder Gast „seinen“ Biergarten. Kinder finden es prima, dass gleich neben dem „Oidn Kiosk“ ein großer Spielplatz ist. Ihre Eltern und Großeltern auch. Renate Ottitsch übernahm die Gastronomie mitten in der Pandemie, 2021 war das. Damit ist sie diejenige, die am längsten Gäste am Seeufer versorgt.
Denn Nico Federle übernahm den gut 100 Meter entfernten Kurvenwirt erst in diesem Jahr. Zusammen mit seinem Kumpel Tim Brandt hat er so einiges umgekrempelt, sowohl im Biergarten, der jetzt mit Holztischen statt Biertischgarnituren aufwartet, als auch beim Angebot. „Wir sind ein Kiosk mit Essen auf Restaurantniveau“, sagt er selbstbewusst. Zu den Kiosk-Klassikern wie Schnitzel und Currywurst mit Pommes kamen in diesem Sommer vegetarische und vegane Angebote und Salate. „Das gab es vorher hier so nicht, muss aber heutzutage sein“, sagt Federle.
Er ist mit dem bisherigen Verlauf seiner ersten Saison im Kurvenwirt durchaus zufrieden. Schlimm sei es gewesen, als das Hochwasser die halbe Liegewiese überspülte – anschließende Mückenplage inklusive. Denn die große Wiese am Badeplatz sei schon ein Anziehungspunkt. Dementsprechend bunt gemischt sei auch sein Publikum. Aber auch bei durchwachsenem Wetter seien immer Radfahrer und Spaziergänger unterwegs, „es ist eigentlich ständig etwas los.“ Mit seinem anderen „Nachbarn“, Jonathan Beblo vom Simssee-Biergarten, ist er sich einig, dass die große Hitze für Biergärten ideal ist, Leben in die Bude bringt.
Beblo ist seit dieser Saison selbst Pächter des Biergartens ganz am Ende der Simsseestraße, war die letzten beiden Jahre schon Unterpächter der Brauerei. Er sieht es wie Federle: „Für einen Biergarten kann es fast nicht zu heiß sein. Bei 30 Grad ist mehr los, als bei Wolken.“ Die Mückenplage, die sei allerdings nervig gewesen, habe wohl auch den einen oder anderen Gast ferngehalten.
Nach einem etwas holprigen Start ist Beblo mit der Saison ziemlich zufrieden. Ein Wochentag hat ihn überrascht: „Der Dienstag ist erstaunlicherweise ein sehr starker Tag“, hat er festgestellt. Im Gegensatz zu seinen Nachbarn hat er keine Liegewiese am Biergarten, dafür eine Terrasse mit Panoramablick. Und er hat, ebenfalls im Gegensatz zu seinen Nachbarn, keine vollständige Küche. Das Erdgeschoss im ehemaligen Gasthaus Liebl kann er aufgrund einer kuriosen Immobilienteilung nur bedingt nutzen. Das sieht der junge Koch und Wirt entspannt: „Man muss mit einem Provisorium arbeiten können, ein Konzept haben, dann haut schon alles hin.“
So lokal
wie möglich
Sein Konzept: so lokal wie möglich. Der Steckerlfisch schwimmt quasi über den See auf die Kohlen, kommt aus Antwort. Der Camembert entsteht etwa zwei Kilometer weiter in Schömering. „Mit dem Junior der Hofkäserei bin ich in die Schule gegangen“, erzählt Beblo schmunzelnd. Die Regionalität kommt bei den Gästen gut an, zumindest sind die Rückmeldungen entsprechend. Auch wenn die Abende langsam kühler werden, hat Beblo noch bis weit in den September hinein geöffnet. „Wir nehmen gerne all die auf, denen die Wiesn zu viel ist“, sagt er grinsend.