Nachdenken über die 15-Euro-Wiesn-Mass

von Redaktion

Sind 15 Euro für die Wiesn-Mass noch vertretbar? Gerade im Vorfeld der großen Volksfeste in Bayern wird über die Bierpreise diskutiert. Braumeister Josef Kronast von der Schlossbrauerei Maxlrain erklärt dem OVB, warum gutes Bier seinen Preis hat.

Maxlrain/Rosenheim – Nicht nur im Vorfeld des Rosenheimer Herbstfestes oder der Münchner Wiesn entfacht sich Jahr für Jahr eine Diskussion über steigende Bier-Preise. Zuletzt sorgten Aussagen von Bayerns Brauer-Präsident Georg Schneider für Aufsehen. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen betonte er, dass aus seiner Sicht Bier deutlich teurer werden müsste, dass ein Kasten Bier eines mittelständischen Handwerksbrauers 25 bis 30 Euro kosten sollte und dass für ihn 15 Euro für die Wiesn-Mass in Ordnung seien. Doch ist das auch für den Verbraucher noch vertretbar?

Eine klare Meinung zu diesem Thema hat auch Josef Kronast, Erster Braumeister der Schlossbrauerei Maxlrain. Die Brauerei ist 2024 zum 17. Mal hintereinander Bundesehrenpreisträger „für hervorragende Qualität“, darf sich erneut „Brauerei des Jahres“ nennen. Josef Kronast weiß somit, wovon er spricht und erklärt im OVB-Interview, warum Bier mehr kosten müsste und welchen Trend er am Bier-Markt beobachtet.

Herr Kronast, müsste Bier in Bayern beziehungsweise in ganz Deutschland in Ihren Augen grundsätzlich teurer sein?

Da würde ich tatsächlich differenzieren, wer das Bier braut. Kleine und mittelständische Brauereien oder Biere von Konzernbrauereien. In unserem Fall ein klares Ja.

Warum?

Ich würde hier gerne die Schlossbrauerei Maxlrain als Beispiel nennen, denn nur die kann ich genau beurteilen. Wir legen den Fokus absolut auf höchste Qualität der Rohstoffe. Diese kommen alle ausschließlich aus Bayern, größtenteils aus Direktverträgen mit heimischen Landwirten bei der Braugerste und zu 100 Prozent beim Hopfen aus kontrolliertem Vertragsanbau von Toni Wittmann aus der Hallertau. Diese Philosophie ist absolut auf Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit aufgebaut.

Und das hat seinen Preis?

Diese Philosophie hat ihren Preis, aber die Qualität der Biere bestätigt und ermutigt uns dabei, daran festzuhalten. Auch alle sonstigen Hilfs- und Betriebsstoffe sind in den letzten Jahren extrem teurer geworden. Zum Beispiel Flaschen, Träger, Etiketten oder Kronenkorken. Die stringente Qualitätsphilosophie wird uns mit 17 Bundesehrenpreisen für Bier des Landwirtschaftsministeriums bestätigt. Dieses Jahr bereits zum dritten Mal mit dem Bundesehrenpreis in Gold und somit Brauerei des Jahres 2024. Die Schlossbrauerei Maxlrain ist zudem die einzige Brauerei, welche den Bundesehrenpreis seit seiner Einführung 2008 17-mal durchgängig erhalten hat.

Was die Masspreise auf Volksfesten angeht, gibt es immer wieder einen großen Aufschrei. Doch warum kostet eine Mass mittlerweile teilweise fast 15 Euro beziehungsweise was steckt hinter einem solchen Preis?

Hier ist ja nur ein Bruchteil des Preises der Bierpreis der Brauerei, welche den Veranstaltern berechnet wird. Die Auflagen für Feste sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Brandschutz, Sicherheitskonzepte und vieles mehr. Auch die Personalkosten sind deutlich nach oben gegangen. Oft vermutet man, dass hinter den hohen Bierpreisen die Brauerei steckt, aber dem ist nicht so. Gerade jüngst beim Volksfest in Feldkirchen wurde bewiesen, dass trotz allem noch ein besucherfreundlicher Bierpreis dargestellt werden kann. Der Preisvergleich wurde auch im OVB dargestellt.

Halten Sie es also generell für gerechtfertigt, dass eine Mass Bier so teuer ist?

Hier kommt es immer auf die Rahmenbedingungen an. Meist spielt im Bierzelt eine Blaskapelle, es gibt Auftritte der Trachtengruppen und so weiter. Zudem wird auch oft kein Eintritt verlangt. Das spiegelt sich dann auch im Bierpreis. Bierpreise waren immer schon politisch, bei allen anderen Dingen wird da nicht so kritisch drauf geschaut.

Blicken wir auf den alltäglichen Bierverkauf im Handel. Liegt es an einzelnen Marktführern, dass die regionalen Brauereien ihre Bierkästen verhältnismäßig günstig verkaufen müssen?

Ich würde es anders darstellen. Die Marktführer und Konzernbrauereien machen mit den Niedrigpreisen und Aktionspreisen extrem Druck auf kleinere und mittelständische Brauereien. Wiederum in unserem Fall können wir nur durch sehr hohe Qualität und Regionalität punkten. Diese Philosophie hat aber wie bereits dargestellt ihren Preis.

Welchen Trend beobachten Sie? Hat sich das Trink- und Kaufverhalten der Menschen verändert?

Die Inflation macht aktuell vor niemandem Halt und jeder muss schauen, wie man über die Runden kommt. Ich appelliere allerdings immer schon dafür, beim Einkaufen genau zu hinterfragen, woher kommt das Produkt und in welcher Qualität. Wem stecke ich mein Geld in die Tasche? Einem international agierenden, Aktienkurs getriebenen Unternehmen oder einem regionalen Handwerksbetrieb, mit Arbeitsplätzen aus der Region besetzt und mit hoher Qualität. Vor allem, woher kommen die Rohstoffe oder Zutaten für das Produkt? Weniger ist oft mehr, aber dafür von hoher Qualität und Regionalität. Lieber mal ein Bier weniger, aber dafür ein Hochgenuss. Bier war und ist in Bayern immer schon ein Genussmittel. Interview Nicolas Bettinger

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