Royales Lächeln in der Metzgerei

von Redaktion

Fleischfachverkäuferin Rosa Gelder (19) hat eine besonders erfolgreiche Leidenschaft

Aschau – Rosa Gelder (19) ist Gauschützenkönigin. Allein im Alltag kann man ihr die Königinnenwürde nicht ansehen. Dann steht sie nämlich hinter der Theke eines Metzgerladens in Aschau und bedient ihre Kundschaft. Ihre Hoheit auf Abwegen? „Oh nein,“ lacht Rosa. Ihre ganze Familie ist bei der Schützengesellschaft (SG) Hittenkirchen. „Wir schießen alle, bis auf den Jüngsten, der ist erst drei.“

Glückstreffer beim Gauschützentag

Sie selbst hat schon in jungen Jahren damit angefangen. Ein Hobby, das man halt so pflegt und mit dem man sich alljährlich mit anderen Vereinen aus dem Gau misst. „Und beim Gauschützentag ist mir halt der Königsschuss geglückt.“ Ein Schuss, direkt in die Mitte. Kommt so was oft vor? Man trainiert ein- zweimal die Woche. Alle zwei Wochen messe man sich im Rundenwettbewerb, vier gegeneinander, berichtet Rosa. Der Gau-Wettbewerb ist dann größer, alle Vereine aus dem Gau treten gegeneinander an. Man hat 40 Schuss, aber für den einen Königsschuss braucht es eben ein Quantum Glück und eine ruhige Hand. „Und stad muss es drumherum sein“, sagt die Hittenkirchenerin.

Sie muss es wissen. Ihr Papa war schon mal Gauschützenkönig, ihre Schwester war Zweite Gaudamenkönigin, sie selbst schon Jugendkönigin. Außerdem ist die SG Hittenkirchen von der Bezirks- in die Bezirksoberliga aufgestiegen. Und heuer feierte die SG Hittenkirchen 140-jähriges Vereinsjubiläum, durfte den Gausonntag des Schützengaues Chiemgau-Prien übernehmen.

Da bleibt es nicht aus, dass man daheim am Esstisch über das Schießen redet. Dabei hat ihre Majestät nicht nur das eine Hobby, sondern tanzt auch gern. Bei einer Priener Tanzschule trainiert sie einmal in der Woche Poledance. Das könne sie jahrein, jahraus machen. Das Schießen hingegen sei eher was für die kalte Jahreszeit, denn im Sommer werde mehr gefeiert als wettbewerbsmäßig geschossen. Welche Aufgaben hat eine Gauschützenkönigin? Sie darf repräsentieren, aber muss sich natürlich auch mit anderen Gauköniginnen messen. Beim Bezirkskönigsschießen in Mühldorf sei sie Zweite geworden. Als Erste hätte sie beim Wiesn-Einmarsch mit all den anderen Majestäten miteinziehen dürfen. „Wenn die Erste verhindert ist, dann darf ich.“ Schwingt da doch ein bisschen Traurigkeit mit? „Nein, nein“, wehrt Ihre Majestät ab. So könne sie sehr viel entspannter das Wiesn-Treiben beobachten.

Am liebsten kümmert sie sich um Kunden

Überhaupt gibt sich die Majestät sehr gelassen. Beim Schießen gehe es darum, wie viele Ringe man erreicht, erläutert sie. Und im Jahr ihrer Regentschaft ist ihr einiges geglückt. Sie war bei der bayerischen und am vergangenen Wochenende bei der deutschen Meisterschaft dabei, die in der Münchner Olympiahalle stattfand. Nach dem Motto „Dabei sein ist alles“ sei sie zwar eher im hinteren Viertel gelandet, aber Spaß habe es trotzdem gemacht, sagt die Gauschützenkönigin. Und den Spaß habe sie auch so, wenn sie bei vielen Veranstaltungen im Gau und überregional „im vollen Ornat“ repräsentieren dürfe. Da komme sie viel rum, was sie genieße. Die Königskrone, beziehungsweise die Königskette, trägt sie ein Jahr, dann muss sie sie wieder abgeben. Ob sie im kommenden Jahr ihre Krone verteidigen kann, weiß sie jetzt nicht. Ihre Auszeichnung bedeute ihr viel. Aber noch lieber kümmert sie sich um die Kundschaft im Laden. Da muss die Fleischereifachverkäuferin nicht mal das Majestätslächeln anknipsen. Das kann sie auch so.

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