Wanderunglück auf der Kampenwand

von Redaktion

Thüringer stürzt 35 Meter in die Tiefe – Bergwacht und Hubschrauber retten Urlauber

Aschau – „Eigentlich ist das Wandern auf der Kampenwand nicht gefährlich. Etwa 1000 Menschen sind täglich da oben“, sagt Thomas Riepertinger, Einsatzleiter der Bergwacht Sachrang-Aschau. Seit Jahren hat sich auf dem Gipfel kein schwerer Bergunfall mehr ereignet. Doch passieren kann immer etwas. Manchmal reicht dafür schon ein loser Stein. Am Mittwoch waren die Bergretter bei einem schwierigen Einsatz gefragt.

Urlauber rutscht
aus und stürzt ab

Ein 58-jähriger Urlauber aus Thüringen hatte den Aufstieg zum Gipfel der Kampenwand bereits geschafft. Gegen 12.15 Uhr war er auf dem Rückweg zur Steinlingalm. Dabei rutschte er auf losem Schotter aus, fiel über eine Geländekante und dann über eine Felswand 35 Meter in die Tiefe. Seine Begleiter wählten sofort den Notruf.

„Wir wurden um 12.44 Uhr alarmiert, dass ein Wanderer abgestürzt und schwer verletzt ist“, erklärt Bergwacht-Einsatzleiter Riepertinger auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Da es sich an der Unfallstelle nahe der Kaisersäle um einen felsigen Bereich handelt, wurde der Rettungshubschrauber Christoph 14 angefordert. Gleichzeitig machten sich ehrenamtliche Bergretter auf den Weg zur Wache.

Exakt 13 Minuten nach der Alarmierung fuhren vier Einsatzkräfte mit Rettungsmaterial zur Steinlingalm. Eine Bergwachtlerin, die dort oben arbeitet, begab sich direkt zu Fuß in Richtung Gipfel.

Opfer aus der
Luft lokalisiert

„Der Rettungshubschrauber suchte aus der Luft nach der Unfallstelle und konnte die verunglückte Person im steilen, mit Latschen durchsetzten Gelände unterhalb der Felswand lokalisieren“, beschreibt Riepertinger den Einsatz. Der Notarzt wurde per Winde zum Unglücksort abgesetzt. „Wichtig war, dass er schnellstmöglich zum Traumapatienten gelangte, der mehrere Knochenbrüche erlitten hatte, unter anderem an Rücken, Becken und im Brustbereich“, so der Einsatzleiter.

Das Bergrettungsfahrzeug aus Aschau erreichte kurz darauf die Steinlingalm. Zwei Bergretter rüsteten sich als Luftretter aus und wurden zur Unglücksstelle geflogen, um bei der Umlagerung des Patienten zu helfen. Währenddessen ging der Rettungshubschrauber an der Steinlingalm zur Zwischenlandung, bis die Einsatzkräfte an der Unglücksstelle für die Bergung bereit waren.

Im Luftrettungssack
abtransportiert

„Aufgrund des steilen und unwegsamen Geländes haben wir entschieden, den schwerst verletzten Patienten möglichst schnell in einen Luftrettungssack zu sichern und liegend per Winde abzutransportieren“, informiert Riepertinger. Nach der erfolgreichen Umlagerung holte Christoph 14 den Notarzt gemeinsam mit dem Patienten per Winschvorgang ab und landete erneut an der Steinlingalm, um den Patienten medizinisch zu versorgen und für den Transport ins Klinikum Traunstein vorzubereiten. Gegen 14.25 Uhr hob Christoph 14 ab.

Der Einsatzleiter alarmierte den Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht, um die Begleitpersonen des Patienten professionell zu betreuen: Zwei Wanderer hatten unmittelbar miterlebt, wie der Thüringer abstürzte. Seine Frau war nicht mit auf den Gipfel gekommen. Sie wartete völlig ahnungslos auf der Steinlingalm, als sie von dem schweren Unglück erfuhr. Der KID brachte die drei Begleiter mit seinem Einsatzwagen sicher zurück ins Tal. Die Bergretter räumten die Unfall- und Erstversorgungsstelle.

„Hervorragende“
Zusammenarbeit

Gegen 16 Uhr war der Einsatz beendet. Daran beteiligt waren zehn Einsatzkräfte der Bergwacht Sachrang-Aschau, zwei Bergwachtler im Dienste des KID Berg aus den Bereitschaften Hausham und Rosenheim, der RTH Christoph 14 und die Alpine Einsatzgruppe der Polizei. „Durch die hervorragende Zusammenarbeit konnte der Verunglückte schnell gerettet werden“, dankt Einsatzleiter Riepertinger allen Beteiligten. „Für unsere Bergwacht war es der 70. Einsatz in diesem Jahr im Einsatzgebiet von der österreichischen Grenze bis zur Kampenwand“, bilanziert er. Doch einen so schweren Unfall auf der Kampenwand habe es schon seit Langem nicht mehr gegeben.

Die genauen Ermittlungen zum konkreten Unfallhergang am Mittwoch werden durch einen Polizeibergführer der Grenzpolizeiinspektion Raubling geführt.

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