Rosenheim/Oberaudorf/Glasgow – Von Rosenheim über Luxemburg nach Frankreich und bis auf die Britischen Inseln. Knapp 3800 Kilometer haben Thomas Reith (30) und Dominik Heiß (28) inzwischen zurückgelegt – mit dem Rad, und ohne einen Cent für Unterkünfte ausgegeben zu haben. Angekommen in Glasgow haben sie zwei Drittel der geplanten Tour geschafft. Auf ihrem Instagram-Kanal „schene_zeit“ geben sie Einblicke in ihre Reise.
Bei Wind und
Regen über die Insel
Und weil die Reise nicht nur ein privates Vergnügen sein soll, sondern die beiden auch etwas Gutes tun wollen, haben sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Egal, ob eine Einzelspende oder eine Spende pro geradeltem Kilometer, das Geld soll eins zu eins an die inklusive Petö-Schule in Niederaudorf gehen, wo Dominik Heiß als Pädagoge arbeitet.
„Wir haben
einfach geklingelt.“
Aus einer Gartenhütte in der Nähe von Glasgow erreichte die Redaktion der Anruf der beiden Radreisenden. „Wir sitzen hier in Britanniens schönstem Garten 2012“, berichtet Dominik. Zeitungsartikel, die über die Auszeichnung berichten, hängen an der Wand, im Kamin knistert ein Feuer. Wie sie die Menschen, die dort wohnen, kennengelernt haben? „Wir haben einfach geklingelt.“ Beide wirken etwas zerzaust, denn: „Wir haben das Wetter naiverweise unterschätzt“, sagt Thomas Reith und lacht. Rund drei Wochen sind die beiden jetzt unterwegs. Und etwa genauso lang waren Wind, Regen und Temperaturen um die 15 Grad ihr Begleiter. In dem Gartenhaus der älteren Dame können sich die gebürtigen Bad Feilnbacher aufwärmen, duschen, ihre Sachen trocknen und sich auf die Weiterreise vorbereiten. Unterwegs haben sie viel Herzlichkeit von den Menschen erfahren, berichten sie. Wenn sie nach Wasser fragten, erhielten sie
außerdem noch Obst, Kekse oder Süßigkeiten. „Ein Mann hat uns einmal Bier und Chips an unser Zelt gebracht“, erzählt Reith. Denn bislang haben sie noch keinen Cent für eine Unterkunft ausgeben müssen. Entweder schlafen sie in einem Zelt oder suchen Zuflucht bei Einheimischen. Mit Erfolg: „Die Leute hier sind sehr nett. Wir haben viele schöne Begegnungen genießen können“, erklärt Heiß. Oft gab es dann – typisch britisch – Tee mit Milch. Auch eine bekannte Persönlichkeit war dabei: „Wir haben zufällig den Gitarristen der Band Kajagoogoo kennengelernt“, berichtet Heiß. Die Band hatte in den 1980er-Jahren mit dem Song „Too shy“ einen Nummer-eins-Hit.
In 99 Tagen über 5000
Kilometer geradelt
Den Traum vom großen Abenteuer auf zwei Rädern haben sich Heiß und Reith 2021 erstmals erfüllt. In 99 Tagen ging es für sie von Rosenheim über die Schweiz, Frankreich, Spanien bis nach Portugal – über 5000 Kilometer. Geschlafen haben sie auch damals schon nur im Zelt, in der Hängematte unter freiem Himmel oder bei Menschen zu Hause, die sie aufgenommen haben.
Die Freunde kennen sich von klein auf, seit inzwischen 23 Jahren. Reith war nach der Schule und Ausbildung auf Weltreise. 2020 zwang ihn die Corona-Pandemie zu einer Pause. Zu dieser Zeit wohnte er mit Dominik in einer WG. Dort entstand auch die Idee für die Radreise nach Portugal. Derzeit studiert er Grundschullehramt in Regensburg. Dominik Heiß absolvierte bereits während seiner Ausbildung zum Erzieher sein Anerkennungsjahr an der Petö-Schule und ist dort heute Teil des Teams.
Die letzte Etappe:
Irland und England
Ihren nördlichsten Punkt haben die beiden jungen Männer inzwischen erreicht. Das schönste Fleckchen für Dominik Heiß war „definitiv der Garten, in dem wir übernachten durften“. Thomas Reith war besonders von der Küstenlandschaft in Nordengland beeindruckt. Weiter geht die Reise für Reith und Heiß wieder ein Stück Richtung Süden, dann über die irische See nach Nordirland und Irland und zurück nach London. Von dort aus wollen sie mit der Bahn oder dem Flugzeug zurück in die Heimat.