„Wirklich brutal“

von Redaktion

In der Region häuften sich in den letzten Monaten tragische Motorradunfälle, die auch die Fahrlehrer schwer treffen. Wie man als Ausbilder mit diesen tragischen Ereignissen umgeht, erklären zwei erfahrene Fahrlehrer.

Rosenheim – Es schien kein Ende zu nehmen. In den frühen Sommermonaten erschütterten die Region immer wieder Nachrichten von schweren Motorradunfällen. So beispielsweise am 4. Juli, als bei Vogtareuth eine 26-jährige Bikerin tödlich verunglückte. Oder als am 9. Juli ein 22-Jähriger mit seinem Motorrad gegen eine Straßenlaterne fuhr. Auch er verstarb noch an der Unfallstelle.

Tragisch für hinterbliebene Familienmitglieder und Freunde. Aber selbst Fahrlehrer treffen Meldungen wie diese sehr. „Das nimmt einen natürlich mit“, sagt Alex Breu von der Fahrschule „Habenstein & Breu“ in Rosenheim. „Es ist wirklich brutal und ein sehr heikles Thema.“ Wenn man als Fahrlehrer von einem Unfall eines ehemaligen Schülers erfährt, frage man sich natürlich, ob man etwas an der Ausbildung ändern müsse. „Man gibt sein Bestes als Fahrlehrer“, betont Breu. Natürlich bringe man den Fahrschülern einen verantwortungsbewussten und sicheren Umgang mit dem Motorrad bei. „Aber nach der Prüfung hängt es vom Fahrschüler ab.“

Fahrlehrer:
„Nimmt einen mit“

Viele Fahrlehrer würden sich auch aufgrund des Risikos dagegen entscheiden, am Motorrad auszubilden, erklärt Breu. Auch von ihm ist bereits ein ehemaliger Fahrschüler verunglückt. „Da habe ich sehr mit mir selbst gehadert“, sagt der Fahrschul-Betreiber. Er habe danach noch viel darüber nachgedacht, wie der Schüler damals im Praxisunterricht gefahren sei. Letztlich versuche man aber immer, seine Schützlinge perfekt vorzubereiten. Nicht umsonst wird auch in der Fahrschule das Verhalten in gewissen Gefahrensituationen geübt. So beispielsweise mit der Grundfahraufgabe „Gefahrenbremsung“, die auch ein Teil der Prüfung ist.

Auch Kurt Bartels, stellvertretender Vorsitzender beim Deutschen Fahrlehrerverband, musste es bereits erleben, dass ein ehemaliger Fahrschüler tödlich verunglückt ist. „Ich bin inzwischen 66 Jahre alt, das ist passiert, als ich 30 war – und ich weiß heute noch seinen Namen“, sagt Bartels. „Man ist mit Herzblut dabei und baut auch eine Beziehung zu den Schülern auf“, erklärt der Fahrlehrer. Natürlich würden solche Ereignisse schockieren.

Was sowohl Breu als auch Bartels betonen: Die Ausbildung am Motorrad ist für Fahrlehrer extrem anspruchsvoll. Schließlich habe man – anders als beim Auto – keine direkte Möglichkeit einzugreifen. „Die Ausbildung ist mit einem höheren Risiko verbunden“, sagt Bartels. Man müsse immer vorausdenken, erklärt Breu. Die Motorradfahrstunden erfordern auch bei den Lehrern maximale Konzentration.

Auch Ausbildung
mit hohem Risiko

Zu Rasern und Knieschleifern haben die beiden Fahrlehrer eine ganz klare Meinung. „Viele überschätzen ihre Fahrkünste“, sagt Breu. Wenn man beispielsweise sehe, dass sich ein Fahrschüler direkt nach der bestandenen Prüfung ein hochmotorisiertes Renn-Motorrad kauft, bringe ihn das schon zum Nachdenken. Auch Bartels kenne Fälle, in denen die Fahrschüler bis zur Prüfung „artig und brav“ fahren und im Anschluss „die Sau rauslassen“. Für Breu ist aber dennoch klar: „Selbst nach Unfällen muss man am Ende einfach professionell bleiben und weitermachen. Man sollte deshalb nicht gleich das Handtuch werfen.“

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