Kiefersfelden/Oberaudorf – Die Idee, das öffentliche Verkehrsnetz des Nachbarlandes an der Grenze des Inntals mit einzubinden, gibt es bereits seit ein paar Jahren. Kein Wunder also, dass der Kiefersfeldener Bürgermeister Hajo Gruber sich im Juli 2023 freute, als unter anderem „sein Baby“ geboren wurde. Seitdem ist die Gemeinde, ebenso wie Oberaudorf, Teil des Verkehrsverbundes Tirol.
Ticket gilt für
ganz Tirol
Davon sollten vor allem diejenigen profitieren, die mit ihrem Bahnticket über Kufstein hinaus wollen. Denn hier enden alle deutschlandweit gültigen Karten. „Wer also zum Beispiel in Kundl oder Wörgl arbeitet, brauchte bisher zwei Tickets“, meinte Gruber. Jetzt können Pendler von Kiefersfelden oder Oberaudorf mit dem Jahresticket des VVT zum Beispiel auch bis Innsbruck oder Ischgl fahren. Doch auch für Rentner, Studenten oder Schüler aus dem Inntal, die immer wieder nach Tirol müssen, sollte es durch die neuen Tarife einfacher werden, wie Oberaudorfs Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt bei dem Beitritt betonte.
Was in der Theorie so verlockend klang, lässt sich nach gut einem Jahr auch an den Zahlen ablesen. „Die Bayerische Eisenbahngesellschaft stellte fest, dass sich zwischen Kufstein und Oberaudorf die Fahrgastzahlen werktags zu Schulzeiten um über 20 Prozent erhöhten“, heißt es vonseiten des Rosenheimer Landratsamtes. Auch an den Wochenenden stiegen die Zahlen der Fahrgäste demnach um 13 Prozent. „Die Zusammenarbeit funktioniert mustergültig“, bilanziert Gruber. Er bekommt seit dem Beitritt immer wieder mit, dass einige Kiefersfeldener das Ticket nutzen. „Und auch andersherum fahren einige Tiroler mit dem Zug zu uns, um zum Beispiel in unser Bierzelt zu kommen“, meint der Rathauschef.
Auch in Oberaudorf werden die neuen Möglichkeiten gut genutzt, wie Florian Seebacher, Geschäftsleiter der Gemeinde, auf Nachfrage bestätigt. Damit die Tickets des VVT auch bei der Bayerischen Regiobahn anerkannt werden, investiert die Rosenheimer Verkehrsgesellschaft rund 40000 Euro pro Jahr. 2500 Euro übernehmen jeweils die beiden Inntal-Gemeinden.
Gespräche zu
MVV-Ausweitung
Auch der Rosenheimer Landrat Otto Lederer ist erfreut, dass das Miteinander nicht mehr an der Grenze endet. „Es wäre wünschenswert, wenn das in anderen Bereichen des Transitverkehrs ebenso gehandhabt würde”, meint er und spielt damit wohl eindeutig auf den Streit rund um die Blockabfertigungen an. Doch zumindest auf der Schiene scheint man sich über die Zusammenarbeit einig zu sein. Mehr noch. Laut dem Landratsamt sollen sogar Gespräche mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) aufgenommen werden, um das Tiroler Netz über das Inntal auszuweiten. „Das wäre natürlich eine schöne Sache“, sagt Gruber, der sich damals schon dafür ausgesprochen hätte, die Grenze bis nach Rosenheim zu verschieben: „Das würden zum Beispiel aktuell sicher einige Tiroler gerne zum Herbstfest nutzen.“
Doch so schnell geht es dann wohl doch nicht. „Die Abstimmungen befinden sich derzeit noch in einem sehr frühen Stadium“, teilt Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Rosenheimer Landratsamtes, auf Nachfrage mit. Daher gebe es auch noch keine konkreten Informationen oder Ergebnisse, ob und wie weit sich der Tiroler Verkehrsverbund noch ausweiten lässt.