„Mia gfrein uns schon so“

von Redaktion

Interview Vom Herbstfest direkt zur Wiesn – Wie sich Franz Vordermayer vorbereitet

Großkarolinenfeld – „Nicht einmal 30 Minuten hat es gedauert, dann hatten alle zugesagt.“ Franz Vordermayer, geschäftlicher Leiter der Karolinenfelder, hatte sich schon mehrmals mit seiner Kapelle für die musikalische Unterhaltung der Besucher des Oktoberfests beworben. Jetzt aber hat es endlich geklappt: Vom 21. September bis zum 6. Oktober werden die Karolinenfelder im Pschorr-Bräurosl-Zelt aufspielen. Die Karolinenfelder, unter der musikalischen Leitung von Karl Beinhofer (Trompete, Flügelhorn), sind 18 Frauen und Männer, Bläser, Gitarrist, Akkordeon, Keyboard und Schlagzeug, sowie die drei Sänger Lisa Mayr, Uli Schneider und Sepp Weinzierl. Doch wie bewirbt man sich auf der Wiesn? Wie bereitet man sich darauf vor? Und gibt es ein Lieblingslied? Ein Gespräch mit Franz Vordermayer über den Alltag eines Musikers auf der Wiesn.

„Nach der Wiesn ist vor der Wiesn“ – ist das für euch so?

Ja, schon. Wir spielen seit dem Jahr 1968 als Blaskapelle Großkarolinenfeld – heute „Die Karolinenfelder“ – als Festkapelle der Auer-bräu-Festhalle auf, und sind ein fester Bestandteil des Rosenheimer Herbstfestes. Und wir spielen gern. Blasmusik und Partymusik – alles geht. Unser Programm reicht von gemütlicher beziehungsweisegehobener bayerisch-böhmischer Blasmusik über Swing und Big Band-Musik bis hin zu den derzeit aktuellen Schlagern und Hits. Unsere Hauptprobenzeit ist im Winter, aber eigentlich spielen wir das ganze Jahr über. Los gehts im Frühjahr mit den Starkbierfesten und Frühlingsfesten, dann kommen die Volksfeste und das Herbstfest. Wir haben auch schon in Österreich, in Südtirol und in der Schweiz aufgespielt und waren sogar schon zum Oktoberfest in Brasilien.

Nun also spielt ihr beim wahren Oktoberfest auf. Wie kommt man zu der Ehre, auf der Wiesn zu spielen?

Man bewirbt sich bei allen großen Zelten, und dann bekommt man entweder eine Absage oder man hört gart nichts oder es klappt und man erhält eine Zusage. In unserem Fall ist es aber eine etwas längere Geschichte. Ich hatte mit dem Wirt schon mal persönlich Kontakt, hatte ihm damals auch gesagt, dass wir – sollte Not am Mann sein – aus der Patsche helfen könnten. Die Wiesn-Kapelle Josef Menzl aus Pentling bei Regensburg durfte abends ja mit einem Schlag 2022 nicht mehr aufspielen, da die Besucher des Festzelts Partymusik und keine Blasmusik hören wollten. Im vergangenen Jahr sind sie zwar nochmals aufgetreten, aber heuer brauchte es eine neue Kapelle. Und da wurden wir als Erste gefragt. Nicht einmal 30 Minuten hat es gedauert, dann hatten alle unsere Karolinenfelder zugesagt. Jetzt sind wir alle schon sehr gespannt und freuen uns sehr auf unseren Auftritt in der Bräurosl.

Wie stellt man sich das Leben auf der Bühne vor? Wie oft habt ihr Pausen oder könnt ihr euch mal zurückziehen?

Wir haben unsere festen Auftrittszeiten. Auf der Münchner Wiesn werden wir einen Mitgliederausweis haben, und ab 12 Uhr und am Wochenende schon ab 11 Uhr werden wir dann für jeweils acht Stunden aufspielen. Dazwischen hat man zwei-, dreimal jeweils eine Viertelstunde Pause, da können wir essen, verschnaufen, uns frisch machen. Wir haben sogar einen kleinen Raum unter der Bühne, aber einen echten Rückzugsraum haben wir nicht. Eigentlich sind wir immer auf der Bühne.

Stichwort Auftritte und Termine: Wie haltet ihr euch fit?

Was den Terminplan angeht, ist alles eng getaktet. Gleich am Montag nach dem Herbstfest-Ende, also am 16. September bauen wir ab und am Freitag, den 20 September, also einen Tag vorm Bieranstich, haben wir in der Bräurosl schon Soundcheck. Da müssen wir schon schauen, fit zu bleiben. Wir haben ja nur drei Tage Zeit, um uns zu erholen. Beim Alkohol muss man aufpassen, aber das ist nicht mehr wie früher (lacht). Unser „Doping“ sind Vitamine und Mineralien. Denn wenn es so warm ist wie derzeit, dann herrschen auf der Bühne Temperaturen von um die 40 Grad.

Aber ihr seid ja nicht nur Musiker. Sondern übt im wahren Leben auch einen normalen Beruf aus und habt Familien. Jetzt spielt ihr im Auerbräu, dann gehts gleich weiter nach München.

Unsere Mitglieder kommen aus der Region, aus München, aus Altötting und dem Berchtesgadener Land, und alle sind wir zwischen 23 und 58 Jahren alt. Bis auf zwei unserer Musiker sind wir alle berufstätig. Das heißt, für die Wiesn nehmen wir uns Urlaub. Aber das ist halt so, denn das Musik machen ist uns wichtig. Und: Unsere Familien unterstützen das.

Ihr habt viele Auftritte, habt ein großes Repertoire, aber kommt nicht irgendwann der Moment der Zeitpunkt, wo man sagt, jetzt ist es gut?

Nein. Wir spielen gern zusammen. Wir haben ein riesiges Repertoire, das ja. Aber dann kommen Wünsche der Festzeltbesucher, dann spielt man den Wiesnhit drei- bis viermal. Apropos Wiesnhit: Ein solcher fehlt noch heuer, da gibt es noch keinen echten Favoriten. Und überhaupt: Unser Repertoire hat eine so große Bandbreite, da wird es nie langweilig.

Und hast du dennoch
einen Lieblingshit?

Hm, das sind eigentlich ganz viele Stücke, die mir gefallen. Doch einer hat es mir ganz besonders angetan. Der Hit von Udo Jürgens „Ich war noch niemals in New York.“

Interview: Elisabeth Kirchner

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