Ein prall gefülltes Leben

von Redaktion

Nachruf Rott trauert um Agnes Ständer – Viele Projekte mit Herzblut verwirklicht

Rott – Agnes Ständer, beliebte und engagierte Bürgerin von Rott, wurde jetzt zu Grabe getragen. Alle, die die stets agile Agnes Ständer kannten, waren von ihrem Tod überrascht. Pfarrer Bruno Bibinger hielt in der gut gefüllten Kirche den Seelengottesdienst. Eine Fahnenabordnung der Freiwilligen Feuerwehr Rott verabschiedete ihr Mitglied. Die Verstorbene brachte sich immer in die Dorfgemeinschaft ein und war in vielen Vereinen Mitglied.

In seiner Ansprache ging Pfarrer Bruno Bibinger auf den Lebenslauf von Agnes Ständer ein. Sie wurde als zweite von vier Töchtern im Januar 1936 in München geboren und wuchs in Obermenzing auf. Sie machte die damals noch eigene Ausbildung als Volksschullehrerin. 1957 heiratete sie. Mit ihrem Mann, der Musiklehrer am Wasserburger Gymnasium wurde, kam Agnes nach Rott. Sie bekam fünf Töchter.

Pfarrer Bibinger würdigte sie für ihre vielen Verdienste für die Kirche. Sie war lange Jahre im Pfarrgemeinderat und im Dekanatsrat. Sie machte Kirchenführungen und spielte lange Zeit im Kirchenorchester die Geige.

Hans Senega sprach für die CSU. Er dankte ihr für ihr Engagement für die Gemeinde. Agnes Ständer saß von 1990 bis 2008 drei Wahlperioden im Gemeinderat. Dabei war sie immer bereit, Verantwortung zu übernehmen.

1970 gründete der ASV eine Damenfußballmannschaft. Agnes Ständer spielte sofort im Sturm mit, ihre Töchter nahm sie gleich mit. Die Damenmannschaft hatte damit eine „Ständerachse“.

Rektorin Manuela Strobl von der Grund- und Mittelschule erzählte über das Wirken an der Schule. Agnes Ständer war insgesamt 42 Jahre dort tätig. Sie begann bereits 1958 als Volksschullehrerin. Von 1973 bis 1989 wirkte sie als Konrektorin. Danach wurde sie Rektorin, bis sie im Jahr 2000 in Rente ging. Sie setzte sich immer für ihre Schüler ein, besonders die Schwachen lagen ihr am Herzen. Und kein Kind verließ die Schule, ohne eine Lehrstelle zu haben. Dafür hat schon Agnes Ständer gesorgt.

Viele Projekte, die Agnes Ständer übernommen hatte, nahmen in der Schule ihren Anfang. So ein wichtiges Projekt war es, den Kindern das Lesen nahezubringen. Lesen ist ein wichtiger Schritt zur Bildung, war die Verstorbene überzeugt. Sie gründete mit dem Pfarrverband die Rotter Bücherei und führte sie ehrenamtlich 53 Jahre bis zu dem Zeitpunkt, als sie wegen Corona nicht mehr aufmachen durfte. Auch das Projekt des Schulweghelfers organisierte sie noch in ihrer Rektorenzeit. Und sie war sich nicht zu schade, 20 Jahre jeden Morgen in der Früh aufzustehen und den Kindern von 7.30 bis 8 Uhr an der Bahnhofstraße den Schulweg hinüberzuhelfen. Und das bei jedem Wind und Wetter. Der Zweite Bürgermeister Fredi Zimpel bedankte sich für die Gemeinde. Er schilderte Agnes Ständer als starke Persönlichkeit, die das Zusammenleben intensiv geprägt hat. Sie habe sich immer für den Zusammenhalt stark gemacht. Sie war immer für alles offen, so Zimpel. Er bedanke sich besonders für ihre Berichte in der Wasserburger Zeitung. Sie machte das über 30 Jahre lange und mit ihr war Rott am Inn immer gut in der Presse positioniert. Außerdem war sie eine passionierte Kletterin. Sie bestieg Gipfel bis 4500 Meter in Österreich, Italien und der Schweiz. Fürwahr, ein reich gefülltes Leben.

Anrührend ist in der Todesanzeige der Zusatz: „Im Sinne der Familie bitten wir von Trauerkleidung Abstand zu nehmen“. Ihre Tochter Susi erläuterte warum. Natürlich sei es traurig, wenn ein geliebter Mensch gehe. Aber in Trauer versinken, das sei nie der Stil von Agnes Ständer gewesen. Man solle sich vielmehr freuen, wenn ein Mensch ein reiches Leben habe erleben dürfen. Und so ist auch das Bild von ihr am Altar zu verstehen. Es zeigt sie ganz fröhlich mit einem Glas Sekt in der Hand. Richard Helm

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