Am See oder im Sonnenschein

von Redaktion

Viel Glück im Unglück: Vor neun Monaten schloss das Altenheim in Riedering. Nachfolger waren nicht zu finden. Bis ein Riederinger das Heft in die Hand nahm und eine Alternative schuf.

Riedering – In der Gemeinde wird heute (Freitag, 13. September) offiziell ein Haus mit zwei ambulant betreuten Wohngemeinschaften (WG)  eröffnen: „Ein Glücksfall,“ so Klaus und Lukas Oberfeld. Denn das Altenheim Haus Renate löste sich Ende 2023 auf. Gleichzeitig aber besteht der Wunsch nach einer qualifizierten Versorgung jüngerer schwerstpflegebedürftiger und/oder älterer Menschen außerhalb der eigenen vier Wände.

Oberfelds mussten
nicht lange überlegen

Die Familie Oberfeld hat einen Betrieb in Bad Endorf, ist aber in Riedering seit vielen Jahrzehnten beheimatet. Aber dann habe er in den OVB-Heimatzeitungen gelesen, dass das Haus Renate schließt, berichtet der 75-jährige Senior-Chef. Von den vergeblichen Bemühungen der Gemeinde, eine Nachfolge-Institution zu animieren, das Altenheim mitten in Riedering weiter zu betreiben. Davon, dass auch drumherum viele Altenheime zumachen. Obwohl die Nachfrage enorm ist und dass es überall an Pflegepersonal mangelt. Da habe man nicht lang überlegen müssen, sagt Oberfeld.

Schon vor fünf Jahren hatte sich die Familie als Investor bei der Wohngemeinschaft „Naturpark“ in Bad Endorf eingebracht. Mit dem Pflegedienst Außerklinische Intensivpflege Bianca Glavas GmbH, seit 2016 im Südosten Bayerns auf den Intensiv-Pflegedienst spezialisiert, habe man dabei den richtigen Partner an seiner Seite. Schnell war man sich einig, dass man eine solche Wohngemeinschaft auch in Riedering betreiben wolle. Auch die Gemeinde zog sofort mit und stimmte einer Nutzungsänderung zu. Das Konzept – zwei getrennte WGs – stand schnell. Zwölf Zimmer im ersten Stock und im Dachgeschoss bilden die WG Am See. Die acht Zimmer im Erdgeschoss sind die WG Sonnenschein.

Statt lichtem Türkis an der Außenwand erstrahlt nun alles in Weiß, innen wurde binnen weniger Monate umgebaut, saniert, renoviert. Vier Zimmer im Dachgeschoss dienen Pflegerinnen als Unterkunft. Pflege bedeutet Stress, ist aber auch Berufung. „Man muss es lieben.“

Ein Zimmer
ist noch frei

Irhad Salihic muss es wissen: Er ist gelernter Krankenpfleger, und nicht nur für die WG in Bad Endorf, sondern auch für die beiden WGs in Riedering verantwortlicher Leiter. Seit Mitte Mai ist die WG Sonnenschein geöffnet und wie nicht anders zu erwarten war sie gleich voll belegt. Seit Mitte Juli steht auch die WG Am See offen. Da ist – Stand heute – nur noch ein Bett frei.

Der Bedarf ist enorm, sagt Salihic. Die ambulante häusliche Versorgung sei oftmals für die Familienangehörigen und auch für den oder die Betroffenen mit unzumutbaren Belastungen verbunden, in vielen Fällen seien aber auch die eigenen vier Wände für eine qualifizierte und spezialisierte Versorgung nicht geeignet. Oder es sei aufgrund der Diagnose nicht möglich, die Patienten in „normalen“ Pflegeheimen unterzubringen, fügt Bianca Glavas hinzu. „Wir könnten noch so viel mehr Patienten aufnehmen.“ Die Wartelisten sind voll.

Das ehemalige Haus Renate ist nun also ein Haus mit zwei WGs für junge Leute mit kognitiven Einschränkungen. Jung: Das steht für Menschen zwischen 25 und 65 Jahren. Die WGs verfügen jeweils über eine eigene Küche.

Gewohnte Umgebung,
professionelle Pflege

20 Pflegerinnen und Pfleger werden sich künftig in Riedering um das Wohl der ihnen anvertrauten Patienten kümmern. Das mag nach Luxus klingen, sagt Salihic, aber es gehe um das Wohlbefinden der Patienten. Der Mensch steht im Mittelpunkt, er soll in seiner gewohnten Umgebung umfassende und professionelle Hilfe von examinierten Kräften erfahren.

„Alles in allem war es ein Kraftakt,“ bekennen Oberfeld und Glavas.

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