Rosenheim/Inntal – „Alles nicht so dramatisch“, sagt Dr. Tobias Hafner. Der Chef des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim sollte es wissen. Denn in seinem Haus laufen Wetterprognosen und Pegelstände zusammen. Beides sah Hafner am gestrigen Montag recht entspannt: „Wir gehen davon aus, dass die Bäche wieder anschwellen. Das sieht man teilweise auch schon. Aber es wird auch nicht heftiger, als es am Samstag war.“
Und da hatten die Feuerwehren die Lage gut im Griff, wie Kreisbrandrat Richard Schrank schon am Samstagnachmittag zufrieden Zwischenbilanz zog. Die Regenmengen seien zwar höher gewesen als ursprünglich gedacht, aber damit hätten die Feuerwehren umgehen können.
Infrastruktur blieb
an Ort und Stelle
„Alles, was Samstag im Einsatz war, blieb vor Ort, ist auf Stand-by“, so der oberste Feuerwehrmann im Landkreis gestern. In Raubling sind das unter anderem Hochleistungspumpen und Boote. Aufgrund der erwarteten Niederschläge am Montag und Dienstag drohe eine zweite Welle, „deswegen blieb die eingerichtete Infrastruktur an Ort und Stelle“, sagt Richard Schrank. Das Personal rückt kurzfristig wieder an, wenn nötig. Wegen der gesättigten Böden sei man aufseiten der Feuerwehr eher vorsichtig.
Hafner ist optimistisch, dass sich bei einer zweiten Welle keine neuen Baustellen auftun. Er hat sich am Samstag selbst die Lage in Achenmühle angesehen, da fließe – im Gegensatz zum Juni – alles gut ab. Und auch für das Mühltal bei Nußdorf sehe er keine Probleme. „Zumindest nicht, wenn die Prognosen einigermaßen stimmen“, sagt Hafner. Und in der Regel täten sie das, mit leichten Abweichungen.
Die 50 Liter Regen pro Quadratmeter, die der Hochwassernachrichtendienst des Wasserwirtschaftsamtes vorhersagt, hat Schrank auch im Blick. „Hoffentlich verteilen die sich auf den ganzen Montag und Dienstag“, sagt der Kreisbrandmeister.
Die Schneeschmelze in höheren Lagen aufgrund des Regens „beunruhigt uns nicht groß“, sagt Hafner, an Inn und Mangfall seien keine größeren Probleme zu erwarten, „der Inn kratzt vielleicht mal an der Meldestufe 1“. Schrank wäre es lieber, die Schneeschmelze ließe sich noch zwei oder drei Tage Zeit, Kopfzerbrechen bereitet sie aber auch ihm nicht. Zumal die Feuerwehr die nicht so gravierende Situation am Samstag genutzt und fleißig Sandsäcke befüllt, die Bestände aufgestockt hat. Allein 6000 neue Sandsäcke liegen laut Kreisbrandrat in Rohrdorf parat, weitere sind im Landkreis verteilt, „die wären kurzfristig abrufbar“.
Aufmerksam,
aber gelassen
Aufmerksam, aber verhältnismäßig gelassen, sind nicht nur die beiden Männer, die die Situation am genauesten im Blick haben. Auch Kilian Hager, Kommandant der Kiefersfeldener Feuerwehr, dessen Truppe als eine der ersten am Samstag ausrücken musste, ist recht entspannt. Die Mini-Mure, die kurzzeitig für Aufmerksamkeit sorgte, sei vom Bauhof längst beseitigt. Und: „Wir haben genug Puffer, bei uns schaut‘s gar nicht so schlimm aus.“
In Raubling, vor allem im Ortsteil Kirchdorf, waren die Anwohner laut Schrank am Samstag schon unruhig. Dank Hochleistungspumpen und präventiver Arbeit habe die Feuerwehr den Anliegern aber die Angst nehmen können. Hinzu kam, dass die Menschen selbst aufgerüstet haben. Eine Kirchdorferin berichtet, dass in ihrer Nachbarschaft mehrere Privatleute Pumpen angeschafft haben. Die waren am Samstag reihum im Einsatz, da, wo es gerade nötig erschien.
Raublings Feuerwehrkommandant Michael Margreiter, Samstag noch Teil des lokalen Krisenstabs, war am gestrigen Montag „ganz normal in der Arbeit“. Krisenmodus? Eher nein, meint er. „Wir lassen uns überraschen. Was kimmt, kimmt. Das sehen wir ganz pragmatisch.“