Riedering – „Rettung aus Pkw, angenommene Wirbelsäulenverletzung“: Die OVB-Reporterin stellt sich als Unfallopfer zur Verfügung, es ist ja schließlich nur ein Szenario. Denn die Feuerwehrler und First Responder aus Söllhuben und Riedering kommen an diesem kalten und regnerischen Abend zu einem gemeinsamen Übungsabend zusammen. Junge und erfahrene Feuerwehrkameraden, auch bei den First Respondern, sind ein Querschnitt der Bevölkerung – und doch eint sie alle der Wunsch, sich ehrenamtlich zu engagieren, zu helfen und im Notfall Menschenleben zu retten.
Vier Stationen
zu bewältigen
Vier Stationen haben sie aufgebaut, reihum gehen die Mannschaften von Station zu Station. Wie ist der Wagen der First Responder bestückt? Und was mache ich mit dem Equipment aus den beiden Koffern? Korbinian Schmitzberger, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Riedering und First Responder, packt aus dem Koffer aus: Blutdruck-Manschette, Messgerät für Blutzucker/Sauerstoff-Sättigung, Fieberthermometer („während Corona unerlässlich“), Verbandszeug („mit der Manschette hier könnt ihr einen Armbruch schienen“) und Tourniquet („damit könnt ihr Blutungen stillen“) und und und. Alles wird vorgeführt und erklärt.
An der Station von Lorenz Stocker, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Riedering und First Responder, geht es um Reanimation. Also um Herzdruck-Massage und Defibrillator: „Der Zusammenbau ist kein Hexenwerk.“ Jeder darf an die Puppe ran. Denn „jede Minute zählt.“ Vor dem Feuerwehrhaus liegt ein altes, ausgemusterte Auto des Sozialwerks Simssee auf der Seite. Florian Kink, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Söllhuben, erklärt das weitere Vorgehen.
Die Entscheidung, wie und mit welchen Mitteln ein Unfallfahrzeug gesichert wird, trifft der für die technische Rettung zuständige Abschnittsleiter. Das eingesetzte System sollte so positioniert werden, dass es bei der Rettung nicht im Weg ist. Dazu sind geeignete Anschlagpunkte am Fahrzeug zu wählen. Radkeile, Standgurte – jeder der Teilnehmer darf und muss ran. „Denn im Notfall seid ihr beide vor Ort.“
Auch wenn die Firsties, wie sie sich liebevoll nennen, sich um die medizinische Hilfeleistung kümmern und die Feuerwehrkameraden für die technische Hilfeleistung zuständig sind. Maik Hirthe, Söllhubener Feuerwehrkommandant, weist auf Besonderheiten hin. Beispielsweise, dass man beim E- beziehungsweise Hybrid-Auto darauf achten müsse, wo die Hauptstromleitung verläuft. Und dass es für diese Autos andere Löschmethoden gibt, wie unter anderem Rollcontainer, die dann geflutet werden, um das Auto abzukühlen.
Und schon geht es wieder weiter zurück in die Halle. Dort steht die Übung – Rettung aus Pkw mit angenommener Wirbelsäulenverletzung – an.
Die Reporterin darf sich in einen Pick-up setzen. Maximilian Hinkofer, Notfallsanitäter bei den Maltesern, leitet die Übenden an: Ein Helfer muss meinen Kopf halten, ein anderer legt mir eine Halskrause an, dann wird mir die Trage untergeschoben und behutsam werde ich aus dem Auto gehoben. Alles in allem sind sechs Einsatzkräfte mit mir beschäftigt. Die Manschette drückt, das Gefühl, dass ich mich nicht bewegen soll beziehungsweise im angenommenen Ernstfall nicht bewegen kann, ist beklemmend.
„Das Wichtigste habt ihr vergessen“, sagt Maximilian Hinkofer. „Ihr müsst mit der Patientin reden, sie beruhigen.“ Der ganze Spuk dauert nicht einmal fünf Minuten, fünf Minuten, die mir unendlich lang vorkommen, aber im Ernstfall mir und meiner Gesundheit dienen.
„Das sollten
wir öfter machen“
Maik Hirthe und seine Mithelfer zeigen sich nach dem gemeinsamen Übungsabend zufrieden. Auch die Feuerwehrler und Firsties sind angetan. Marianne Loferer, Zweite Bürgermeisterin Riederings, war als First Responderin auch bei der Übung dabei.
Übungen an sich werden regelmäßig abgehalten, sagt sie. Es gebe auch immer wieder die gemeindliche gemeinsame Großübung. „Dass Firsties und FFWler zusammen üben, war bisher nicht so. Das sollten wir öfter machen. Wir treffen uns ja auch im Einsatz.“
Elisabeth Kirchner