Bad Endorf – Regnerisches Wetter ist normalerweise nicht das, was man sich zur Eröffnung einer Außenanlage erhofft. In Bad Endorf aber war der Dauerregen am Montag, 16. September, zwar nicht gerade erwünscht, zeigte sich dann doch als durchaus passende Zutat. Dort wurde nämlich der neue MobiFit-Parcours der Gesundheitswelt Chiemgau eröffnet. Dabei handelt es sich um eine Anlage, die all jenen, die sich aufgrund einer Operation oder schlicht wegen ihres Alters mit sicherem Gehen etwas schwertun, als Übungsfeld dienen wird.
Und was den Regen anbelangt: Auch im Alltag ist es nicht immer trocken, die verschiedenen Straßen- oder Gehwegbeläge, aber auch die Treppen, auf die man trifft, werden bei Regen oft noch mal ein ganzes Stück herausfordernder. Und insofern kann als sicher angenommen werden, dass der neue Mobilitäts-Parcours nicht nur bei schönem Wetter genutzt werden wird. Die 50 Gäste der kleinen Feier bekamen deshalb trotz des Regens einen durchaus lebensnahen Eindruck von der Anlage.
Die Nutzer werden zunächst mal all jene sein, für die das Gehen zu einer Herausforderung geworden ist: die Patienten der Geriatrie sowie der ambulanten wie stationären Orthopädie der Simssee Klinik. Eingeladen zur Benutzung sind aber auch – und das nicht nur so nebenbei, sondern ganz ausdrücklich – alle Einwohner Bad Endorfs. Für GWC-Vorstand Dietolf Hämel wie für Bürgermeister Alois Loferer liegt ja gerade in dieser Offenheit die besondere Bedeutung des Parcours. Weil dadurch nicht nur die Gesundheitswelt ein weiteres wichtiges Werkzeug für ihren Werkzeugkasten in Sachen Rehabilitation gewinnt, sondern etwas geschaffen wurde, das auf ganz Bad Endorf und sogar darüber hinaus ausstrahlt.
Der Chefarzt der Geriatrie, Dr. Gerhard Meier, macht die Wichtigkeit dieser Breitenwirkung deutlich: „Gehsicherheit zu erhalten ist mit die wichtigste Vorsorgemaßnahme, die man als älterer Mensch für sich treffen kann“, sagt er. „Denn ein Sturz in fortgeschrittenem Alter ist nicht selten der erste Schritt in Richtung Pflegebedürftigkeit“. Den Parcours immer wieder einmal zu benutzen ist deshalb etwas, was er nicht nur den Kurpatienten, sondern vor allem auch allen älteren Bad Endorfern dringend ans Herz legen möchte. Und Christine Wagner, Geschäftsführerin der Simssee Klinik, wünscht sich auch die Angehörigen auf dem Parcours: „So gewinnen die einen Eindruck, wie unsicher oder sicher sich der ältere Mensch zum Beispiel mit einem Rollator bewegt. Das so gewonnene Vertrauen hilft, manche bange Wartestunde zu vermeiden, weil der Angehörige länger unterwegs ist, als man vermutete“.
Der Parcours ist ja auch viel mehr als eine Ansammlung unterschiedlicher Bodenbelagsarten, vom Waldboden bis zu Treppenstufenbelägen. Seine Grundidee resultiert aus einer Bachelorarbeit der TH Rosenheim. In ihr wurde im Jahr 2016 untersucht, wie ein solcher Parcours beschaffen sein müsste, um richtig wirkungsvoll zu sein. Sprich: Auf welche Geh-Situationen trifft der Mensch in seinem normalen Alltag und durch welche Stationen kann man diese so nachbilden, dass sie ein echtes, weil praxisnahes, Übungsfeld bieten.
Für Dietolf Hämel ist der Parcours deshalb auch etwas, das die Art, wie man sich bei der Gesundheitswelt um die Patienten kümmert, auf den Punkt bringt: „Uns weiterzuentwickeln heißt für uns nicht zuletzt, immer besser darauf zu schauen, was den Patienten aber auch Kurgästen in ihrer Lebenswirklichkeit zu Hause begegnet.“ Und auch Bürgermeister Loferer betont, dass er stolz darauf sei, wie dynamisch man sich in der GWC auf verändernde Lebenswelten einstellt: „Man versucht hier wirklich, maßgeschneiderte Programme zu erstellen.“
Den Versuch, möglichst nah am Alltag der Menschen zu sein, macht man in der Reha-Betreuung der Simssee Klinik natürlich schon lange. Mayra Böser, Ergotherapeutin in der Klinik, bringt ein Beispiel: „Wenn es ums Treppensteigen geht, versuchen wir, die Übungen so zu gestalten, dass sie dem Treppenweg entsprechen, den man zu Hause überwinden muss. Und dabei gilt: Lieber ein bisschen mehr, dann fällt der Alltag später leichter.“ Für sie ist der Parcours ein Riesengewinn, weil er so viele verschiedene Trainingsmöglichkeiten in sich vereint.
Kurz: Der Parcours ist, wie Dietolf Hämel und Alois Loferer übereinstimmend sagten, sicher ein kleines Vorhaben, verglichen mit allem anderen, was dort derzeit gestemmt wird. Es ist aber eines, das das Bemühen der GWC, sich aktiv für die Gesunderhaltung nicht nur ihrer Patienten einzusetzen, besonders deutlich macht. Alois Loferer: „Der Parcours ist eindeutig eine Bereicherung für die Klinik und für Bad Endorf. Ich bin nicht nur dankbar dafür, sondern auch stolz darauf.“