Rohrdorf – Wer den Wohnungsbau in einer Gemeinde vorantreiben will, braucht Grundstücke. Die hat Rohrdorf, denn seit Längerem ist man dabei, Flächen genau für diesen Zweck zu erwerben. Doch damit ist es nicht getan: Man braucht auch jemand, der sie bebaut. Und wie diese Frage zukunftsweisend zu lösen wäre, darum ging es in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Die Flächen an einen Bauträger abzugeben, wäre eine Lösung – wenn es um sozialen Wohnungsbau gehen soll, aber sicher nicht die beste, darüber war sich der Gemeinderat von vornherein einig. Denn ein Bauunternehmer muss verständlicherweise Gewinn machen, damit sind sozialverträgliche Mieten aber nur schwer zu vereinbaren.
Der Alternativvorschlag, den Gemeinderat Schorsch Loferer (Bürgerblock) einbrachte, lässt die „Bauhoheit“ bei der Gemeinde, aber doch auch wieder nicht: Warum nicht ein Kommunalunternehmen gründen, an das die komplette Wohnungsfrage abgegeben werden kann? Nur damit, so Loferer, sei gemeindlicher Wohnungsbau überhaupt zu stemmen. Denn die Summen, um die es beim Neubau von Mehrfamilienhäusern geht – pro Bau mehrere Millionen Euro – sind im Haushalt der Gemeinde nicht unterzubringen.
Theoretisch, so ergänzte Bürgermeister Simon Hausstetter (Bürgerblock), könnte die Gemeinde natürlich Kredite aufnehmen, doch sei nicht auszuschließen, dass dem die Finanzaufsicht des Landkreises auf Dauer einen Riegel vorschiebe: Bevor ihr Kredite aufnehmt, so könnte dort zu hören sein, erhöht erst einmal eure Abgaben- und Steuersätze. Etwas, was die Gemeinde aber, solang es geht, vermeiden will.
Ein Kommunalunternehmen sei, so Schorsch Loferer, von dieser Beschränkung nicht betroffen. Und noch einen positiven Effekt gäbe es: Die Gemeindeverwaltung müsste sich nicht mehr um die „Bewirtschaftung“ der derzeit schon in Gemeindebesitz befindlichen Wohnbauten kümmern, das könnte das Kommunalunternehmen mit schultern.
Der Gemeinderat fand die Grundidee durchaus überlegenswert, hatte jedoch auch einige Vorbehalte: Maria Haimmerer (CSU) etwa befürchtete, dass durch die Auslagerung ein Verwaltungswasserkopf entstehen könne, der vor allem eines mit sich bringe: jede Menge Personalausgaben. Das Rohrdorfer Sozialwerk, das unlängst seinen 50. Geburtstag feierte, habe ja ein solches Abenteuer in den 1990er-Jahren überstehen müssen und dabei so gut wie seine kompletten Rücklagen eingebüßt.
Bürgermeister Hausstetter meinte, solche Befürchtungen seien verständlich, auf der anderen Seite sei das Sozialwerk aber gerade auch ein positives Beispiel für die Auslagerung von Aufgaben, die der Gemeinde wichtig seien, die sie aber nicht selbst schultern könne.
In der weiteren Diskussion kristallisierte sich eine Art Kompromisslösung heraus: Man könnte versuchen, sich für die reinen Verwaltungsaufgaben an überörtliche Institutionen anzuschließen, eventuell auch mit anderen interessierten Gemeinden einen Verwaltungsverbund zu gründen: Die Erfolgsgeschichte des Abwasserzweckverbandes sei hierfür das beste Beispiel. Wichtig, auch darüber bestand im Gemeinderat Einigkeit, sei dabei aber, dass die Gemeinde beziehungsweise ihr Kommunalunternehmen, „die Hand auf ihren Grundstücken und deren Verwendung“ behalte.
Gelingt ein solches Konstrukt, wäre in Zukunft sozialer Wohnungsbau in Rohrdorf viel leichter und damit schneller möglich. Dabei könnten auch Wohnformen ins Auge gefasst werden, die für Rohrdorf neu, aber wichtig sind, wie etwa Mehrgenerationenwohnen. Einen entsprechenden Antrag hatte die CSU-Fraktion ja bereits vor Längerem gestellt.
Natürlich waren sich alle im Gemeinderat darüber klar, dass bis zur Ausarbeitung einer passenden Konstellation noch einige Zeit vergehen wird, auch der Abwasserzweckverband sei ja keineswegs von heute auf morgen entstanden. Mit dem einstimmigen Beschluss, sich daran zu machen, ist aber zumindest eine erste wichtige Weichenstellung für Rohrdorfs Wohnungszukunft bereits erfolgt.jt