Pfaffenhofen – Erhabene Klänge ertönen in der Pfaffenhofener Pfarrkirche St. Laurentius. Eine beeindruckende Vielfalt an Tönen setzt sich zu einer eindrucksvollen Melodie zusammen. Wer die geschwungene Treppe zur Empore der Kirche hinaufsteigt, trifft dort auf Leni Feichtner, die Kirchenmusikerin und Chorleiterin. Sie sitzt auf der schmalen Bank der Orgel und bereitet sich auf den nächsten Einsatz vor. Hinter ihr ragen in imposanter Höhe und unzählbarer Menge die Orgelpfeifen auf – von der meterlangen Pfeife bis zum wenige Zentimeter kurzen Pfeifchen.
Fast 200 Jahre
altes Exemplar
„Es sind etwa 850 Stück“, erklärt Organist Konrad Heimbeck. Die Orgel in St. Laurentius ist damit das größte erhaltene Instrument des bedeutenden Orgelbauers Joseph Pröbstl, der von 1798 bis 1866 lebte. Sie stammt aus den Jahren 1831 bis 1833 und hat damit inzwischen ein stolzes Alter erreicht.
Für den Laien erklingt die Pfaffenhofener Orgel auch zeitlos wunderbar. Experten wie Heimbeck und Feichtner allerdings erkennen leichte Einbußen bei einigen Tönen. „Sie könnte frischer klingen, geschmeidiger“, so Heimbeck. Um die Orgel auch für die Zukunft zu erhalten, ist daher dringend eine Renovierung notwendig. Die kostet nicht nur sehr viel Geld, sondern ist auch mit immensem Aufwand verbunden.
„Es braucht eine grundlegende Instandsetzung“, erklärt Leonhard Baumann, der Vorsitzende des Pfaffenhofener Pfarrgemeinderates. Im Holz seien Spuren eines Holzwurms zu sehen, einige der Pfeifen seien wahrscheinlich verbogen. „Manche Töne hören sich an, als würden sie kaum Luft bekommen“, erklärt Organist Heimbeck. Er geht davon aus, dass Pfeifen verstaubt seien. Manche der Tasten am Spieltisch seien außerdem inzwischen etwas schwergängig. „Die Orgel ist eine verstaubte Prinzessin, doch eigentlich ist sie ein Juwel“, betont er.
Das Instrument gilt als eines der bedeutendsten Dokumente frühromantischen Orgelbaus in Süddeutschland. Joseph Pröbstl war Anfang des 19. Jahrhunderts der führende Orgelbauer in Schwaben und Bayern. Die Orgel wurde speziell für die Akustik der Pfarrkirche St. Laurentius als Unikat gefertigt. Pfeifenwerk sowie die Spiel- und Registertechnik sind fast vollständig erhalten. Ebenfalls noch original erhalten ist der Spieltisch, der freistehend mit Blick zum Altar mittig vor dem Gehäuse steht. Die geschweiften Registerhebel gelten als Spezialität Pröbstls. Die sogenannte „Messerrücken“-Pedalklaviatur ist eine süddeutsche Eigenart, die es ebenfalls nur sehr selten gibt.
Die Renovierung ist nicht nur angesichts der Dimensionen der Orgel anspruchsvoll. Immerhin müsse sie wahrscheinlich komplett zerlegt werden, vermutet Heimbeck. Mittels Hebebühne würden die Einzelteile von der Empore abtransportiert, um in entsprechenden Werkstätten bearbeitet werden zu können. Aber auch der Denkmalschutz wird intensiv beteiligt. Immerhin gehe es nicht nur darum, das Instrument wieder fit für die Zukunft zu machen – die Orgel soll auch wieder in den Originalzustand versetzt werden. Denn bei einer alten Restaurierung im Jahr 1975 wurden zum Beispiel einige Prospektpfeifen erneuert, die sich nun unter anderem durch die Art der Legierung von den übrigen Pröbstl’schen Pfeifen unterscheiden. Solche Veränderungen sollen wieder rückgängig gemacht werden.
Nach erster Schätzung wird die Renovierung rund 200000 Euro kosten. „Wir sind darauf angewiesen, den Großteil der Summe selbst aufzubringen“, so Pfarrgemeinderat Baumann. Man rechne mit einem kleinen Beitrag der Erzdiözese und versuche, den Rest über Spenden und Fördergelder einzunehmen. Auch einige Aktioverkauf wurden gestartet.
Konzert am
kommenden Samstag
Im Rahmen des diözesanweiten Orgelwochenendes wird Konrad Heimbeck am Samstag, 12. Oktober, um 19 Uhr ein Konzert auf der Orgel geben, um auf das Vorhaben aufmerksam zu machen. Inzwischen, so Baumann, liege der Spendenstand bei rund 50000 Euro. Im nächsten Schritt soll nun ein Orgelbauer ein Leistungsverzeichnis aufstellen. Damit könne man dann auch Förderungen und Zuschüsse beantragen. Das Ziel sei es, die Renovierung in den nächsten Jahren zu starten. Dann soll das Orgeljuwel aus seinem Prinzessinnenschlaf geweckt werden.