Pittenhart – Als 1724 der Grundstein für den heutigen Hilgerhof gelegt wurde, hätte wohl niemand gedacht, dass der Bauernhof später einmal als Heimatmuseum und Kulturstätte dienen würde. Jetzt feiert das altehrwürdige Gebäude seinen 300. Geburtstag. Der Kulturverein Hilgerhof hat dafür ein Jubiläumsprogramm zusammengestellt.
Der Name blieb
von Anfang an
Von der Familie Hilger im Jahr 1724 als stattlicher Dreiseithof erbaut, befand sich das Anwesen lange in Familienbesitz. Nach dem Aussterben der Niederbrunner Familie hatte der Hof seine besten Jahre hinter sich und wechselte oft seinen Besitzer. Im Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als bescheidene Unterkunft für Flüchtlinge und wurde später nur noch als Schafstall und Geräteschuppen verwendet. Was aber über die Jahre und den wechselnden Besitzern blieb, war der Hofname „Hilgerhof“.
Mit dem Hilgerhof geht auch der Name Tosso Erwin Herz einher. Der Münchner Versicherungsdirektor kaufte das Anwesen 1963 von der inzwischen verstorbenen Niederbrunner Bäuerin Maria Hans. Mit viel Idealismus, Geld und fachkundiger Unterstützung wurde das Anwesen von Grund auf renoviert und modernisiert. Dem neuen Hofbesitzer stand der Münchner Denkmalpapst, Regierungsbaumeister und Architekt Dr. Erwin Schleich als Freund und Helfer bei. Auch der damalige Traunsteiner Kreisheimatpfleger Dr. Paul Töpfner nahm sich der Sache mit allem Nachdruck an.
Für die Einrichtung trug Tosso Herz alte Gegenstände aus ganz Bayern zusammen. Als Wahl-Niederbrunner lebte er bis zu seinem Tod 1974 im Alter von nur 54 Jahren im Chiemgau.
Nach seinem Tod wurde der Hilgerhof dem Landkreis Traunstein als „Herz’sche Heimatstiftung Hilgerhof“ entschädigungslos übereignet. „Damals hatte keiner geahnt, wie teuer das dem Landkreis zu stehen kommen würde“, so der damalige Landrat Hermann Steinmaßl bei der offiziellen Eröffnung der „Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof“ im Jahr 2009. Die Entscheidung zur Aktivierung des Heimatmuseums Hilgerhof habe sich als richtig erwiesen, bekräftige Steinmaßl, der in der Gemeinschaftsleistung mit der Gemeinde Pittenhart ein Symbol für Heimatverbundenheit sah.
Die Umgestaltung des Hilgerhofes zum Dokumentations- und Begegnungszentrum ist ein Gemeinschaftswerk der Pittenharter Bürger, auf das sie stolz sein könnten und das beispielgebend für die Region sei, so der Tenor aller Redner bei der Einweihungsfeier, wie Helga Pis, Pittenharts Kulturreferentin, damals schrieb. Seitdem ist der Hilgerhof ein Heimatmuseum, in dem auch Veranstaltungen und Tagungen abgehalten werden können. Pittenharts damaliger Bürgermeister Hans Spiel war maßgebend dafür verantwortlich, dass der Landkreis Traunstein das Anwesen in die Hände der Gemeinde Pittenhart gegeben hat. Die Gemeinde, vor allem aber der neu gegründete Kulturverein, verpflichteten sich damals, den Hilgerhof finanziell unabhängig von der Gemeinde zu betreiben und durch die Übernahme, den Erhalt und Betrieb der Dokumentations- und Begegnungsstätte Hilgerhof kulturelle Zwecke zu fördern. Heute hat der Kulturverein rund 250 Mitglieder.
Die Baukosten wurden durch ein europäisches Leader-plus-Förderprogramm, vom Landkreis Traunstein und der Gemeinde Pittenhart übernommen.
Vielfältige Kulturangebote
Mit dem Kulturbredl hat der Verein zudem eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe in Pittenhart etabliert. Mit traditionellen Veranstaltungen, Bildungs- und Schulangeboten, Konzerten und Theatervorstellungen ist der Hilgerhof, was Vielschichtigkeit und Qualität der Veranstaltungen betrifft, eine schier unübertroffene Einrichtung in der Umgebung. Und das ist bis heute so geblieben. Der Kulturverein, mit seinem aktuellen Vorsitzenden Sepp Reithmeier, sorgt stetig für ein kulturelles Programm, das sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreut. emk