Oberaudorf/München – Es ist ein bisher einzigartiges Projekt im Rosenheimer Landkreis, das acht junge Menschen aus München nach Oberaudorf bringt. Ab November ziehen vier Frauen und vier Männer inklusive Hund von der Großstadt in die Inntal-Gemeinde und haben einige Pläne im Gepäck: „Siebdruckwerkstatt, Konzerte, Vorträge, Seminare, Yogaklassen, solidarische Küche, wir haben viele Ideen“, sagt Fabio Wolf, Mitbegründer der sogenannten „Kobel 13”-Gruppe.
Neues Haus muss
renoviert werden
Bis es jedoch so weit ist, gibt es noch einiges zu tun. Der 250 Quadratmeter große Wohnraum, der „sehr zentral” in Oberaudorf liegen soll, muss zunächst renoviert und unter den acht neuen Mietern aufgeteilt werden. „Das meiste davon wollen wir selber machen“, sagt Wolf, der trotz des abgeschlossenen Kaufvertrags noch nicht verraten will, in welches Haus die Gruppe einziehen wird. „Das machen wir erst, wenn alles fertig ist“, sagt er. Zumal er auch den aktuellen Eigentümer bis November „in Ruhe lassen“ möchte.
Möglich wird das „Kobel 13“-Projekt durch das sogenannte Mietshäuser-Syndikat. Was klingt wie eine geheime Untergrundorganisation, ist eine deutsche Beteiligungsgesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Häuser aus dem Markt „zu befreien“. Die Idee: „Eine Übernahme von Häusern in Selbstorganisation“, heißt es vonseiten der Gesellschaft. Das bedeutet, dass sich Gruppen wie die von Wolf zusammenschließen und sich nach Wohnraum umschauen, den sie gerne erwerben wollen.
Um aber, wie im Fall von Oberaudorf, 800000 Euro zusammenzukriegen, brauchen sie die Hilfe von vielen Privatpersonen, die ihnen Geld leihen. Die Gläubiger bekommen ihr Geld später
anteilsmäßig über die Miete der neuen Eigentümer zurück. „Wir zahlen damit einen fairen Preis, sind nicht so stark auf Bankkredite angewiesen und kümmern uns um die Instandhaltung des Hauses“, erklärt Fabio Wolf. Aus Sicht des Miethäuser-Syndikats ist das Haus damit vom Markt „gerettet“ und wird Teil von mittlerweile rund 200 Projekthäusern in Deutschland.
Die neuen Bewohner, die alle zwischen 26 und 36 Jahre alt sind, wollen sich aber auch mit offenen Angeboten für die Oberaudorfer und der näheren Umgebung revanchieren. Wie viel Platz für Kochabende, Yogaklassen oder Proberäume bleibt, muss sich allerdings noch herausstellen. „Wir werden sehen, was am Ende möglich ist“, meint Wolf, der als Schlagzeuger nichts gegen einen Musikraum im Keller hätte. Allerdings müsste man auch die Interessen der anderen Mitbewohner sowie die dafür notwendigen Genehmigungen bedenken.
Auch der organisatorische Aufwand sei bei dem Projekt nicht zu unterschätzen. „Wir haben noch nie zusammen gewohnt und arbeiten größtenteils in München“, sagt Wolf. Allerdings seien alle acht erfahren mit dem Leben in Wohngemeinschaften. Für die neuen Bewohner sei es außerdem ein Ziel, langfristig in der Region anzukommen. „Ich werde am Anfang noch nach München pendeln, schaue mich aber auch nach einem Job in der Gegend um“, sagt beispielsweise Wolf, der als Sozialarbeiter beschäftigt ist.
Eichhörnchen
im Logo
Warum die Wahl für das Projekt ausgerechnet auf Oberaudorf fiel, erklärt Wolf mit einem Zufall. „Ein paar von uns waren beim Klettern unterwegs und haben einen Aushang gesehen. Also haben wir angefragt.“ Auch das Eichhörnchen als Logo und der Name „Kobel 13“ ist ein Zufallsprodukt. Denn die Gruppe sucht bereits seit einiger Zeit nach einem geeigneten Haus und wäre beinahe in der Nähe von Bruckmühl fündig geworden. Da der Name der dortigen Straße das Wort „Kobel” enthielt, wurde die Bezeichnung für die junge Gruppe gefunden, auch wenn das Projekt dort nie zustande kam. Nun soll es also in Oberaudorf funktionieren.