Pittenhart – Auf einen bewegten Lebenslauf kann Pittenharts ältester männlicher Bürger zurückblicken, der nun seinen 95. Geburtstag feierte.
Im Weitmoos bei Eggstätt ist Josef Thaller 1929 auf die Welt gekommen und wuchs zunächst in Eggstätt auf. Als er die zweite Klasse besuchte, zog die Familie nach Ellerding in der Gemeinde Amerang um. Nach der Volksschule zog es Josef Thaller allerdings wieder Richtung Eggstätt und er begann bei der Wagnerei Alfons Linder eine Lehre zum Wagnergesellen. Drei Wochen nach Lehranfang musste der damals 15-Jährige im letzten Kriegsjahr nach Grafenwöhr, wo er militärisch ausgebildet wurde. Kurz vor Kriegsende wurde er nach Neubeuern versetzt. Auf Anraten seiner Vorgesetzten beendete er zusammen mit drei Kameraden die Ausbildung in der Neubeuerer Kaserne kurzerhand selbst und kehrte zu den Eltern nach Ellerding heim. In den Wirren des Kriegsendes konnte er seine Lehre in Eggstätt nicht weiterführen.
Für den jungen Thaller ergab sich die Möglichkeit, als Knecht bei einem Bauern in Meisham bei Eggstätt zu arbeiten. Er suchte aber weiter nach einer Lehrstelle. Drei Jahre dauerte es, bis er im Herbst 1948 auf der Fraueninsel eine Ausbildungsstelle als Bootsbauer gefunden hatte.
Seinem Lehrbetrieb, dem Bootsbau Heistracher, blieb er noch einige Jahren nach der erfolgreichen Abschlussprüfung treu, bis er 1964 zur Schreinerei Hans Mittermaier nach Pittenhart wechselte. Dort arbeitete er, bis mit 63 Jahren der wohlverdienten Ruhestand anstand.
Thaller hatte immer Zeit für den Schützenverein, gemeinsam mit seiner Frau besuchte er die Veranstaltungen und fuhr bei den Ausflügen mit. Als Rentner hat man den Thaller Sepp auch eine Zeitlang als Mitarbeiter am Pittenharter Wertstoffhof getroffen.
In seiner Zeit auf der Fraueninsel lernte er auch seine spätere Frau Annemarie kennen. Die Pittenharterin war im Kloster auf der Insel im Dienst, und auf der Insel – so erzählt der Jubilar – lief man sich immer wieder über den Weg. Aus der anfänglichen Freundschaft wurde Liebe und 1958 haben die beiden in Birkenstein geheiratet.
1962 wurde in Nöstlbach das Eigenheim bezogen. „Sparen mussten wir gscheid“, so der Jubilar heute, „als Alleinverdiener konnten wir keine großen Sprünge machen“. Das Haus musste bezahlt und eingerichtet werden, aber alles in allem: „Wir waren glücklich“, erzählt Sepp Thaller. Mit der Geburt der Tochter Gisela im Juli 1964 war das Familienglück komplett. Die kleine Familie war oft unterwegs, unternahmen Ausflüge auf die Fraueninsel und in die Berge.
Für die Thallers war es eine sehr willkommene Entscheidung, als die Tochter – mittlerweile verheiratet – und der Schwiegersohn neben dem Elternhaus bauten. Beim Hausbau stand der Sepp mit Rat und Tat zur Seite. Enkelin Lara brachte das Leben der Großeltern noch einmal richtig in Schwung. Gisela sagt schmunzelnd, dass ihr betagter Vater für die Enkelin heute noch durch den Reifen springen würde und dass ab der Geburt von Lara Opa und Oma die besten Kinderbetreuer gewesen seien.
Wie es im Leben immer so passiert, wird es nicht nur von Sonnenschein bestimmt, auch dunkle Stunden ziehen immer wieder ein. So auch, als Mitte 2004 Sepps Frau eine einschlagende Diagnose bekam. Der Gesundheitszustand von Annemarie schwand zusehends, im Januar 2006 starb sie. Für Josef Thaller begann ein neuer Lebensabschnitt, und wie er sagt, hat er zum Glück seine Kinder im Haus nebenan, die jetzt zu jeder Zeit für ihren Vater und Opa da sind und ihn bestens unterstützen.
Bei guter Gesundheit wurde am Michaelistag der 95. Geburtstag gefeiert. Nach dem familiären Mittagessen beim Wirt ging’s heim, um beim Nachmittagskaffee mit Nachbarn, Freunden, Bürgermeister Josef Reithmeier und Pfarrer Christoph Kronast den hohen Ehrentag zu feiern.emk