Viele Fragezeichen rund um A8-Ausbau

von Redaktion

Autobahn GmbH stellt Stand des Großprojektes vor – Warten auf Leipziger Entscheidung

Frasdorf – Es gleicht einem Wunder, dass die Autobahn A8 überhaupt noch steht. 90 Jahre alt, immer wieder repariert und seit Jahrzehnten in der Planungsschleife für einen Neubau. Eine chronisch überlastete, gefährliche Urlaubs-Route: zweispurig, ohne Beschleunigungsstreifen an der Anschlussstelle, ohne Standstreifen. 60000 Fahrzeuge wälzen sich am Tag in jede Fahrtrichtung, bei Unfällen durch Straßen und Siedlungen der anliegenden Orte wie Frasdorf.

Zusätzliche Belastung
ab Januar erwartet

Ab Januar droht eine Verschärfung des Verkehrschaos: Wenn an der BrennerAutobahn die Sanierung diverser Brücken beginnt, muss sich die Blechlawine einstreifig durch die Baustellen zwängen. Viele werden auf die Salzburger Autobahn ausweichen, obwohl die A8 ab dem Inntaldreieck Richtung Osten zum Nadelöhr wird. „Der Ausbau dieses Bereiches ist von höchster Dringlichkeit“, betonte Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH, auf der Bürgerversammlung am Mittwoch in Frasdorf.

Das Projekt hängt
in der Schwebe

Wann und wie es im 7,8 Kilometer langen Abschnitt zwischen Achenmühle und Bernauer Berg weitergeht, wollten die Bürger wissen. Wann die Brücke in Seebach endlich gebaut wird? Was aus der bei Leitenberg wird? Und wie der Autobahnbau abläuft, wenn es denn mal losgeht? Viele Fragen, auf die sich die Frasdorfer eine Antwort erhofften. Die bekamen sie von Josef Seebacher auch – allerdings immer mit einem großen Fragenzeichen. Denn das Projekt hängt in der Schwebe.

Im Februar 2024 gab die Regierung von Oberbayern zwar grünes Licht für den sechsstreifigen Ausbau des Abschnittes zwischen der Anschlussstelle Achenmühle und dem Bernauer Berg, den Umbau der Anschlussstelle Frasdorf sowie den Neubau der Prientalbrücke. Doch lange währte das Baurecht nicht. Im April klagte der Bund Naturschutz gegen den Planfeststellungsbeschluss. Erst vor wenigen Tagen sandte die Autobahn GmbH ihre Stellungnahme zur Klagebegründung ans Bundesverwaltungsgericht nach Leipzig. Wann eine Entscheidung fällt, ist nicht bekannt.

Für die Autobahnbrücken bei Seehaus und Leitenberg aber drängt die Zeit. Die in Leitenberg ist einsturzgefährdet, muss aber noch so lange halten, bis die in Seehaus fertig ist. Daher darf sie künftig nur noch regelkonform mit Fahrzeugen bis zu sechs Tonnen genutzt werden. Das sollen bauliche Höhen- und Breitenbegrenzungen garantieren.

Frühestens Anfang 2027 könnte die neue Brücke in Seehaus befahrbar sein, schätzt der Autobahn-Sprecher. Gebaut werden kann allerdings nur, wenn Baurecht besteht, denn die Autobahnbrücke ist Teil des Gesamtprojektes. Und auch die Ausschreibung der Bauleistungen ist erst dann erlaubt. Trotzdem laufen die Vorbereitungen. Die Grundstücksverhandlungen sind im Gange. Die archäologischen Grabungen haben begonnen. Im Idealfall – wenn nichts gefunden wird und das Baurecht bestätigt wird – könnten die Bauarbeiten Mitte 2025 beginnen.

Alles hängt vom
Gerichtsurteil ab

Würde die Klage des Bund Naturschutz vom Bundesverwaltungsgericht abgeschmettert, könnte der Ausbau der A8 beginnen. Die Trasse soll doppelt so breit wie die bestehende Autobahn werden. Zu den zwei Fahrstreifen pro Richtung kämen je eine weitere Fahrspur und ein Standstreifen hinzu. Die bisherige Breite pro Fahrtrichtung steigt von neun auf 14,50 Meter. Neu und großräumig gestaltet wird die Anschlussstelle Frasdorf.

Aus der Bürgerschaft kam die Kritik am „unglaublichen Flächenverbrauch von 100 Hektar“ und die Frage, ob ein „4+2-Ausbau“ nicht nachhaltiger wäre als dieses Großprojekt. Die meiste Fläche, so Seebacher, werde für Lärm- und Gewässerschutz sowie mehr Sicherheit gebraucht. Zudem werde sich die Lebensqualität der Frasdorfer Anwohner verbessern, denn die Autobahn rücke von der Bebauung ab.

Eine Einhausung
für die Autobahn

Im Ergebnis des Planungsdialogs und weil keine Gemeinde so nahe an der A8 klebt wie Frasdorf, soll die Autobahn im Ortsbereich abgesenkt werden und in einem 590 Meter langen Tunnel – einer grünen Einhausung – verschwinden. Dieses Bauwerk soll so eingegrünt werden, dass es aus dem Ort kaum mehr wahrnehmbar sei, so Seebacher: „Das ist die beste Lösung für Frasdorf und etwas Einmaliges.“ Es sei ein Glück, dass Frasdorf diese Einhausung bekommen habe, betonte auch Gemeinderätin Christine Domek-Russwurm.

Der alleinige Bau zweier Standstreifen hätte laut Seebacher eine Gesamtbreite von zwölf Metern pro Fahrtrichtung, würde aber nicht als „Ausbau“ gelten und brächte demzufolge für Frasdorf keine Erleichterung in Sachen Lärmschutz. Zudem würde die Autobahn bei dieser Variante noch näher an den Ort heranrücken. Unter Verkehr zu bauen, sei außerdem wesentlich teurer. Und: Der Verkehr müsste während der Bauarbeiten einspurig in jede Fahrtrichtung geführt werden. Enorme Staus auf der Autobahn und in den angrenzenden Ortschaften wären vorprogrammiert. Über Jahre hinweg.

Der geplante sechsspurige Ausbau der Autobahn sei logistisch einfacher, so Seebacher. Zuerst würden bei Ginnerting und östlich der Anschlussstelle Frasdorf Behelfsbrücken gebaut, um die „grüne Brücke“ in offener Bauweise erstellen zu können. Sie ist die zentrale Baumaßnahme, in deren „Windschatten“ alle anderen Arbeiten erfolgen. Pro Fahrtrichtung werden allein für den 590 Meter langen Tunnel etwa vier Jahre Bauzeit veranschlagt.

Zuerst werde die Fahrbahn Richtung München gebaut, so der Autobahn-Sprecher. Während dieser Zeit könne der Verkehr auf der bestehenden Autobahn ungestört fließen. „Nur an den Übergangsbereichen könnte es zu Einschränkungen kommen.“ Ist die Fahrtrichtung München fertig, wird der gesamte Verkehr auf die neue Trasse verlegt und die Fahrtrichtung Salzburg gebaut. „Der Verkehrsfluss auf der A8 und den lokalen Querungen soll während der Bauarbeiten sichergestellt werden“, versprach Seebacher.

Prientalbrücke wird
2025 nochmal saniert

Die Brücke bei Ginnerting habe statische Probleme, machte er klar, und müsse noch vor dem Neubau der Autobahn mit Stützen gesichert werden. Damit die Prientalbrücke bis zu ihrem Neubau durchhält, müsse sie 2025 noch einmal mit fünf Millionen Euro „zwischensaniert“ werden. Die Information verursachte ein Raunen in der Bürgerschaft, denn die zu erwartenden Staus auf der Autobahn verlagern sich dann vermutlich auch wieder in den Ort.

Zufahrt nach Stockach
wird gesperrt

Die Erdmassen, die beim Aushub für die „grüne Brücke“ anfallen, sollen im Bereich zwischen Stelzenberg und Stockach zwischengelagert, beprobt und schließlich für den Lärmschutz wieder verbaut werden. Auf Anfrage einer Bürgerin aus Stockach bestätigte der Autobahn-Sprecher, dass die Zufahrt über die Stockacher Straße für die Dauer der Bauarbeiten gesperrt werden müsse.

Der sechsspurige Ausbau des Abschnittes zwischen Achenmühle und Bernauer Berg, der Umbau der Anschlussstelle Frasdorf und der Neubau der Prientalbrücke könnten rund 270 Millionen Euro kosten. Allerdings ist diese Kostenberechnung etwa fünf Jahre alt. Seitdem sind Energie-, Lohn- und Materialkosten enorm gestiegen. Eine aktuelle Baukostenschätzung gibt es nicht.

Artikel 3 von 11