Flintsbach – In der jüngsten Sitzung des Flintsbacher Gemeinderats stand das Scoping-Verfahren nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG) im Mittelpunkt, das derzeit vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) durchgeführt wird. Die Gemeinde hat die Möglichkeit, eine schriftliche Stellungnahme zu den vorgelegten Unterlagen abzugeben, um sicherzustellen, dass ihre Anliegen und Bedenken im Scoping-Verfahren berücksichtigt werden und zur Qualitätssicherung der Umweltverträglichkeitsprüfung beitragen.
Fläche von 45
Hektar benötigt
Gleich zu Beginn der Beratung stellten die Gemeinderäte fest, dass in den Untersuchungsräumen weder Baustelleneinrichtungsflächen noch Verkehrswege ausgewiesen sind. Diese müssten jedoch dringend berücksichtigt und untersucht werden, um mögliche Auswirkungen umfassend zu bewerten. Allein für die Baustelleneinrichtung wird zwischen Fischbach und Flintsbach eine Fläche von etwa 45 Hektar benötigt.
Während der rund zehnjährigen Bauzeit des Projekts wird die Gemeinde Flintsbach erheblichen Belastungen ausgesetzt sein. Zum bestehenden Durchgangsverkehr, der auch als Ausweichverkehr von der Autobahn dient, kommt der Baustellenverkehr hinzu. Die Verknüpfungsstelle Kirnstein befindet sich vollständig im Landschaftsschutzgebiet Inntal-Süd, einem intensiven Naherholungsgebiet. Die Einwohner der umliegenden Weiler sind in ihrem Lebensbereich massiv beeinträchtigt oder bedroht.
Der geplante Verladebahnhof Kirnstein gefährdet wichtige Naturflächen eines landwirtschaftlichen Biobetriebes sowie weitere Grünland- und Ackerflächen, die Tierlebensraum sind und zur Biodiversität beitragen. Der Abtrag von Mutterböden setzt Treibhausgase frei, was zu erheblichen Umweltschäden führt. Durchschnittlich werden 200 Tonnen CO2 pro Hektar im Dauergrünland und 119 Tonnen pro Hektar im Waldboden ohne Bewuchs gespeichert.
Der Verladebahnhof befindet sich am Altwasser und Einödsee, was die Flora und Fauna, einschließlich Wasserpflanzen, Fische und das Vertragsnaturschutzprogramm Biberlebensraum, stark negativ beeinflusst. In diesem Bauabschnitt werden rund 40 Hektar für Baustelleneinrichtungen beansprucht, was etwa 50 Prozent der verfügbaren Naturfläche im Talbereich beeinträchtigt und den Lebensraum von Pflanzen und Tieren stark gefährdet. Das entspricht etwa 56 Fußballfeldern.
Auch das jagdbare Wild wird durch Barrieren, Lärm und Licht in seinem natürlichen Verhalten eingeschränkt, was zu mehr Verbiss in der Waldverjüngung führen kann. Dadurch ist die Entwicklung eines klimaresistenten und gesunden Baumbestandes bedroht. Die massiven Flächeninanspruchnahmen zwischen Fischbach und Niederaudorf entziehen der Landwirtschaft rund die Hälfte der verfügbaren Flächen. Dies könnte die Existenz vieler Betriebe gefährden und die Pflege und Erhaltung der Kulturlandschaft beeinträchtigen, was die regionale Flora und Fauna gefährdet.
Die geplante Trasse führt am sensiblen Trinkwasserschutzgebiet der Gemeinde Flintsbach vorbei. Aufgrund der komplexen hydrogeologischen Gegebenheiten dürfen die Trinkwasserqualität und die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zu keiner Zeit beeinträchtigt werden. Es besteht die Befürchtung, dass Änderungen des Grund- und Bergwasserspiegels durch die Tunnelbauwerke eintreten könnten. Auch die Auswirkungen der oberirdischen Verknüpfungsstelle Kirnstein auf den Hochwasserschutz in den Inn-Auen bei vermehrt auftretenden Starkregenereignissen sind unklar. In diesem Zusammenhang wurde auch die Burgruine Kirnstein genannt, bei der zu befürchten ist, dass sie in Mitleidenschaft gezogen werden kann.
Ein weiterer sensibler Bereich ist die Land- und Forstwirtschaft. Baustelleneinrichtungen und Baumaßnahmen nehmen umfangreiche Flächen in Anspruch, was zu Qualitätseinbußen der Böden führt. Felder werden zerschnitten, überbaut und von Straßen und Wirtschaftswegen abgeschnitten, was die Erreichbarkeit erschwert. Landwirte müssen mit massiven Einbußen rechnen und Pacht- und Grundstückspreise werden steigen. Der Bauherr ist verpflichtet, für die betroffenen Flächen einen Ausgleich zu schaffen. Aufgrund der Flächenknappheit fordert die Gemeinde Flintsbach, dass Ausgleichsflächen nicht in den Gemeindebereichen Flintsbach und Oberaudorf sichergestellt werden.
Die Gemeinde Flintsbach kritisiert die vorgelegten Unterlagen für das geplante Bauprojekt als fehlerhaft und unvollständig. Weder die Umweltbeeinträchtigungen während der Bauphase noch die langfristigen Auswirkungen auf Mensch, Flora und Fauna wurden ausreichend berücksichtigt. Auch die Pflege der Kulturlandschaft durch die Landwirte bleibt unberücksichtigt, ebenso wie die Darstellung betriebswirtschaftlicher Flächen. Bei der Inanspruchnahme größerer Flächen könnte das Landesentwicklungsprogramm (LEP) nicht eingehalten werden. Es fehlen Darstellungen der offenen Bauweise, der Tunneleinfahrten, der Verlegung des Einödbaches sowie der Öl- und Gasleitung.
Untersuchungsflächen
erweitern
Die Untersuchungsflächen müssen erweitert werden, wobei der Untersuchungsraum für Tiere auch 1000 Meter beidseitig der Strecke umfassen sollte, da keine Ausweichmöglichkeiten bestehen. Zudem sind Überschwemmungsgebiete und hochwassergefährdete Bereiche in den Unterlagen nicht enthalten. Der Gemeinderat verabschiedete die Stellungnahme an das EBA schließlich einstimmig.