Spielregeln einhalten oder nicht bauen

von Redaktion

Kinder, die zwischen geparkten Autos hindurch zur Schultür laufen. Allabendlicher Parksuchverkehr in den Straßen des Wohngebietes. Zugeparkte Garagen und Einfahrten. Ärger mit den Nachbarn. In Großstädten Alltag, aber mitten im Dorf? Vogtareuth will das verhindern.

Vogtareuth – Sie waren sauer, die eine Frau und die sechs Männer am Ratstisch. Da hatten sie lang und breit mit dem Bauherren und seinem Architekten darüber diskutiert, dass für die 24 geplanten Wohnungen im Ertl-Anwesen sehr viele Stellplätze nötig sind – die Stellplatzsatzung der Gemeinde will es so: 48 für Bewohner, fünf für Besucher. Begeisterung löste das beim Bauherrn zwar nicht aus, aber verstanden wurde es. So zumindest der Eindruck der Mitglieder des Bauausschusses.

Antrag kommt
unverändert

Und dann lag jetzt ein Antrag auf Vorbescheid vor, der unverändert war. Bei dem wieder Parkplätze fehlten. Viele Parkplätze. Eingezeichnet waren 29, 53 müssten es nach Ansicht der Verwaltung sein. Die eingezeichneten Parkplätze, überwiegend im Hofraum, kleben so eng aneinander, dass Jakob Mayer (CSU/parteifreie Wähler) befürchtete, keiner käme aus dem Auto. Angetan von der Aussicht auf knapp 30 Autos auf so engem Raum mitten im Ort zeigte sich kein Ausschussmitglied.

Kommunalpolitiker und Verwaltung bestehen auch deswegen darauf, dass der Bauwerber die Stellplatzsatzung einhält, weil das Ertl-Anwesen direkt gegenüber der Schule ist. Deren Turnhalle ist zudem viel genutzter Veranstaltungsraum. Außerdem ist rundherum dichte Wohnbebauung. Kinder, die morgens zwischen geparkten Autos hindurch die Straße Richtung Schuleingang kreuzen, und allabendlicher Parksuchverkehr entlang der schmalen Straßen, das wollen die Verantwortlichen sich gar nicht erst vorstellen.

Sie hatten dem Bauwerber, einem Investor vom Starnberger See, geraten, eine Tiefgarage zu bauen. Denn die bestehende Scheune soll ohnehin abgerissen und durch einen neuen, leicht nach hinten versetzten Anbau ersetzt werden. Da bestünde die Möglichkeit, zumindest einen großen Teil der Parkplätze unter die Erde zu verlegen. Natürlich sei eine Tiefgarage teurer als oberirdische Parkplätze. Aber mit 24 Wohnungen zwischen 55 und 95 Quadratmetern verdiene der Bauherr ja auch gutes Geld, klang es zwischen den Zeilen mit.

Der Bauherr aber argumentiert eher mit Altenwohnungen. Für die die Stellplatzordnung der Gemeinde nur einen Parkplatz pro Wohneinheit vorsieht. Der Begriff Altenwohnungen ist planungsrechtlich schwer zu fassen, heißt es aus dem Bauamt, da die dargestellten Wohnungen auch anderen Personenkreisen zur Verfügung gestellt werden können. Altenwohnungen entsprechend der Stellplatzsatzung sind nach Ansicht der Verwaltung im Bereich von Betreutem Wohnen oder Ähnlichem anzusiedeln. 

Der potenzielle Bauherr hatte in seinem Vorbescheidsantrag noch weitere Fragen gestellt. Um die ging es in der Bauausschusssitzung aber gar nicht. „Warum sollen wir uns damit beschäftigen, das ist verschwendete Zeit“, befand Alexander Unrecht (CSU/parteifreie Wähler). Denn die fehlenden Stellplätze verhinderten sowieso die Zustimmung zu dem Projekt. Ausschussmitglieder und Verwaltung waren sich einig, dass der Antrag in der vorliegenden Form nicht genehmigt werde.

Diskussion ist
„verschwendete Zeit“

Eine Entscheidung, die die anwesenden Zuhörer – vermutlich aus der Nachbarschaft des Ertl-Anwesens – sichtlich aufatmen ließ. Waren die Gesichter während der Sitzung noch angespannt gewesen, blickten sie nach der Sitzung, im Gespräch vor der Rathaustür, deutlich entspannter drein.

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