Auf Streifzug im „Zukunftswald“

von Redaktion

Dr. Christian Sievi ist nicht nur Bankberater, sondern auch Waldbesitzer: Seit 16 investiert er in die Zukunft der Wälder. Er kann nur jedem raten, es ihm gleichzutun. Weshalb, hat er uns bei einem Waldspaziergang erzählt.

Vogtareuth – An einer Stelle wachsen ausschließlich Eichen, an einer anderen Linden und ein paar Meter weiter nur Buchen, die „Königinnen des Waldes“. Sie sind sehr dominant, wachsen schnell und vertragen Schatten gut – können aber andere Jungbäume verdrängen.

Eigenes Waldareal
in Sunkenroth

Zwischen den artgleichen Arealen tummeln sich andere Bäume wie Birken oder vereinzelt Kirschen. Krumme und schwache Bäume oder jene, die beim Stammwuchs Gabelungen, sogenannte Zwiesel, ausbilden, schneidet Dr. Christian Sievi heraus. Durchforsten und dafür sorgen, dass die starken und guten Arten sich entwickeln können, sei schließlich eine der Hauptaufgaben eines Waldbesitzers.

Zwei- bis dreimal in der Woche findet man ihn in seinem rund vier Hektar großen Areal in Sunkenroth bei Vogtareuth. Für den Stephanskirchner ein Glücksgriff, was den Standort anbelangt mit gerade mal knapp 20 Minuten Fahrzeit.

Die Obstbäume am Waldrand – darunter Wildbirne, Wildapfel oder der Speierling als eine der seltensten Baumarten in Deutschland – befinden sich primär am Wegrand für mehr Sonne. „Sie werfen kleinere Früchte ab und sind ein schönes Schreinerholz“, erklärt Dr. Sievi und deutet auf die Elsbeere, die sich durch ihr rötliches Holz charakterisiert. „Früher gab es sie nur in Weinanbaugebieten wie in Franken – wegen des Klimawandels wächst und gedeiht sie mittlerweile auch bei uns. Da machen die 1,5 Grad den Unterschied.“

Ebenfalls Exoten bilden neben dem Versuch, einen Tulpenbaum zu etablieren, die vom Aussterben bedrohten Flatterulmen. Wie die Eschen gegen einen Pilz kämpfen die Ulmen weltweit gegen einen schädlichen Käfer. Für Dr. Sievi ein Grund mehr, sie in seinem Wald zu erhalten.

Ebenso erhaltenswert sind alte, beschädigte Bäume, die aber noch leben. Sie werden mit einer Nummer versehen und gelten als „Biotopbaum“. Der bayerische Staat erhält und fördert solche Bäume, wenn sie stehen bleiben und nicht zu Brennholz verarbeitet werden.

Auch Totholz wird nicht immer entfernt, sondern dient als Schutz für Tiere und darf der Natur dienen. Deshalb finden sich in Dr. Sievis Wald auch immer wieder kleinere Asthaufen am Wegesrand. Etwas weiter hinten entdeckt man die Vogelbeere. „Die ist begehrt beim Marder“, weiß Dr. Sievi und erzählt, dass sein Waldareal mit Ringelnattern, Fröschen und verschiedenen Vogelarten artenreicher sei als andere Wälder. Er ist überzeugt, dass das an seinem Konzept des „Zukunftswaldes“ liege: Er setzt nämlich auf Laub-, anstatt Nadelwälder.

Mit der Entscheidung vor 16 Jahren ging ein Kindheitstraum für ihn Erfüllung. „Ich wollte schon immer einen eigenen Wald besitzen, es ist eine Passion“, erklärt Dr. Sievi, der auch Führungen für Schulklassen unternimmt, um schon den Kleinsten die Vorteile eines sogenannten „Zukunftswaldes“ beizubringen. Über 30 Arten hat er gepflanzt.

Sein Wissen bezieht er seit Jahren aus verschiedener Literatur und Internetrecherche – wie beispielsweise auf der Forst- und Waldwirtschaftsseite „Waldwissen. net.“ Er hat auch eine eigene Homepage mit Infos zu seinem Waldprojekt.

Auch Schädlinge haben Nutzen

Was würde er Neulingen in der Branche raten? „Mehr Vielfalt, damit liegt man nicht verkehrt.“ Selbst Schädlinge sieht Dr. Sievi positiv, denn: Jeder Schädling habe wiederum zwei andere Schädlinge als Nahrungsquelle. Er könne nur jedem raten, statt sich für 50000 Euro ein neues Auto zu kaufen, lieber in ein Waldgebiet zu investieren.

Langfristig hofft er auf ein Umdenken in der Gesellschaft, möchte mit seinem Projekt Interesse wecken und zum Nachdenken anregen – und er wünscht sich, dass einige vielleicht seinem Beispiel folgen. „Mehr Engagement und Freude an der Natur – sie ist schließlich unsere Zukunft“, meint der 67-Jährige.

Artikel 1 von 11