Chiemgau/Ukraine – Seit über zwei Jahrzehnten besteht eine freundschaftliche Verbindung zwischen der Diözese Ternopil in der West-Ukraine und dem Chiemgau. Ziel dieser Partnerschaft ist es, der dortigen Bevölkerung und insbesondere dem Priesterseminar Unterstützung zu bieten.
Ivan Vynnyk und Vitali Bilyk kamen bereits vor Kriegsbeginn durch ihren aktiven Kontakt zum Priesterseminar mit dem Chiemgauer Helferkreis in Verbindung. Vitali, 29 Jahre alt, studiert Psychologie an der Freien Ukrainischen Universität in München und plant, nach seinem Abschluss in seine Heimat zurückzukehren. Ivan, 33 Jahre alt, war bereits Dozent im Priesterseminar von Ternopil und absolvierte ein Aufbaustudium an der Katholischen Universität Eichstätt. Sein Ziel ist die Promotion in Christlicher Sozialethik an der Ludwig-Maximilians-Universität. Auch er möchte als Priester in seine Heimat zurückkehren. Ob er die Weihen zum Diakon und Priester in Bayern oder in der Ukraine empfangen wird, ist derzeit noch unklar.
Bei einem jüngsten Privatbesuch im Chiemgau, zu dem sie von den Helferkreis-Mitgliedern Traudi und Jakob Steiner aus Atzing eingeladen wurden, berichteten die beiden Männer über die veränderte Kriegs- und Wirtschaftssituation in der Ukraine. In der Pfarrkirche Christkönig in Wildenwart gaben sie Einblicke in die aktuelle Lage in ihrer Heimat. „Der Krieg rückt immer näher, viele Menschen vor Ort haben bereits Gefallene aus ihrem Familien- und Freundeskreis zu beklagen. Die wirtschaftliche Situation wird deutlich schwieriger und die Armut ist viel größer geworden. Die Zahl der Flüchtlinge, vor allem Frauen mit Kindern, nimmt zu, und ein Ende ist nicht in Sicht“, erklärten sie. Vitali, der engen Kontakt zu seiner Mutter und seinem Bruder hält, und Ivan, der sich regelmäßig mit seinen Eltern, Geschwistern und einem Neffen austauscht, wissen um den großen Bedarf an Lebensmitteln und Kleidung aufgrund der vielen Flüchtlinge aus neuen Kampfgebieten. Bei ihrem Kurzaufenthalt im Chiemgau besuchten sie auch die Helferkreis-Vorsitzende Kathi Schmid in Rohrdorf-Höhenmoos, um ihr für die bisherige wertvolle Hilfe zu danken. Sie ergänzten: „Die neue Welle der Binnenflüchtlinge aus der Ostukraine ist das eine, die steigende Armut in den eigenen Reihen und die generelle Arbeitsplatzproblematik sind das andere, da das bislang Angesparte bei vielen Familien verbraucht ist.“
Trotz der schwierigen Lage verlieren sie nicht die Hoffnung auf Frieden, für den sie beten und der so dringend gewünscht wird. hö