Instagram-Videos aus dem Kuhstall

von Redaktion

Digitale Hof-Touren, tierische Grüße per Videobotschaft und pfiffige Erklär-Videos von einem Neunjährigen – auf dem Instagram-Kanal der Familie Paul ist einiges geboten. Geführt wird der Kanal von den beiden älteren Kindern der Familie. Was ihre Eltern davon halten und was sie noch vorhaben.

Raubling – Was als unscheinbare Werbung für den Hofladen begann, hat inzwischen Ausmaße angenommen, die sich jeder Influencer wünschen würde. Dass die Follower-Zahlen in die Höhe schießen, damit haben Theresa (13), Rupert (11), Thomas (9) und Valentin (6) wohl nicht gerechnet, als sie angefangen haben Tiervideos und Beiträge über den hofeigenen Christbaum-Verkauf des elterlichen Milchkuhbetriebs zu posten. Die kommen aber so gut an, dass inzwischen über 15000 Menschen der Familie bei Instagram folgen.

Mama war
anfangs skeptisch

„Anfangs stand ich der ganzen Sache kritisch gegenüber“, sagt Christina Paul, Mama der vier Kinder. Dementsprechend war sie vorsichtig, als ihre Älteste zu ihr kam und sagte, sie wünsche sich einen Instagram-Account. Gleichzeitig wolle sie keine nackten Verbote aussprechen, da viele andere Kinder und Jugendliche im Umfeld ebenfalls in den sozialen Medien unterwegs sind. Also habe sie zugestimmt, wenn das Profil für die ganze Familie zugänglich sei. „Da bin ich als Mama schon eher streng unterwegs.“ Ein eigenes Smartphone gibt es für die Kinder erst ab der fünften Klasse. Und auch dann nur zeitlich begrenzt und unter elterlicher Aufsicht.

Ganz ohne „Medienzeit“ wachsen die Paul-Kinder jedoch nicht auf. „Das wäre auch nicht realistisch“, sagt Mama Christina. So dürfen auch schon die beiden jüngeren Buben, Thomas und Valentin, den „Landwirtschaftssimulator“ auf dem Tablet spielen. Hauptsache landwirtschaftliche Themen. Und so entstand auch die Idee für den Instagram-Kanal. Einst als Werbe-Plattform für den Hofladen angelegt, können sich dort nun die Kinder kreativ austoben. Die Pauls haben sich bewusst für die Landwirtschaft entschieden. 2018 gab Papa Rupert Paul seinen Zimmerei-Betrieb auf, um sich ausschließlich der Landwirtschaft zu widmen. „Es war eine Bauchentscheidung“, sagt er. Von klein auf sei er in die landwirtschaftliche Arbeit auf dem Hof seiner Eltern involviert gewesen. „Wie unsere Kinder. Nur ohne Insta.“

Seine Frau Christina ist gelernte Physiotherapeutin. Auch sie gab ihren Job auf, um ihren Mann zu unterstützen. Jetzt ist sie die Erste im Stall, um die Kühe zu melken. „Um halb fünf geht der Wecker. Jeden Tag.“

Die Liebe zur Landwirtschaft geben die Pauls an ihren Nachwuchs weiter. Deswegen hat jedes Kind zur Einschulung eines oder mehrere Tiere bekommen. Theresa bekam ihr Shetlandpony Fuchsi, Rupert die Ziegen Mascha, Amy und Sissi, Thomas eine Schar Hühner und Valentin hat Wachteln. Dazu gesellen sich zwei weitere Ponys, vier Meerschweinchen, 50 Milchkühe sowie einige Kälber, gut 700 Hühner und Sau Apolonia. „Sie war das Geburtstagsgeschenk zu meinem Vierziger“, sagt Papa Rupert. Die Kinder versorgen ihre Tiere selbst – natürlich unter Aufsicht und mit Hilfestellung der Eltern. Die Kinder bekommen auf diese Weise spielerisch Zugang zur Landwirtschaft. Und auch bei der täglichen Arbeit auf dem Hof packen sie mit an.

Papa Rupert wünscht sich deswegen schon, dass auch der Nachwuchs den Betrieb übernimmt. Immer mehr Bauern geben auf. „Es gibt immer weniger kleine regionale Betriebe.“ In eine Rolle drängen, in der sie sich nicht wohl fühlen, möchte er aber keines seiner Kinder. Der älteste Sohn Rupert junior zeigt momentan wenig Interesse an der Übernahme des Hofs. Er interessiert sich für die Jagd. Tochter Theresa träumt davon, Reitsportlerin zu werden. Die beiden jüngeren Söhne Thomas und Valentin können sich ein Leben als Landwirt aber durchaus vorstellen, wie sie voll kindlicher Euphorie lautstark verkünden.

In der Vorweihnachtszeit herrscht nicht nur auf dem Hof mit dem Christbaum-Verkauf reges Treiben. Auch auf dem Instagram-Kanal ist zu dieser Zeit viel los. „Letztes Jahr haben wir im Dezember einen tierischen Adventskalender gemacht“, erklärt die 13-jährige Theresa. In kurzen Videos stellten sie die Tiere des heimischen Hofs vor. Schnell kamen neue Ideen dazu. Zum Beispiel eine Hoftour. Moderiert werden die Videos meistens von Thomas. Der Neunjährige sei der „Geschichten-Erzähler“ der Familie. „Er erklärt gerne. Das war schon immer so“, sagt Papa Rupert. „Wir haben schnell gemerkt, dass die Beiträge sehr beliebt waren“, erinnert sich Mama Christina Paul. Richtig rund ging es dann, als die Kabarettistin Monika Gruber einen Beitrag der Paul-Kinder kommentiert hat. Außerdem folgt sie der Familie auch.

Die Beiträge
kommen spontan

Dass das Projekt Instagram so viele Follower anlockt, damit habe die Familie überhaupt nicht gerechnet. „Wir verfolgen keine finanziellen Absichten und schicken unsere Kinder auch nicht vor“, betont Christina Paul. Die Beiträge kämen ohne festen Plan, „meistens spontan“. „Wenn uns was Witziges einfällt, dann machen wir ein Video und posten das“, erklärt Thomas. Und auch für die Adventszeit in diesem Jahr haben die Geschwister bereits eine Idee: „Ein ABC der Landwirtschaft“, sagt Theresa. Los geht es mit A wie „Abkalbebox“. Auch Papa Rupert steht dem Insta-Projekt seiner Kinder positiv gegenüber: „Das sind lustige Videos, die Landwirtschaft positiv und aus Kinderaugen zeigen.“ Denn oftmals werde die Landwirtschaft negativ dargestellt oder zu stark politisiert. Die Beiträge seiner Kinder seien lustig und echt. „Dass sie unseren Hof gerne herzeigen, zeigt, dass sie Freude daran haben“, sagt Papa Rupert stolz.

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