Prutting – Eigentlich geht es bei der großen Ausstellung, die Samstag, 9. November, und Sonntag, 10. November, im Dorfstadl stattfindet, ja „nur“ um Pruttings Geschichte. Aber die Welt, die sich dort auftut, scheint doch sehr fern. Das fängt beim Ortsbild an: ein kleines Dorf mit staubigen Straßen ohne Teerbelag, jede Menge Landwirtschaft und sonst nur wenig. Auch der Alltag: bis weit nach dem Krieg nur wenig Autos, anfangs kaum ein Telefon, später immerhin eine Telefonzelle im Ort, zum Fernsehen versammelte sich die Nachbarschaft bei jenen, die schon ein Gerät hatten.
Eintauchen
in die Historie
Diese Welt wieder lebendig machen, das möchte der Arbeitskreis Geschichte. Mit Bildern, Gegenständen, Texten und auch Filmen. Und das so, dass sich der Eindruck prallen Lebens ergibt, wie es sich für eine ordentliche Reise, auch eine Zeitreise, gehört. Denn oftmals bleibt bei solchen Erinnerungsversuchen die Vergangenheit nur kurios, wird aber nicht wirklich plastisch. In Prutting soll das, so der Ehrgeiz des Arbeitskreises Geschichte, anders sein, man soll wirklich eintauchen können in den vergangenen Ort und seine Entwicklung.
Dass das jede Menge Arbeit kostet, viel mehr als ursprünglich angenommen, haben die Arbeitskreismitglieder hautnah erfahren. Seit März vergangenen Jahres haben sie sich gut 75-mal getroffen, um dem Projekt und der Vergangenheit näher zu kommen. „Denn“, so sagt Quirin Meisinger, einstiger Bürgermeister und in gewissem Sinn der Urheber des ganzen Unterfangens, „wenn man einmal zu graben anfängt, kommen immer wieder neue Geschichten zutage, die dann ihrerseits wieder auf weitere verweisen“.
Das ist, so meint er weiter, einerseits genau das, was „Geschichte“ so spannend macht, aber andererseits braucht es bei der Behandlung Struktur: Nur dann ergibt das Flechtwerk aus den sich auftuenden Querverbindungen am Ende ein Bild.
Und das ist durchaus auch im wörtlichen Sinn zu verstehen, denn mit der Pruttinger Topothek, der Ortsbildersammlung, stand und steht der Arbeitskreis in enger wechselseitiger Verbindung. Einerseits finden sich dort schon jetzt jede Menge Bilder, die das vergangene Prutting lebendig machen, andererseits hat der Arbeitskreis seinerseits viel Bildmaterial aufgetan, das nun nicht nur in der Ausstellung zu sehen ist, sondern auch in die Topothek eingeht.
Gefragt, warum man all diese Arbeit auf sich nimmt, spricht Quirin Meisinger wohl für alle aus dem Arbeitskreis, der mittlerweile auf gut 16 Leute angewachsen ist: Es ist eine Mischung aus persönlicher Neugier und Idealismus. Einerseits, so meint er, wolle man einfach wissen, „wie es war gewesen“ nach dem Ausspruch eines großen deutschen Historikers. Und wen diese Neugier einmal gepackt habe, den lasse sie so schnell nicht wieder los.
Andererseits habe man auch einen Auftrag, denn, so meint der „Projektvater“, „an dem vielzitierten Spruch, dass man wissen muss, wo man herkommt, um zu erkennen, wohin die Reise geht, beziehungsweise gehen soll, ist einfach etwas dran“. Deshalb wird in der Ausstellung auch viel Wert darauf gelegt, die Entwicklung des Dorfes und seines Alltags aufzuzeigen. Und da ist noch etwas, was diesen Auftrag drängend macht: Es ist jetzt die letzte Chance, so betont Quirin Meisinger, noch Zeitzeugen zu finden, die Krieg und Nachkriegszeit selbst unmittelbar erlebt haben, jene Epochen, die Deutschland bis heute prägen.
Zwischenschritt
für nächstes Projekt
Kurz: Das kommende Wochenende – Samstag und Sonntag, jeweils von 10.30 bis um 17 Uhr im Dorfstadl – ist das Angebot zu einer echten Abenteuerreise. Und sollten bei einigen Besuchern durch die Ausstellung eigene Erinnerungen wach werden, so ist eine Mitteilung darüber bei den Ausstellungsmachern herzlich willkommen. Denn schließlich, so meint Quirin Meisinger, ist die Ausstellung ja eigentlich nur ein Zwischenschritt zum nächsten, ganz großen Projekt des Arbeitskreises: der Fortschreibung der Ortschronik aus dem Jahr 1962.