Mit Regenwürmern und Grubber

von Redaktion

Am Pelhamer See in der Nähe von Bad Endorf hält man zusammen. Gemeinsam haben Landwirte, Ämter und Bewohner die Wasserqualität des Sees verbessert. Nun wurde das „Verfahren Pelhamer See“ mit einem Staatspreis ausgezeichnet. Wer dahintersteckt und warum Regenwürmer eine wichtige Rolle spielen.

Bad Endorf – Die Qualität des Pelhamer Sees hat sich verbessert: von mäßig zu gut. Das funktioniert nur, weil dort alle zusammenhalten und jeder mit anpackt. Das „Verfahren Pelhamer See“ wurde bereits 2022 mit dem boden:ständig-Preis ausgezeichnet. Im Oktober hat das Projekt nun noch einen Staatspreis erhalten.

Hoher
Nährstoffgehalt

Thomas Kronast ist Projektleiter des „Verfahrens Pelhamer See“ und am Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern tätig. Er weiß, welche Maßnahmen den Erfolg gebracht haben – und wie es angefangen hat. „Gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie hatte der Pelhamer See eine Qualität von ‚mäßig‘“, erklärt der Projektleiter. Grund dafür sei vor allem der hohe Nährstoffgehalt im See. Diese gelangen beispielsweise durch Bodenerosion in das Gewässer und verschlechtern so die Qualität. Das sollte sich ändern.

Die Teilnahme am „Verfahren Pelhamer See“ ist freiwillig, wie Kronast betont. Für so ein Projekt müssen aber viele mit anpacken. Am Pelhamer See beträgt das Einzugsgebiet etwa 1600 Hektar. „Dementsprechend sind auch die Leute vor Ort wichtig. Vor allem die Landwirte, sie haben die größte Fläche“, erklärt Kronast.

„Jeder ist eigentlich bestrebt, nachhaltig zu arbeiten“, sagt Simon Buchner, einer der beteiligten Landwirte. Man habe früher vielleicht nicht immer das Richtige gemacht. „Dann muss man es jetzt einfach ändern und sich auch an die veränderte Witterung anpassen“, so Buchner.

Auch Landwirt Josef Linner weiß das. „Es muss auf die Zukunft ausgelegt werden. Es gibt immer mehr Starkregen, Trockenheit und Bodenerosion.“ Jeder Landwirt wolle seinen Betrieb mindestens genauso gut weitergeben, wie er ihn bekommen habe. „Wenn nicht sogar besser“, fügt Linner hinzu.

Rupert Hilger ist ebenfalls Landwirt und hält stets Augen und Ohren offen, für neue Ansatzpunkte. Für ihn persönlich ist es wichtig, dass der See eine gute Wasserqualität hat. „Es macht einfach Freude“, erzählt Hilger. „Es ist gut für den See und für die Leute.“ Wenn der See sauber ist, sind auch Seebesitzer und Anlieger zufrieden, so Hilger. Dafür gehört seiner Meinung nach die ganze Bevölkerung dazu. „Wenn etwas im Gewässer nicht passt, wird zuerst auf die Bauern gezeigt“, weiß Linner. Sein Hof liegt in Gaben, direkt am Pelhamer See. „Darum war ich auch so motiviert, etwas zu ändern“, so Linner.

Die ersten Versuche gab es in seinem Demo-Betrieb. „Um die Erosion im Winter zu verhindern, haben wir im kniehohen Mais Gras angesät“, erklärt Linner. Das habe gut funktioniert. „Wir haben aber gemerkt, dass das nicht reicht.“ So seien sie dann auf die sogenannte konservierende Bodenbearbeitung gestoßen. „Die ist viel besser für den Boden und auch für Mikroorganismen und Regenwürmer“, so Linner. „Das hat durchaus eine Umstellung im Betrieb erfordert“, erinnert sich der Landwirt, denn dafür musste der Pflug weichen.

„Der Pflug ist über Jahrzehnte ein sehr wichtiges Werkzeug für uns gewesen“, erklärt Linner. Allerdings lockert er den Boden stark auf. Das führt wiederum zu mehr Erosion. Durch den Grubber, der jetzt zum Einsatz kommt und den Pflug ersetzt, könne das vermindert werden.

Wie der Grubber funktioniert, kann Simon Buchner erklären. Der Landwirt hat, noch bevor die Maßnahmen in Angriff genommen wurden, 35000 Euro für das neue Werkzeug ausgegeben. Mittlerweile arbeiten mehrere mit dem Grubber und jeder hat seinen Anteil bezahlt.

„Damit wird der Boden nicht komplett gewendet, sondern nur etwas angehoben“, erklärt Buchner. So bleibe das Resterntematerial der Zwischenfrucht auf der Oberfläche. Beispielsweise der Regenwurm hole sich dieses Material von der Oberfläche – und dadurch blieben auch seine Gänge bestehen, durch die Wasser abfließen kann. Außerdem bremse das Resterntematerial das Wasser, dementsprechend wird weniger abgeschwemmt.

„Am Anfang war das schon kompliziert“, sind sich Linner und Buchner einig. „Mittlerweile wird es aber einfacher, weil wir viele Landwirte sind, die es versuchen“, betont Buchner. „Jeder macht neue Erfahrungen und so kommen wir da auch besser rein.“ Dieser Vorgang sei aber definitiv aufwendiger. Wo vorher einfach gepflügt wurde, steht jetzt ein längerer Prozess an. „Es sind mindestens zwei Arbeitsgänge mehr. Und man muss mehr Zeit aufwenden“, erklärt Buchner. So könnten schon mal zwei bis drei Wochen zwischen den Arbeitsschritten liegen.

Besonders schwierig sei es in nassen Jahren, so Linner. „Heuer ist es eine richtige Herausforderung. Vor allem, wenn man es das erste Mal macht“, erklärt der Landwirt des Demo-Betriebs. Trotzdem sind alle motiviert, auch weiterhin zu einer besseren Wasserqualität des Pelhamer Sees beizutragen.

Staatspreis geht an
den Pelhamer See

Die Arbeit lohnt sich. Nach dem boden:ständig-Preis 2022 gab es nun auch einen Staatspreis. Staatsministerin Michaela Kaniber überreichte der Gruppe in München die Auszeichnung. Der Preis ist mit einem Betrag von 5000 Euro dotiert.

Den Landwirten geht es aber nicht ums Geld. „Es ist ein Gemeinschaftsprojekt“, betont Josef Linner. „Es kam auf jeden Einzelnen an und alle haben geliefert.“ So etwas funktioniere nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Auch Thomas Kronast freut sich über die Ehrung. „Die Freude an der Arbeit kann man sich nicht monetär holen. Die findet man dann mit Projekten wie diesen, die einfach gut laufen.“ Das sei auch für ihn persönlich eine große Motivation.

„Es ist eine unglaubliche Befriedigung, wenn man Herzblut und Nerven reinsteckt. Und dann ist es ein Geschenk, wenn es so ausgeht und man einen Preis bekommt“, sagt Josef Linner. Und nicht zuletzt sind durch das Projekt am Pelhamer See alle wieder ein bisschen mehr zusammengerückt. Unterstützung bekam das Projekt auch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim, dem Naturschutz, an der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Rosenheim, und von den drei Gemeinden Eggstätt, Höslwang und Bad Endorf.

Das „Verfahren Pelhamer See“ ist aber noch lange nicht abgeschlossen. So laufen aktuell weitere Versuche, die die Nährstoffzufuhr in das Gewässer verringern sollen. Auch in Zukunft wollen Landwirte und Bevölkerung am Pelhamer See zusammenhalten und gemeinsam an neuen Maßnahmen arbeiten.

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