Nachruf

von Redaktion

Niederaudorf – Die Polka „Böhmischer Traum“ intonierte die Bläsergruppe bei der Urnenbeisetzung von Gerald Beer im Waldfriedhof von Niederaudorf. Sicher ein ungewöhnliches Stück, doch der Verstorbene wurde vor 83 Jahren in Tachau im böhmischen Egerland geboren und er wünschte sich dieses Konzertstück auf seinem letzten Erdenweg.

Beim Seelen-Gottesdienst in der Pfarrkirche Oberaudorf erinnerte Pater Paul, dass Gerald Beer und seine Familie in den Nachkriegsjahren, nach etlichen schwierigen Umwegen in Folge der 1946 erfolgten Aussiedlung aus Böhmen, 1947 endlich ein neues Zuhause in Reisach, in der damaligen Gemeinde Niederaudorf, gefunden hatte. Gerald besuchte die dortige Volksschule. Erstkommunion und Firmung feierte er in der Pfarrkirche Oberaudorf. Gerald war auch viele Jahre Ministrant im Kloster Reisach und von den Ministranten-Ausflügen sowie deren Streichen erzählte er gerne.

Eine Lehre als Elektromechaniker absolvierte er in München bei Siemens. Nach Abschluss der Lehre besuchte er die Berufsaufbauschule und den Vorkurs zum Polytechnikum. Er qualifizierte sich für das Studium als Elektro-Ingenieur am Oskar-von-Miller-Polytechnikum und beendete dies erfolgreich. Tätig war Gerald dann als leitender Angestellter im Management mehrerer Firmen in München und in der Schweiz.

Schon früh, im Jahre 1962, verlor er seinen Vater. 1977 heiratete er in der Klosterkirche Reisach seine Frau Annemarie. Beide bauten sich ein Zweifamilienhaus. 1980 wurde Sohn Roman geboren.

Gerald Beer widmete sich an den Wochenenden und im Urlaub intensiv seinem Zuhause, unternahm gerne mit seiner Familie sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Wandern sowie Skifahren auf den nahegelegenen Pisten.

Als Jugendlicher war Gerald auch auf heimischen Sprungschanzen auf Weitenjagd. Während seiner Lehrzeit hatte er sich beim TSV 1860 München als Boxer, Leichtathlet und Handballer versucht. Seit dieser Zeit war er auch Anhänger der der Münchner Löwen, eine Leidenschaft, die er später an seinen Sohn Roman weitergab. „Der schlimmste Fehler meines Lebens“, wie er oft scherzhaft erwähnte.

Im Ortsleben engagierte sich der Verstorbene beim Bau der Tennisplätze in Bad Trissl, erlernte hier den Tennissport, entwickelte sich zum Hobby-Gärtner sowie als Förderer des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“. Er pflanzte Bäume und pflegte das Spalierobst an der von ihm initiierten Lärm-Schutzwand entlang der Eisenbahn. Ein weiteres seiner Hobbys war die Reaktivierung von Oldtimern. Von großer Bedeutung waren ihm seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ die alljährlichen Fahrten in die böhmische Heimat. So wurde das gesamte Egerland bereist. Sein Rentendasein war sowohl von Ruhe als auch von Unruhe geprägt, so Pater Paul. Mit viel Leidenschaft widmete er sich den viel beachteten Schülertreffen, unternahm Fahrradtouren und später mit Sohn Roman auch auf dem Tandem.

Kurz vor seinem Tode verabschiedete sich Enkel Quirin noch mit „Pfiad di Opa“. al

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