„Beste Entscheidung meines Lebens“

von Redaktion

Mit 15 Jahren schreibt Lukas Prautzsch sein erstes Buch, drei Jahre später veröffentlicht er bereits sein drittes. Der Großkarolinenfelder beschreibt sich als einer der jüngsten Autoren Deutschlands. Im OVB-Interview verrät er, worum es in seinem neuesten Buch geht, und warum man auf soziale Medien verzichten sollte.

Großkarolinenfeld – „Es war wie eine Obsession“, erinnert sich Lukas Prautzsch. Der heute 18-Jährige spricht von der Zeit, in der er sein erstes Buch geschrieben hat. Damals war er gerade mal 15 Jahre alt. „Ich habe in den Sommerferien angefangen und dann wochenlang weitergeschrieben“, erzählt Prautzsch. Zu der Zeit habe er sein ganzes Leben darauf ausgelegt, das Buch fertigzustellen.

Finanzbuch wird zum Amazon-Bestseller

Prautzsch bezeichnet sich selbst als einer der jüngsten Autoren Deutschlands. Sein erstes Werk „Das Finanzbuch für Kinder und Jugendliche” hat es nach der Veröffentlichung 2021 zum Amazon-Bestseller geschafft. Dabei war das Ziel nie, als Schriftsteller erfolgreich zu werden. „Eigentlich habe ich mehr aus Langeweile angefangen zu schreiben“, betont Prautzsch.

Das Thema Finanzen habe ihn schon beschäftigt, als er 13 oder 14 Jahre alt war. „Ich wollte etwas darüber lernen, wie man richtig investiert“, erzählt Prautzsch. Also sah er sich Bücher zum Thema an. Mit geringem Erfolg, denn die meisten Finanzbücher seien für Jugendliche schwer verständlich.

„Ich hatte das Glück, dass mein Vater langjähriger Investor ist. Er konnte mir vieles erklären.“ Seitdem investiere auch er selbst alles Geld, was er auftreibe. Dann kam die Idee zum Schreiben. „Ich wollte etwas machen, womit ich einerseits Geld verdienen, aber andererseits auch Menschen helfen kann“, erzählt der 18-Jährige.

„Ich habe mein ganzes Leben darauf ausgerichtet, das Buch fertigzustellen“, erzählt Prautzsch. „Ich bin morgens um fünf aufgestanden, um noch vor der Schule schreiben zu können.“ Noch dazu habe er zehn Jahre Golf als Leistungssport gespielt und auch dafür viel Zeit investiert. Besonders gut erinnert er sich noch an seinen 16. Geburtstag im Dezember 2021. Anstatt diesen zu feiern, habe er nur an seinem Buch gearbeitet. „Das bereue ich im Nachhinein auch ein bisschen“, gibt Prautzsch zu.

Als das Buch am 11. Dezember 2021 erscheint, entwickelt es sich zu einem Amazon-Bestseller. Aber was macht seinen „Finanztipp für Kinder und Jugendliche“ so besonders? „Der entscheidende Faktor war, glaube ich, wie das Buch geschrieben ist“, sagt Prautzsch. Jugendliche denken ganz anders, das kennt er aus eigener Erfahrung. „Ich weiß, wie Jugendliche ticken, und wie ich Dinge formulieren kann, damit sie es wirklich verstehen.“

Allerdings sieht Prautzsch sich als junger Autor mit einigen Problemen konfrontiert. Er hat seine Bücher selbst über eine Plattform von Amazon veröffentlicht und nicht mit einem Verlag zusammen. Das hat einen guten Grund. „Bei einem Verlag muss man erstmal in Vorkasse gehen“, erzählt er. Das habe er sich natürlich nicht leisten können. „Außerdem wird einem ein bisschen die Freiheit genommen“, so Prautzsch.

Er betont, dass auch sein junges Alter beim Leser erstmal zu Skepsis führen kann. „Viele haben dann auch eine hohe Erwartungshaltung“, ist Prautzsch überzeugt. Die erste Auflage von seinem Buch sei qualitativ nicht so hochwertig, wie die mittlerweile überarbeitete vierte Auflage. „Man ist einfach unerfahren und tritt auch in Fettnäpfchen“, erklärt Prautzsch.

Obwohl Prautzsch kein Schriftsteller werden möchte, wie er betont, veröffentlicht er noch zwei weitere Bücher: Im März 2022 „Kryptowährungen für Jugendliche“, im September 2024 „Social Media – Zwischen Filtern und Realität“. Dieses Buch beschäftigt sich mit einem Thema, das ihn selbst sehr bewegt. Darin möchte er einen ambivalenten Blick auf soziale Medien geben. „Mein Ziel ist es, Jugendliche dazu zu bringen, etwas vorsichtiger auf Social Media zu blicken“, erklärt er.

Die Idee sei ihm im Englischunterricht gekommen. „Wir haben uns damals über Medien unterhalten“, erinnert sich Prautzsch. Zu diesem Zeitpunkt habe er selbst viele soziale Medien genutzt. „Von Snapchat über TikTok bis Instagram war eigentlich alles dabei“, wie er sagt.

Dann habe er allerdings begonnen, sich selbst zu reflektieren. „Ich habe ein Selbstexperiment gestartet“, sagt Prautzsch. Zwei Wochen Digital Detox – also ein Leben ganz ohne soziale Medien. Die positiven Auswirkungen überzeugten ihn. „Ich habe gemerkt, dass ich es gar nicht vermisst habe. Es ging mir generell besser, ich war viel konzentrierter“, erinnert er sich. Und so bleibt er mittlerweile abstinent.

Der gebürtige Großkarolinenfelder beschreibt sich selbst als Digital Native. „Ich bin in einer Generation geboren, die mit digitalen Medien aufgewachsen ist. Viele Dinge sind für mich ganz anders als für ältere Generationen“, erklärt er den Begriff. Auch deshalb habe er sich mit dem Thema auseinandergesetzt.

In seinem Buch gibt er Tipps zur Nutzung von Social Media. Und vor allem, wie und warum man diese so weit wie möglich einschränken sollte. „Soziale Medien nicht mehr zu nutzen, war die beste Entscheidung meines Lebens“, betont Prautzsch. Es hätte für ihn nur Vorteile. So könne er sich besser konzentrieren und habe insgesamt mehr Zeit. Durch seine Abstinenz kämpfe Prautzsch auch weniger mit Ängsten. „Social Media können grundsätzlich alle möglichen sozialen Ängste verstärken“, erklärt er, auch wenn vieles Charaktersache sei.

Die gute Seite von sozialen Medien

Dennoch sind ihm die positiven Seiten dieser Netzwerke durchaus bewusst. „Die Vernetzung von Minderheiten, die dort stattfinden kann, ist einzigartig“, betont er. Würde diese wegfallen, sei es für viele Menschen ein Verlust. Trotzdem müsse jeder selbst abwägen, welchen individuellen Nutzen ihm soziale Netzwerke bieten.

Eine Karriere als Autor strebt Lukas Prautzsch nicht an. „Ich habe das nicht gemacht, weil ich gern schreibe, ich wollte einfach helfen“, erklärt der 18-Jährige. Derzeit macht er an der Freien Waldorfschule Rosenheim sein Abitur. „Darauf möchte ich mich jetzt erstmal konzentrieren“, betont er. Danach will er studieren – und zwar Betriebswirtschaftslehre.

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