Raubling – Alle Hebel in Bewegung setzt die Gemeinde Raubling, wenn es um die Eindämmung gegen ein wiederkehrendes Hochwasser durch Starkregen geht. Der Schutz der einzelnen Ortsteile steht dabei ganz oben auf der Agenda, schließlich war man vor vier Jahren und heuer im Juni von der Hochwasserkatastrophe arg gebeutelt.
Welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden, welche in Planung sind und wie man sich für die Zukunft auf solche Unwetterkatastrophen besser vorbereiten kann, war ein ausführliches Thema bei der jüngsten Bürgerversammlung im Ortsteil Pfraundorf im Saal beim Alten Wirt.
Gemeinde
hat nun Alarmplan
Bürgermeister Olaf Kalsperger (CSU) zeigte in einer anschaulichen Präsentation viele Bilder des Ausmaßes vom extremen Hochwasser im Juni. „Vor vier Jahren, im August 2020, war es schon schlimm, aber heuer im Juni noch weit dramatischer“, so der Rathauschef im Rückblick auf diese ungewöhnliche Unwettersituation, die wohl auch in Zukunft nicht auszuschließen sei. Aus Schaden wird man klug, sagt ein Sprichwort, und auch in der Gemeinde wurden weitere Vorkehrungen getroffen. So liege nun ein Alarmplan in der Verwaltung, eine Zentrale für die Einsatzplanung würde im Feuerwehrhaus Raubling eingerichtet.
Ein Integrales Schutz- und Rückhaltebecken ist vom Ingenieurbüro Bichler und Klingenmeier in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Rosenheim in Bearbeitung. Kalsperger ist zuversichtlich, dass dieses Konzept Anfang nächsten Jahres fertiggestellt werden kann. „Dann ist aber noch nicht gesagt, dass gleich fleißig gebaut wird, weil man für die angedachten Flächen zur möglichen Wasserrückhaltung erst mit den Grundeigentümern reden und sich einigen muss. Das Konzept ist noch nicht das Allheilmittel, wir sind zwar dann etwas klüger, aber die Hochwassergefahr besteht nach wie vor“, dämpft der Bürgermeister die häufig gehörten Erwartungen.
Durch Rückhaltemöglichkeiten und andere Dinge würde man das Problem nicht gänzlich beseitigen können. Das Ziel ist, mit diesen Maßnahmen den Hochwasserstand in den Griff zu bekommen und mögliche Schäden einzugrenzen. Einige durchgeführte Schutzmaßnahmen listete Kalsperger auf, darunter einen Erdwall am Kuckucksweg, der den Gemeindesäckel um 130000 Euro erleichterte. Arg betroffen war beispielsweise der Kindergarten Sonnenblume in Kirchdorf, mit der Folge, dass die Kinder als Übergangsregelung in andere Einrichtungen verteilt werden mussten.
Der sich im Neubau befindliche Kindergarten im Ortsteil Nicklheim soll die knappen Platzmöglichkeiten wesentlich entspannen. Die Fertigstellung ist für Sommer 2025 geplant. Alles laufe bisher im Rahmen, auch die veranschlagten sechs Millionen Euro, die sogar etwas nach unten korrigiert werden könnten, so der Bürgermeister.
Eine weitere Großbaustelle beginnt, wenn die alte Grundschule an der Michael-Ende-Schule abgerissen und neu gebaut wird. Satte zehn Millionen Euro muss die Gemeinde dafür schätzungsweise bereithalten.
Eine Herkules-Aufgabe dürfte im nächsten Jahr anstehen, wenn die Bahnunterführung an der Bahnhofstraße Richtung Kufsteiner Straße umgebaut werden muss. „Fakt ist Stand jetzt, dass März/April begonnen wird. Dann ist diese Verbindung zweieinhalb Jahre gesperrt.“ Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Bauvorhaben der Gemeinde Raubling und der DB Netz AG mit Erneuerung der Eisenbahnbrücke und Aufweitung der unterführten Straße auf zwei Fahrspuren mit beidseitigem Geh- und Radweg. Erhebliche Kosten dürften auf die Gemeinde zukommen.
Seit diesem Jahr ist bekannt, dass die Papierfabrik Heinzel Papier Raubling GmbH ihre Pforten schließt. Die letzte Walze an Papiererzeugung ist vor wenigen Monaten gelaufen. „Was mit dieser Fläche, wo jetzt Stillstand ist, in Zukunft wird, kann ich heute noch nicht sagen. Da weiß angeblich die Firma Heinzel auch noch nicht, was sie damit machen. Die beiden Geschäftsführer sagten, dass sie noch zwei Jahre zur Abwicklung vor Ort sein werden. In dieser Zeit wird sich dann schon herauskristallisieren, was mit dieser Fläche geschieht und wer es wohl kauft. Die Gemeinde hat wenig Einfluss darauf“, so der Bürgermeister. Es sei schon eine besonders traurige Geschichte für Raubling, als die letzte Papierrolle vom Band gelaufen sei.
Autofahrer
missachten Sperre
Bei den Fragen aus den Reihen der Zuhörer war die derzeitige Spülung der Kanäle in Pfraundorf ein Thema, weil eine Anwohnerin ein Überlaufen des Gullys auf der Straße in ihr Grundstück feststellen musste. Der Fall sei notiert und würde überprüft, sagte der Bürgermeister. Die mangelnde Disziplin der Autofahrer, speziell an der gesperrten Seestraße entlang des Happinger Sees, wurde kritisiert. Ein Bürger war der Ansicht, dass seit der Eröffnung am Seekiosk in Happing die unerlaubten Durchfahrten deutlich gestiegen seien. „Die Beschilderung ist vorhanden, nur die Moral wird anscheinend schlechter, dazu bräuchten wir die Polizei“, ist Kalsperger der Ansicht.