„Wir sind es langsam leid”

von Redaktion

Viele Betroffene besuchen Messe zum Hochwasserschutz in Raubling

Raubling – Bürgermeister Olaf Kalsperger sah müde aus, als er die Raublinger in der Gemeindehalle zur Hochwasserschutzmesse begrüßte. Leicht angeschlagen, mit Jacke und Schal, umriss er am Sonntagnachmittag die Lage, in der sich die Gemeinde seit dem Unwetter des 3. Juni befindet. „Bei allem, was wir tun, muss uns klar sein, dass es keinen 100-prozentigen Schutz vor dem Hochwasser gibt“, meint Kalsperger. Auch wenn alle Beteiligten versuchen würden, die Gefahr zu begrenzen, sei es zumindest fraglich, ob man das Thema „komplett in den Griff bekommen” würde.

Noch kein Datum für das Schutzkonzept

Die vom Rathauschef genannten „Beteiligten“ waren bei der Messe als Vortragsredner geladen: die Bayerischen Staatsforsten, der Zweckverband zur Unterhaltung von Gewässern, das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim sowie das Ingenieurbüro Bichler und Klingenmeier. Gerade die Vertreter des Letzteren waren von den rund 200 Raublingern mit Spannung erwartet worden. Schließlich ist das Büro vor rund drei Jahren damit beauftragt worden, ein Hochwasserschutzkonzept für die Gemeinde zu erstellen. Nachdem die Ergebnisse ursprünglich Ende 2024 erwartet worden waren, wurden die Raublinger nun auf nächstes Jahr vertröstet. „Ich werde kein genaues Datum nennen”, betont Ingenieur Dr. Michael Schön auf Nachfrage. Er sei jedoch guter Dinge, dass es nicht erst „Dezember 2025“ wird.

Diese Antwort war den Raublingern merklich zu wenig. „Wir sind es langsam leid und wollen wissen, was Sie genau in den vergangenen drei Jahren gemacht haben”, sagte Wolfgang Cerweny in Richtung der Ingenieure. Der Betroffene aus Kirchdorf und Mitbegründer des Raublinger Arbeitskreises Hochwasser erhielt zustimmenden Applaus für seine deutliche Frage. Dr. Schön erklärte daraufhin, dass der Umfang des Auftrags erst seit einem Jahr auch auf den Litzldorfer sowie den Ammerbach ausgeweitet worden sei und zudem eine Dauer von zwei bis drei Jahren durchaus üblich wäre.

Richtig zufrieden schienen die Anwesenden mit dieser Antwort nicht zu sein. Auch die Hintergrundinformationen zum Gewässerschutz und der Forstwirtschaft waren einigen zu vage. „Was bedeutet das jetzt konkret?“, fragte ein Raublinger danach. Emotionalere Stimmen sprachen nach der Veranstaltung gar von einem „Totalausfall“.

Der Kirchdorfer Cerweny schätzte es etwas differenzierter ein. „Ich denke, dass einige schon etwas aus der Veranstaltung mitgenommen haben“, resümiert er. Wer sich allerdings schon länger mit dem Thema beschäftigt, für den wäre wohl nichts Neues dabei gewesen.

Wie schütze ich mich vor dem Hochwasser?

Ein paar Möglichkeiten, sich zu schützen, wurden allerdings von Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim skizziert. „Mittelfristig müssen wir über so Dinge wie Rückhaltebecken, Abfluss-Vergrößerungen und nachhaltige Bebauungspläne reden”, meinte er und nahm dabei nicht nur die Gemeinde, sondern jeden Einzelnen in die Pflicht. Kellerabgänge oder Haustüren als tiefster Punkt, Müll in Abwasserkanälen oder Grundstückserweiterungen nur wenige Zentimeter neben den Gewässern seien immer wieder zu beobachten. „Wenn dann das Wasser wie am 3. Juni auf einen Schlag abläuft, muss man sich dann teilweise nicht wundern”, meinte er.

Um für den Ernstfall vorzusorgen, stellten einige Firmen ihre Wasser-Schutzvorrichtungen wie Metallbarrieren, Reinigungsroboter oder wasserdichte Fenster vor. Aber auch Versicherungen und Banken präsentierten ihre Angebote. Zudem waren THW und BRK vor Ort, um den Ablauf in Notsituationen zu verdeutlichen. „Ich hoffe, dass einige von euch heute etwas mitgenommen haben”, meinte Olaf Kalsperger abschließend. Wohl wissend, dass das Thema voraussichtlich spätestens in gut einer Woche, bei der Bürgerversammlung in Raubling am 21. November, wieder aufkommen wird.

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