Raubling – Daniel Niedermaier steht mit seinen Helfern auf der Arzerwies zwischen Kirchdorf und Neubeuern und blickt auf ein noch leeres Festzelt. Mit mehreren Jacken sowie Mütze und Handschuhen bekleidet, sieht die Gruppe gar nicht so furchteinflößend aus. Das wird sich jedoch bald ändern. „Es geht wieder los”, sagt der Obmann des Inntal Pass Raubling. Mit der „Show“ zum 20-jährigen Bestehen hüllen sich die Mitglieder erneut in ihre Lederkleidung mit Fell, Krallen und Ketten, setzen sich ihre handgefertigten Masken auf und werden zu den sogenannten Kramperln.
Jubiläumsfeier
auf der Arzerwies
Für den Verein ist es ein besonderer Auftakt in eine turbulente Zeit. Bis Ende Dezember sehen sich zumindest die aktiven Läufer inklusive Helfer „nahezu täglich“. Für die Feier, die noch heute, Samstag, stattfindet, haben sich einige extra freigenommen, um Zelt und Umgebung an der Arzerwies herzurichten. „Geplant ist eine Show mit sieben Gastgruppen am Samstag ab 14 Uhr”, sagt Niedermaier. Am gestrigen Freitag gab es einen Jubiläumsauftritt der Inntal Pass Raubling.
Die meisten Gastgruppen kommen aus Österreich, wo der Brauch der Perchten deutlich präsenter ist als in Deutschland. „Hier in der Region gibt es gar nicht so viele Gruppen”, sagt Niedermaier. Er war schon kurz nach der Gründung durch seinen Bruder ein Teil des Inntal Passes und hat die Entwicklung des Vereins, der mittlerweile rund 40 Mitglieder hat, schon im Alter von acht Jahren miterlebt. Angefangen mit einem „Kostüm aus unserem eigenen Teppich“, steckt mittlerweile viel Liebe zum Detail in seiner Kleidung. Echtes Leder, handgeschnitzte Maske, Fell und Krallenhandschuhe sowie Ketten und Glöckchen. „Da ist man schnell bei 2500 Euro.”
Doch nicht nur der Preis, auch das Brauchtum hat sich gewandelt. Zum einen gilt es, die Raublinger Kramperl von den klassischen Perchten zu unterscheiden. Während die Perchten ihre Masken aufziehen, um die bösen Wintergeister zu vertreiben, sind die Kramperl als Wegbegleiter des Nikolauses bei den Umzügen dabei. Der „Pass“ ist dabei die Bezeichnung der Gruppe aus Nikolaus, Engerl und Kramperl. War das Mitlaufen ursprünglich nur Männern vorbehalten, gibt es mittlerweile auch weibliche Läufer – zumindest in Raubling. „Wir sind, was das angeht, vielleicht etwas moderner und toleranter als andere Vereine“, betont der 28-jährige Obmann.
Weniger Toleranz gibt es beim Thema Gewalt. Das Zuschlagen mit der Rute ist beim Inntal Pass verboten. „Wir gehen auf keine Passanten los. Das ist bei uns ganz klar kommuniziert“, sagt Niedermaier, der die Ausschreitungen bei manchen Veranstaltungen kennt. Auch hier spürt er einen Unterschied zu dem deutlich etablierteren Brauch im Nachbarland. „In Österreich ist das fast schon normal.“ Dementsprechend wüssten zum Beispiel auch Familien ganz genau, was auf sie zukommt, wenn sie auf Umzüge gehen oder einem der Perchten zu nahe kommen. In Deutschland sei das vielen jedoch nicht bewusst.
Die Fälle von unverhältnismäßiger Gewalt oder das Umwerfen von Stühlen, Bänken oder Zäunen hätten jedoch nichts mit Brauchtum zu tun. „Das sind einfach Leute, die es maßlos übertreiben. Die gibt es leider überall”, meint der Raublinger Vorsitzende.
Bekannt für Familienfreundlichkeit
Bei den Inntaler Kramperl besteht dahingehend jedoch keine Gefahr. Bei den kommenden Auftritten in Rosenheim, Kolbermoor, Aying oder Bruckmühl ist der Inntal Pass gerade wegen seiner Familienfreundlichkeit gerne gesehen. „Wir sind mittlerweile schon beliebt”, sagt Niedermaier, der hofft, dass sich der Aufwand lohnt und möglichst viele zur „Jubiläumsshow“ kommen. Denn auch wenn es immer viel Arbeit ist. „Es macht uns auch eine Menge Spaß und das bleibt auch hoffentlich noch mindestens weitere 20 Jahre so.”