Nicht zuständig, dafür aber lästig

von Redaktion

Bürgerversammlung Stephanskirchen verbessert Verkehrssituation in der Gemeinde

Stephanskirchen – Der Gemeinde geht es gut. Kein Cent Schulden und rund 25 Millionen Euro auf der hohen Kante. Da könnte der Stephanskirchner Bürgermeister Karl Mair bei der Bürgerversammlung entspannt zurück- und vorausblicken. Wäre da nicht der Brenner-Nordzulauf.

„Was habt ihr denn, ihr werdet doch untertunnelt“ ist ein Satz, den die Stephanskirchner nicht wirklich gerne hören. Ja, die Trasse des Brenner-Nordzulaufs (BNZ) verläuft 8,5 Kilometer lang unter der Gemeinde. Wie viele Erschütterungen, wie viel Lärm die Arbeiten verursachen, ist heute nur schwer abzuschätzen. Der 14 Hektar große Verladebahnhof bei Eitzing aber und die weiteren gut 30 Hektar für Baustelleneinrichtungen im Gemeindegebiet „werden das Leben der Gemeinde über viele Jahre prägen – trotz Tunnel“, sagte Bürgermeister Karl Mair bei der Bürgerversammlung. Und dann kommt noch die über einen Kilometer lange auf Seeton geplante Brücke über den Inn hinzu.

Dank an einen
großen Kämpfer

Mair bedankte sich bei der Bürgerversammlung sehr bei Dr. Bernhard Warkentin: „Ein großer Kämpfer gegen den Brenner-Nordzulauf, der den Widerstand in der Gemeinde am Laufen hält.“ Eine Abstimmung im Bundestag über den BNZ im ersten Halbjahr 2025 hielt Mair nach dem Platzen der Ampel-Koalition in Berlin für „eher unwahrscheinlich“.

Stephanskirchen hat sein „Sparbuch“ nicht aus Geiz auf rund 25 Millionen Euro anwachsen lassen. Die Gemeinde hat in den kommenden Jahren einige teure Baumaßnahmen vor der Brust. Zum Beispiel das neue Gerätehaus für die Feuerwehr Schloßberg. Das Grundstück ist gekauft, das Baurecht geregelt. Aktuell, so Mair, läuft die europaweite Ausschreibung für den oder die Architekten.

Ein Vorbild für den Bau, der auch Platz für zentrale Aufgaben wie zum Beispiel eine gemeinsame Kleiderkammer aller drei Feuerwehren der Gemeinde bieten soll, haben die Beteiligten in Tübingen gefunden. Ein Holzgebäude soll es werden, denn das neue Gerätehaus steht am Ortseingang und soll kein Klotz in der Landschaft sein, so Mair. Und die Fahrzeughalle wird von beiden Seiten befahrbar, „so entfällt das lästige und unnötig schadstofffreisetzende Rangieren“. Knapp sieben Millionen Euro sind derzeit für das Gebäude vorgesehen. „Spatenstich ist hoffentlich noch Ende 2025“, gab Mair als sportliches Ziel aus.

Stephanskirchen arbeitet seit vielen Jahren an einer eigenen Wasserversorgung. Der Brunnen im Ödenwald ist gebohrt. Eine Zeit lang war er akut durch die Trasse des BNZ gefährdet, nach Umplanungen der Bahn würde diese nun aber rund 400 Meter entfernt vom Brunnen verlaufen. Einen Widerspruch gegen den Brunnen und sein Schutzgebiet gibt es noch, da laufen aber laut Mair Gespräche, diesen eventuell noch vom Tisch zu bekommen. Sind die Schutzzonen vom Landratsamt genehmigt, müssen Hochbehälter, Brunnenhaus und vor allem viele Wasserleitungen gebaut werden. Da muss Kämmerin Susanne Wittmann einige Millionen vom angesparten Geld ausgeben.

„Seniorenmittwoche“
sind ein Renner

Günstig, aber ein durchschlagender Erfolg sind die Seniorenveranstaltungen mittwochs im Rathausfoyer. Das Publikum, das direkt unter dem Bürgermeisterbüro zusammenkommt, wird immer größer. Es haben sich Gruppen gefunden, die sich schon vorher auf einen Kaffee treffen oder hinterher gemeinsam etwas trinken gehen. Die Seniorenbeauftragte der Gemeinde, Renate Hanzekovic, organisiert die informative Reihe und gibt, wie Mair verriet, ihre Erfahrungen mittlerweile auch an andere Gemeinden weiter, die Vergleichbares anbieten wollen.

In Stephanskirchen ist der Verkehr immer wieder großes Thema. Oft sind aber der Gemeinde die Hände gebunden. Mair wies in der Bürgerversammlung erneut darauf hin, dass die Staatsstraßen Sache des Staatlichen Bauamtes und des Landratsamtes sind. Auch für den Busverkehr ist nicht die Gemeinde zuständig, sondern der Regionalverkehr Oberbayern (RVO) und der Landkreis. Die Gemeinde sei aber bei den Verantwortlichen lästig gewesen, so Mair schmunzelnd, und habe dank der Unterstützung von Alexander Eisner von Staatlichen Bauamt drei Querungshilfen an Staatsstraßen bekommen. Zudem sei an vier Stellen Tempo 30 eingeführt worden, in Innleiten sogar Tempo 20.

Tempo 30 und sogar
20 durchgeboxt

Mair gab zu, dass es angesichts der vielen Kilometer Staatsstraßen im Gemeindegebiet ein ambitioniertes Ziel sei, dass Stephanskirchen in den Bund der „fahrradfreundlichen Kommunen“ aufgenommen wird. Die Kommunalpolitik stehe aber dahinter und eine erste große Veranstaltung mit Bürgerbeteiligung sei gut gelaufen.

Nachdem Mair klargemacht hatte, dass die Gemeinde auch für die Abfallentsorgung nicht zuständig ist, waren mit Müll und Verkehr gleich zwei beliebte Diskussionsthemen bei Bürgerversammlungen abgeräumt.

Ein Hausbesitzer am Achenfeld beklagte wortreich die dortige Beschattung. Bauamtsleiter Wolfgang Arnst bat ihn, dieses „private Problem“ nicht zu weit im großen Rahmen auszuführen. Und verschwand nach der letzten Detailfrage eines Bürgers prompt in die hinterste Saalecke zu dem fraglichen Herrn, redete das Thema mit ihm durch.

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