Bad Endorf – 2027 wird die Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg gesperrt. Fünf Monate lang: Voraussichtlich von Februar bis Juni. Für die Pendler bringt das enorme Einschränkungen, doch für Bad Endorf auch einen Gewinn.
Weit voraus ins Jahr 2027 blickte der Bad Endorfer Gemeinderat. Die geplante Sperrung der Bahnstrecke von Rosenheim nach Salzburg wirft ihre Schatten voraus. Denn wenn schon keine Personen- und Güterzüge fahren, will die Deutsche Bahn neben der „Streckenertüchtigung“ auch so viele Maßnahmen wie möglich an der Strecke umsetzen. Im Bad Endorfer Abschnitt gehören dazu der Bahnübergang in Mauerkirchen und zwei Bahnunterführungen – eine für Radfahrer und Fußgänger, eine weitere für Regenwasser – bei Rachenthal. Für die Umsetzung der Projekte ist eine Planungsvereinbarung mit der Gemeinde erforderlich.
Schwierige Lage
in Mauerkirchen
Karsten Hesse von der DB InfraGo AG und Florian Gantzckow vom WKP Planungsbüro für Bauwesen aus Dresden erläuterten die Projekte. Eines davon stellt sich nach der Ermittlung des Ist-Zustandes als besonders kompliziert dar, weshalb es dafür auch noch keine konkreten Pläne gibt: der Bahnübergang in Mauerkirchen. Hydrologie, Seeton-Untergrund und Hanglage sind in diesem Bereich nach Ansicht der Planer sehr schwierig.
Deshalb sei unklar, ob die Gemeindeverbindungsstraße künftig über eine Brücke über die oder in einem Tunnel unter der Bahntrasse entlang geführt werden soll. Fraglich sei zudem, ob diese umfangreiche Maßnahme im Rahmen der Streckensperrung im Jahr 2027 überhaupt realisierbar ist. Eines allerdings steht fest: Wird nicht neu gebaut, soll der Bahnübergang in Mauerkirchen zumindest auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden.
Einfacher stellt sich die Situation im Bereich Rachenthal dar. Hier gibt es zwei Eisenbahnüberführungen – oder aus dem Blickwinkel von Fußgängern und Radfahrern zwei Tunnel. Der als Durchlass geführte Fuß- und Radweg ist zu eng und technisch in einem schlechten Zustand. Mit einer Höhe von 1,90 Metern können ihn viele Radfahrer nur mit eingezogenem Kopf passieren. Zudem stoßen die Radler unmittelbar nach dem Durchlass direkt auf die Staatsstraße. „Diese unübersichtliche Situation und potenzielle Unfallstelle sollten wir beseitigen“, erläuterte Gantzckow.
Deshalb soll das Bauwerk verschoben werden. Etwa 60 Meter entfernt befindet sich ein Durchlass der Bahn für Regenwasser. Der Vorschlag der Planer: „Beide Bauwerke könnten zusammengelegt werden.“ Dann müsste zwar auch der Radweg um einige Meter verlegt werden. Dadurch könnte er aber im Süden der Bahntrasse auch sicherer zur Staatsstraße geleitet werden. Der Durchlass ist in ersten Entwürfen mit einer Größe von 2,50 mal 2,50 Metern geplant. Neben dem asphaltierten Weg für Fußgänger und Radfahrer soll der Regenwasserabfluss entweder als offener Wasserlauf oder verrohrt gestaltet werden.
Vorzugsvariante
bis Ende des Jahres
Das Dresdner Planungsbüro entwickelt im Auftrag der DB InfraGo AG mehrere Varianten. Nach dem Fahrplan der Bahn soll Ende des Jahres die Entscheidung für eine Vorzugsvariante fallen. Schon 2025 müssen sich die Genehmigungsplanungen anschließen, damit Ende 2026 die Auftragsvergabe erfolgen und 2027 tatsächlich gebaut werden kann.
Zwar können in der Vorplanung noch keine verbindlichen Kosten beziffert werden. Trotzdem stellten die Planer mit 2,2 bis drei Millionen Euro eine Zahl in den Raum. Wie sich diese Millionen auf Bahn und Gemeinde verteilen, konnte die Bahn allerdings nicht mit Zahlen veranschaulichen. Nur mit einem komplizierten, und für alle „Nicht-Bahn-Planer“ völlig unverständlichen Rechenmodell. „Bei beiderseitigem Verlangen“, so erläuterte Karsten Hesse, „werden die Kosten nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz ermittelt und nach einem Kostenteilungsschlüssel auf Bahn und Gemeinde verteilt.“ Die Gemeinde erhalte zudem einen Ablösebetrag für das alte Bauwerk. Über dessen Höhe gab es noch keine Auskunft.
Was „beiderseitiges Verlangen“ bedeutet, erläuterte Hesse wie folgt: „Die Bahn braucht eine Verbreiterung der Bahntrasse. Die Gemeinde braucht den Fuß- und Radweg.“
Ist das „Verlangen“ wirklich beiderseitig?
Dort hakte Zweiter Bürgermeister Wolfgang Kirner (SPD) ein, denn: „Die Bahn muss nach ihrem Regelwerk bauen.“ Das schließe seiner Meinung nach auch den Durchlass ein. „Also müsste sich die Gemeinde doch gar nicht beteiligen.“ Diese ist aber Straßenbaulastträger des Radweges, so die Erläuterung der Planer. Daher müsse sie sich auch an der Änderung des bestehenden Verkehrsweges und am neuen Fußgänger- und Radler-Tunnel beteiligen.
„Es ist eine wahnsinnig wichtige Wegeachse“, sagte Bürgermeister Alois Loferer (CSU). „Und es ist auch ein Trip ins Ungewisse. Aber wir müssen eine Planungsvereinbarung treffen.“ Denn ohne diese könnte die Bahn die Planungen nicht weiterführen. Doch die Zeit drängt. Der Marktgemeinderat beschloss einstimmig, den Geh- und Radweg Rachenthal zusammen mit dem 60 Meter entfernten Durchlass der Bahn, als neues Bauwerk zu errichten sowie eine gemeinsame Planungsvereinbarung mit der DB InfraGO AG abzuschließen. Beauftragt wurden die erforderlichen Planungsleistungen bis zum Abschluss der Vorplanung. Kosten, so versicherte DB-Projektleiter Hesse, fallen in dieser Phase nicht an. Die Gesamtkosten des Projektes – inklusive der Planungsleistungen – würden am Ende der Maßnahme nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz auf beide Partner umgelegt.