Grüner Deckel mit Wanderweg

von Redaktion

So soll Frasdorf vom A8-Ausbau profitieren – Bundesverwaltungsgericht entscheidet

Frasdorf – Ist der Ausbau der A8 bei Frasdorf Umweltfrevel oder sorgt er für mehr Lebensqualität? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Das Bundesverwaltungsgericht soll über das Projekt entscheiden. So sieht es aus.

Der Ausbau der A8 zwischen Achenmühle und Bernauer Berg ist aus Sicherheitsgründen „von höchster Dringlichkeit“, betonte Josef Seebacher, Sprecher der Autobahn GmbH, bei der jüngsten Projektpräsentation in Frasdorf. Doch er würde dem Ort mit 13000 Quadratmetern neuem Grün auch mehr Lebensqualität bringen.

Wohnhäuser direkt
an der Trasse

„Es gibt keinen anderen Ort an der A8, an dem die Wohnbebauung so nahe an der Autobahn ist“, machte Seebacher klar. Gen Norden kann sich Frasdorf aufgrund dieser Barriere nicht entwickeln, ist förmlich abgeriegelt. Die Verbindungen nach Ginnerting, Stockach, in die grüne Kirchleite und nach Prien sind abenteuerlich: die Autobahnunterführungen zu eng und teilweise ohne Gehweg. Der Fußgängerdurchlass am Friedhof ist schwer zu finden und ungepflegt. All das könnte sich mit dem Ausbau der A8 verbessern.

500 Meter langer Tunnel geplant

Im Bereich der Ortschaft soll die Autobahn in einem 590 Meter langen Tunnel verschwinden, der im Westen etwa auf Höhe der Wohnbebauung beginnt und bis zur Zimmerei im Osten reicht. Der Tunnel soll auf der Oberfläche bepflanzt werden und eine grüne Brücke zwischen Kernort und Landschaft im Norden schlagen. „Über diesen Tunnel werden später auch die derzeit unterführte Gemeindeverbindungsstraße Stockach-Frasdorf und eine Fußwegquerung gehen“, erläutert Seebacher. Auch ein Flucht- und ein Betriebsweg, der zugleich als Geh- und Radweg Richtung Ginnerting genutzt werden kann, soll entstehen.

Die Autobahn rückt näher an den Wald (Kirchleite) heran. Der Hang muss für die Bauarbeiten abgeflacht werden. So wird erst einmal Grün verloren gehen, aber danach wieder neu entstehen. „Der Grünflächengewinn gegenüber dem Bestand entspricht in etwa der derzeitigen Autobahnfläche auf 590 Metern Länge des geplanten Tunnels“, berechnet Seebacher. Grob geschätzt habe die Autobahn jetzt eine Breite von etwa 22 Metern einschließlich der Bankette und Mittelstreifen. „Bei einer Länge des Tunnels von 590 Metern wäre das also eine Fläche von rund 13000 Quadratmetern.“

Im Ergebnis eines jahrelangen, konstruktiven Planungsdialoges, an dem insbesondere die Autobahn GmbH, die Bürgerinitiative „A8 für eine lebenswerte Zukunft an der Autobahn“ und die Gemeinde Frasdorf mitgewirkt haben, entstand die Idee einer „grünen Brücke“. Seit 2019 gibt es ein Konzept, das landschaftspflegerische Maßnahmen zur Bepflanzung und Begrünung definiert.

Auf der A8 soll ein barrierefreier Panoramawanderweg entstehen, der beginnend an der Kirche langsam ansteigend zu einem Aussichtspunkt auf der Grünbrücke führt. Gärten und Obstwiesen sowie ein Fußweg würden dann einen natürlichen Übergang zum Wald schaffen. Und so könnte das neue Autobahnbauwerk zu einem verbindenden grünen Element zwischen Tal und Kirchleite werden.

„Die Grünbrücke gibt den Frasdorfern das topografische Rückgrat ihrer Landschaft zurück“, beschreiben die Landschaftsplaner die Vision. Zusätzlich könnte der Hang der Kirchleite bis zu seinem Höhenkamm mit Spazierwegen und Aussichtspunkten erschlossen werden. „Das wäre eine Riesenaufwertung für unseren Ort“, freut sich Bürgermeister Daniel Mair auf das Projekt.

Autobahn rückt von der Bebauung weg

Die Autobahn rückt von der Bebauung im Ort weg in Richtung Wald. Trotzdem, so Mair, werde sich auch für die Anwohner der Kirchleite die Situation verbessern, denn die Autobahn soll dort von gekrümmten Lärmschutzwänden und -wällen abgeschirmt werden.

Für eine sicherere Verkehrsführung wird die Anschlussstelle Frasdorf neu gestaltet. Künftig sollen zwei Kreisverkehre mit einem Durchmesser von etwa 50 Metern nördlich und 60 Metern südlich der Autobahn die jeweiligen Anschlussstraßen verknüpfen. „Durch den Bau dieser beiden Kreisverkehrsplätze lässt sich eine klare Strukturierung der Verkehrsbeziehungen und damit eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Bestand erreichen“, erläutert Seebacher.

Die schwierige Anbindung der Kreisstraße von Umrathshausen an die Autobahn-Anschlussstelle und die Chiemseestraße nach Prien (St 2093) soll verschwinden. „Künftig werden die beiden Äste der St 2093 mit der Kreisstraße sowie der nördlichen Anschlussstellenrampe für die Ausfahrt von Salzburg und die Einfahrt nach München sowie der Straße An der Leiten verknüpft“, erklärt Josef Seebacher. Südlich der Autobahn verbindet der Kreisverkehr die beiden Äste der St 2093 mit der St 2362 Richtung Frasdorf, der Anschlussstellenrampe für die Ausfahrt von München beziehungsweise Einfahrt nach Salzburg und der gemeindlichen Feuerhausstraße.

Straße nach Prien wird über A8 geleitet

Die bestehende Straße nach Prien (St 2093) wird über ein Überführungsbauwerk (BW 116) über die A8 geleitet. „Davon versprechen wir uns für Frasdorf eine ernorme Verkehrsberuhigung“, so Bürgermeister Mair. Zudem wird im Querungsbereich der Autobahn entlang der Staatsstraße zwischen den Kreisverkehren ein Geh- und Radweg errichtet. „Wir hoffen, dass der Radweg entlang der Staatsstraße nach Prien dann vom Staatlichen Bauamt weitergeführt wird, womit die Gefahrenstelle bei Lochen entschärft werden könnte“, so Daniel Mair.

Ist der Autobahnausbau bei Frasdorf also eine grüne Null-Bilanz, entsteht genau so viel neu, wie verbaut wird? „Eine reine Flächenbilanzierung des Ausbaukonzepts an der Anschlussstelle Frasdorf gegenüber dem Bestand ist schwierig, da zur Optimierung der Verkehrsführung und zugunsten der Verkehrssicherheit auch deutliche geometrische Veränderungen geplant sind“, sagt Seebacher. Grundsätzlich blieben die vorhandenen Straßen in etwa in ihrer Breite vorhanden, würden aber verschoben und als Ergebnis des Planungsdialogs in der Höhenlage verändert. „Die beiden Kreisverkehre sind flächensparende Knotenpunkte zur Anbindung der Straßen und Verbindungsarme. Die Insel in den Kreisverkehren wird begrünt.“

Klage gegen Ausbau ist „in Bearbeitung“

Der Ausbau der A8 bei Frasdorf ist ins Stocken gekommen. Der Bund Naturschutz reichte im April Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern zum ersten Ausbauabschnitt der A8-Ost zwischen Achenmühle und Bernauer Berg beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein.

Er fordert „erheblich geringere Eingriffe in Natur und Landschaft“ und die Ausbauvariante „4+2“, also lediglich den Zubau von zwei Standstreifen. Der alleinige Bau zweier Standstreifen würde laut Autobahn-Sprecher Seebacher aber nicht als „Ausbau“ gelten und brächte demzufolge für Frasdorf keine Erleichterung in Sachen Lärmschutz.

Zudem würde die Autobahn bei dieser Variante noch näher an den Ort heranrücken. Dann gäbe es keinen Lärmschutz, keinen Tunnel und keine grüne Brücke. Zudem, so machte er klar, werde beim geplanten sechsspurigen Ausbau die meiste Fläche für mehr Sicherheit, Lärm- und Gewässerschutz und damit eine höhere Lebensqualität der Frasdorfer Anwohner gebraucht.

Termin für Verhandlung offen

Am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wird die Klage des Bund Naturschutz unter dem Aktenzeichen BVerwG9A11.24 geführt. „Das Verfahren befindet sich in Bearbeitung. Mit einem Termin für eine mündliche Verhandlung ist zu rechnen, dieser wurde jedoch bisher noch nicht festgelegt“, informiert eine Sprecherin. Erst danach werde es eine Entscheidung geben.

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