Oberaudorf – Auf den ersten Blick steht Oberaudorf gut da. Der aktuelle Verwaltungshaushalt liegt stabil bei knapp 14 Millionen Euro und auch der Vermögenshaushalt ist im Vergleich zu den Vorjahren auf weitere gut 14 Millionen Euro gestiegen. Die Einnahmen, gerade bei der Gewerbesteuer, gingen nach oben, die Schulden nach unten. „Und trotzdem bleibt uns immer weniger Geld, um zu investieren“, ärgert sich Dr. Matthias Bernhardt bei der Bürgerversammlung vor rund 60 Oberaudorfern.
Umlagen
belasten Gemeinde
Schuld daran sind die Abgaben, die von den Rosenheimer Gemeinden an den Landkreis und von dort weiter an den Bezirk geleistet werden müssen. Das Problem dabei: Der Bezirk Oberbayern macht erhebliche Verluste. „Die Kosten gerade im sozialen Bereich wie für Medizin, Pflege, das Jugendamt oder Flüchtlingsunterkünfte sind extrem hoch“, sagt der Rathauschef.
Bezirk und Landkreis geben die entstandenen Schulden jedoch an die Gemeinden über die Kreisumlage weiter. Zum Vergleich: „Im Jahr 2014 lag die Umlage für alle Gemeinden im Rosenheimer Landkreis bei rund 104 Millionen, 2024 sind wir bei 196 Millionen“, sagt der Bürgermeister. Die Folge ist, dass der Gemeinde immer weniger Geld frei zur Verfügung steht. In Oberaudorf sind es laut der Gemeindeverwaltung aktuell rund 1,7 Millionen Euro.
Nicht viel, angesichts dessen, was alles finanziert werden muss. Die größten Investitionen liegen für das kommende Jahr laut Bernhardt vor allem bei den Feuerwehren. Zum einen ist eine neue Zentrale in Niederaudorf geplant. „Das war bisher eine bessere Garage“, meint der Rathauschef. Außerdem braucht es dort zwei neue Einsatzwagen. Zudem wird die Feuerwehr in Oberaudorf mit zwei weiteren Toren und einem Einsatzfahrzeug aus dem Landkreis erweitert.
Wie sehr die Einsatzkräfte gebraucht werden, hat das Hochwasser gezeigt. Durch die vollgelaufenen Keller und den teilweise über die Ufer tretenden Auerbach entstanden Schäden von gut 400000 Euro alleine für die Gemeindeverwaltung. Dabei appelliert Bernhardt auch an die Vorsorge jedes einzelnen Bewohners. „Denn wenn die Feuerwehr bei Großeinsätzen gebraucht wird, kann es gut sein, dass sie nicht sofort zu jedem Keller kommen kann.“
Weitere hohe Kosten entstanden durch die abgeschlossene Sanierung an der Alten Schule Niederaudorf (2,6 Millionen Euro), die IT-Ausstattung an der Grundschule Oberaudorf (140000 Euro) oder die Erweiterung des Bauhofs (160000 Euro). Aber auch im Straßenbau wird künftig viel investiert werden müssen. Einer Hochrechnung zufolge braucht die Gemeinde in den kommenden Jahren für die Sanierung beziehungsweise den Vollausbau rund 30 Millionen Euro. Rund 400000 Euro sind dafür im Jahr 2025 geplant.
Hat Oberaudorf in Zukunft also ein Finanzierungsproblem? „Die Ampel steht bei uns im Vergleich zu anderen Gemeinden noch auf orange“, meint Bernhardt. Langfristig müsse sich jedoch dringend etwas tun. „Es kann nicht sein, dass Konzepte für viel Geld geplant werden, bei denen faktisch das Angebot fehlt“, ärgert sich der Rathauschef und nennt dabei die Beispiele aus Pflege- und Schulplätzen. Dort fehle es faktisch an dem notwendigen Personal, um die Vorgaben des Freistaats auch in der Realität umzusetzen.
Überlegungen
wegen Grundsteuer
Unter anderem aus diesen Gründen gibt es Überlegungen von der Verwaltung, den Hebesatz für die Grundsteuer zu erhöhen. Die Auswirkungen werden laut einer Beispielrechnung allerdings in einem „humanen Bereich“ zwischen 17 und 40 Euro pro Jahr liegen. „Da fällt die neue Berechnung der Grundsteuer durch den Bund potenziell mehr ins Gewicht. Jeder einzelne Euro kommt außerdem der Allgemeinheit zugute“, sagt Bernhardt und verweist erneut auf die Investitionen, die gerade bei der Feuerwehr im kommenden Jahr auf die Gemeinde zukommen.