Flintsbach – Mit einem eindrucksvollen, durch zahlreiche Fotos illustrierten Vortrag blickte Bürgermeister Stefan Lederwascher (CSU) im Rahmen der Bürgerversammlung auf ein Jahr voller Kontraste zurück. Während fröhliche Feste und das Freibad auf der einen Seite standen, prägten Starkregen und Schlammfluten die andere. Trotz geordneter Finanzverhältnisse der Gemeinde war die Suche nach finanzieller Unterstützung nach dem verheerenden Hochwasser notwendig, was die Gegensätze der vergangenen zwölf Monate eindrücklich verdeutlichte.
Geordnete
Finanzen
Die finanziellen Verhältnisse der 3238 Einwohner zählenden Gemeinde sind geordnet. Der größte Einnahmeposten ist der stetig ansteigende Anteil der Gemeinde an der Einkommensteuer, der für das ausgehende Jahr auf 2,4 Millionen Euro geschätzt wird. Es folgen die ebenfalls kontinuierlich wachsende Gewerbesteuer mit 1,8 Millionen Euro, die Grundsteuer (A und B) mit rund 350000 Euro und die Schlüsselzuweisung des Landkreises mit 507500 Euro. Mit diesen soliden Einnahmequellen lassen sich die notwendigen Ausgaben und die anstehenden Verbindlichkeiten gut finanzieren, so der Bürgermeister.
Dazu gehört unter anderem auch der Unterhalt des Freibades, das sich zu Beginn der Sommersaison einer umfassenden Untersuchung durch das Gesundheitsamt unterziehen musste. Ziel dieser Inspektion war es, sowohl den allgemeinen Betrieb als auch die Hygiene im Schwimmbad sicherzustellen, sodass die Badebedingungen für alle Besucher gesund und sicher sind. Das Ergebnis der Untersuchung fiel positiv aus.
Eine Lanze brach Lederwascher für die stetig steigende Kreisumlage, die derzeit bei 48,5 Prozent der Steuerkraft-Gemeindeschlüsselzuweisungen liegt. Immerhin sei die Kreisumlage die größte Einnahmequelle des Landkreises, der zahlreiche Aufgaben wie den Betrieb der Romed-Kliniken, den Unterhalt und Ausbau von Straßen, Brücken und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen übernimmt. Auch wenn die Kreisumlage gleich bleiben sollte, wird die Belastung für die Gemeinde in absoluter Summe voraussichtlich höher sein, was dem allgemeinen Anstieg der Haushaltssumme der Kommunen geschuldet ist. „Wir sind das letzte Glied in der kommunalen Familie, auf das immer mehr Belastungen zukommen“, so Lederwascher.
Das ausgehende Jahr brachte zahlreiche Feste und Veranstaltungen mit sich. Dazu gehörten unter anderem das 150-jährige Jubiläum der Feuerwehr, das 20-jährige Bestehen des Burschenvereins oder die grandiose Aufführung der „Teufelsbraut“ im Volkstheater.
Überschattet wurden die schönen Stunden im Dorf durch die Ereignisse des 3. Juni. Bereits Tage zuvor hatte starker Regen den Boden aufgeweicht, sodass er kaum noch Wasser aufnehmen konnte, als am Nachmittag ein Hochwasserereignis ungeahnten Ausmaßes über die Region und die Gemeinde hereinbrach. Viele Straßen waren überflutet, Murenabgänge machten Straßen und Wege unpassierbar, zahlreiche Keller standen unter Wasser. Dann das Schreckensereignis, das für mediales Aufsehen in der gesamten Republik sorgte: der Hangrutsch an der Burg Falkenstein. Auch wenn dieses Ereignis in den Fokus der Presse rückte, dürfe nicht übersehen werden, dass zahlreiche Menschen und ihre Wohnungen von den Fluten beschädigt wurden, über die nur am Rande berichtet wurde, sagte Lederwascher. Alleine in Flintsbach rückten die Feuerwehren rund 80-mal zu Einsätzen aus und waren mit der Evakuierung der Häuser unterhalb der Burg nach dem Hangrutsch beschäftigt. Viele Schäden waren erst bei Tageslicht am folgenden Tag erkennbar, fügte Lederwascher hinzu. Daher galt nochmals sein Dank den Feuerwehren und den zahlreichen Helfern.
Von den politischen Verantwortlichen in Land und Bund wurde schnell und unbürokratisch Hilfe versprochen. Lederwascher setzte sich umgehend mit den entsprechenden Ministerien in Verbindung, stieß jedoch auf viele Hindernisse wie fehlende Zuständigkeiten und nicht vorhandene Mittel. Oft waren die angebotenen Fördermittel nur für Privatpersonen und nicht für Kommunen vorgesehen.
Die beschädigten Straßen und die Infrastruktur haben Schäden in der Größenordnung von rund einer Million Euro verursacht. Lederwascher berichtete von zahlreichen Maßnahmen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes und räumte dabei ein, dass nicht alle Schäden sofort bearbeitet werden könnten, da das Ausmaß der Schadenslage zu groß sei. Dies betreffe insbesondere die beschädigten Gewässer, Bäche und deren Bauwerke, für die das Wasserwirtschaftsamt zuständig sei, für das er Lob und Dank aussprach.
Lederwascher betonte, dass die Rekonstruktion der beschädigten Burgruine und deren Sicherung nicht in die Zuständigkeit der Gemeinde fallen. Das sei Angelegenheit der Eigentümerin, der Umwelt-, Kultur- und Sozialstiftung im Landkreis Rosenheim.
Magere Infos zur
Nordzulauf-Baustelle
Keine Bürgerversammlung in Flintsbach ohne das Thema Brenner-Nordzulauf. Aber hier gibt es aus Sicht der Gemeinde kaum Neuigkeiten. Das Thema, das insbesondere die Fischbacher aktuell interessiert, ist die Baustelleneinrichtung auf einer Fläche von rund 40 Hektar. Dazu würde der Gemeinde lediglich ein Din-A4-Blatt vorliegen und das sei schon älteren Datums. Vonseiten der Bahn würden trotz Nachfrage keine neuen Informationen vorliegen. Lederwascher favorisiert eine enge vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft „Zum Erhalt bäuerlicher Existenz im oberen Inntal“.
Nach der ausführlichen Berichterstattung blieben für die zahlreichen Bürger, die sich in der „Alten Post“ in Fischbach versammelt hatten, keine Fragen mehr offen.