Im Jogging-Outfit ins Fünf-Sterne-Hotel?

von Redaktion

Bewegung, Genuss, Entschleunigung: Passt das zusammen? Ein Abend mit dem Lauffeuer Chiemgau in der Residenz Winkler soll das beweisen. Doch: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Erst ein Lauf, dann der Genuss. Ein Selbstversuch von Elisabeth Kirchner.

Aschau im Chiemgau – Im Jogging-Outfit und mit Stirnlampe ins Fünf-Sterne-Hotel? Kaum vorstellbar. Doch in der Residenz Winkler möglich. Zumindest dann, wenn sich das Chiemgauer Lauffeuer zum „kulinarischen Trainingslauf“ für den Aschauer Vorsilvesterlauf angesagt hat. Den sponsert die Residenz Winkler schon seit Jahren. Und die Übernachtung dürfte für manchen Top-Athleten ein doppelter Anreiz sein, in den Chiemgau zu kommen.

Vier Zimmer werden ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt, auch andere Zimmer-Arrangements sind im Angebot. Und nun wurden die Aschauer Läufer nach dem Motto „first come, first serve“ zu Weinverkostung und Hausführung eingeladen.

Kulinarisch
besonderes Training

Das kulinarische Training klingt spannend: Laufen und dann Wein genießen? Wie passt das zusammen, frage ich mich und geselle mich voller Spannung zum Lauffeuer dazu. In der Residenz Winkler heißt uns Hausherr Alexander Winkler herzlich willkommen. Er hat gerade das Unternehmen übernommen, will für frischen Wind sorgen, hat die Segel gesetzt. Und schon geht‘s auf Tour durchs Haus: vom Restaurant über eine Suite mit Gartenzugang und Bergblick sowie den Wellnessbereich hinunter in den Weinkeller. Dort lagern fast 1000 Weinpositionen, darunter auch ganz besondere Tropfen. Alle wohl sortiert nach Weingütern und Jahrgängen. Insgesamt umfasst der beeindruckende Vorrat nahezu 25000 Flaschen.

Aber ehe wir probieren, geht es auf eine knapp fünf Kilometer lange Laufstrecke entlang des westlichen Höhenwegs und der Prien. Weder die Witterung mit Temperaturen unter null Grad und leichtem Schneefall noch die Dunkelheit können die Sportler schrecken. Bei gemächlichem Tempo bleibt ihnen sogar noch Zeit zum Plaudern. Zurück in der Residenz werden wir Sportler in der Jägerstube empfangen.

Wein wird Alkohol
entzogen

Hanna, die angehende Sommeliere, übernimmt die Weinverkostung. Für große Augen sorgt ihre Ankündigung, dass es „nur“ einen alkoholfreien Wein gebe. Einen mit dem bezeichnenden Namen „Grad°Wanderung 37 Grad“ aus Baden-Württemberg. Gesundheit liegt voll im Trend. Auch bei den Weingütern.

Und so werden in einem aufwendigen Verfahren einerseits der Alkohol schonend entzogen und andererseits die Aromen erhalten. Eine innovative Methode, bei der eiskalter entalkoholisierter Wein in der Fortluft versprüht und zurückgewonnen wird, ehe anschließend das Ganze mit etwa 200 Gewürzen, 70 Kräutern, Blüten und selbst gewonnenen Hydrolaten verfeinert wird. „Was für ein Aufwand,“ stöhnte so mancher Gast bei den Erklärungen. Viele Läufer hatten noch nie alkoholfreien Wein getrunken. Und die vom „gesunden Tropfen“ gelabt hatten, waren nicht unbedingt begeistert. „Aber dieser hier wird euch schmecken,“ versprach Hanna. Dabei machte sie gleichzeitig deutlich, welche Rolle das Glas für die volle Entfaltung des Aromas spiele. Denn der Wein entfaltet sich je nach Form und Größe des Glases anders. „Ihr dürft es ehrlich sagen.“

Welcher Käse zu
welchem Wein passt

Drei Käsesorten – bezogen aus der Region – wurden zum Wein gereicht: ein Chaumes mit kupfergoldener Rinde, ein Heumilchkäse mit Bockshornkleesamen und einen Saint Agur Blauschimmelkäse. Larissa, die Kulinarik-Management studiert, stellte die Sorten vor. Und wirklich: „So ein Stück Käse zergeht gleich ganz anders auf der Zunge, wenn man um die Herstellung weiß.“ Der Chaumes beispielsweise wird im Verlauf seiner Produktion mehrmals von Hand gewendet und mit Salzwasser und Rotschmierebakterien gewaschen. Große Vorfreude also und dann das Erlebnis: „Was für eine Geschmacksexplosion.“ Mit allen Sinnen die gefällig arrangierten Käsescheiben probieren, dazu bewusst einen Schluck Wein zu sich nehmen. Ob der Chaumes nun besser zum Wein aus dem Riesling- oder dem Burgunderglas passt. Wie sich der Blauschimmelkäse mit dem Wein aus dem Burgunder- oder Chardonnay-Glas verträgt. Welchen Geruch der Wein verströmt und welche Frucht man durchschmeckt – alles subjektiv. Eines bestätigten alle Tester: Entalkoholisierter Wein schmeckt. Und auch das Gefühl, dass Bewegung und Genuss perfekt zusammenpassen, einte die Laufrunde. Allerdings sollte man sich für die kleinen Freuden des Alltags wahrlich mehr Muße gönnen. Also laufen schon, doch danach ausreichend Zeit zum Entschleunigen. 

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