Rittertanz und Superhelden

von Redaktion

Cäcilienkonzert der Sensenschmied Musikkapelle Mühlbach

Oberaudorf – Es gibt wohl im ganzen Inntal keine größere Musikkapellen-Dichte als in Oberaudorf: Innerhalb einer Strecke von vier Kilometern gibt es die Musikkapellen Niederaudorf und Oberaudorf. Und eben die Sensenschmied Musikkapelle Mühlbach, die eigentlich zu Kiefersfelden gehört und im Kursaal ihren großen Auftritt hatte. Jede Musikkapelle hat ihre eigenen Musiker, vielleicht insgesamt 150. Und dann gibt es auch noch ein Jugendorchester, das beim Konzert zu sehen und zu hören war. Wenn die alle dabeibleiben, sollte man vielleicht eine vierte Kapelle gründen, irgendein Ortsteil wird sich schon finden, der dringend eine benötigt.

Jahreskonzert im gefüllten Kursaal

Beim großen Jahreskonzert zeigen die Blaskapellen nicht nur, was sie können, sondern auch, wer sie sind. Im Jahresverlauf sind sie eher Begleitung: Im Bierzelt, bei Umzügen, bei Beerdigungen, bei Hochzeiten. Im Konzert sind sie der Mittelpunkt. Kein Bierkrugscheppern und keine lauten Menschen, die nicht zuhören.

Nach einem Ausflug ins Weltall mit dem Marsch „Kometenflug“ von Alexander Pfluger begann Georg Hiemer seine Moderation mit den Worten: „Jetzt samma wieder do!“ Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, aber er führte wie immer gekonnt und witzig durch das Programm, das kurzweilig und spannend vom Dirigenten Sebastian Senftleben zusammengestellt wurde.

Es gibt wohl keine Musikrichtung, für die kein Blasmusikarrangement geschrieben wurde. So wie bei Sergei Prokofjevs „Tanz der Ritter“ aus dem Ballett Romeo und Julia. Und da gibt es einiges zu tun für Flöten, Klarinetten, Trompeten und Flügelhörnern. Dass sie auch jederzeit von der Klassik zu Filmmusik wechseln können, bewies die Kapelle mit „Avengers Suite“ von Alan Silvestri. Schon die Ankündigung von Georg Hiemer für dieses Stück zeigte: Hier kennt er sich aus, denn für ihn und seine Generation sind Captain America, Iron Man, Thor und Hulk die Superhelden, mit denen sie aufgewachsen sind. Passend dazu durfte im Anschluss daran das erwähnte Jugendorchester unter der Leitung von Andreas Smettan auftreten, auch sie wählten moderne Musik mit dem bekannten „Final Countdown“. Aber auch sie können eine Polka spielen und bewiesen dies mit dem „Böhmischen Traum“.

Nach der Pause durfte der zweite Dirigent Christian Gruber den Marsch „Der Einkehrer“ von Sebastian Höglauer dirigieren, bei dem es aber nicht um das Einkehren in eine Wirtschaft, sondern um die innere Einkehr gehe, erläuterte Georg Hiemer.

Wie er, kam auch Christian Gruber gerade von einem Konzert vor 1500 Zuhörern in der Muffathalle in München mit der Band Luegstoa C, von denen alle Mitglieder in einer der Audorfer oder Kiefersfeldener Musikkapellen spielen. Die Ankündigung des diesjährigen Solo-Stückes übernahm der Dirigent Sebastian Senftleben persönlich und stellte den Solisten, den man schon als Ansager kannte, als Tubisten vor. Die Tuba ist das Instrument des Jahres 2024 und Tubisten stellen insofern eine Besonderheit da, weil es immer zu wenige gibt. Darum werden sie gehegt und gepflegt. Mit der Ballade „Für Theresa“ von Herbert Hornig zeigte Georg Hiemer, dass man aus einer Tuba mehr herausholen kann als nur Begleittöne und dass sich die Tuba auch als Instrument für Gefühle eignet.

Bei den letzten drei Stücken liefen die Musikerinnen und Musiker zur Höchstform auf. Von „Ukrainian Bell Carol“ (Mykola Leontovych) bis zu „On Fire“ (Michael Geisler) waren sie in ihrem Metier: Funkige Konzertstücke und symphonische Ausmaße.

Dirigent seit zehn Jahren im Ensemble

Sebastian Senftleben hat wie immer große Abwechslung in den Abend gebracht und selbst gar nicht gewusst, dass er seit zehn Jahren Dirigent des Ensembles ist. Er wurde von Vorstand Otmar von Stackelberg eingehend gewürdigt und beschrieb im Anschluss daran selbst die schwere Aufgabe des Dirigenten: Nicht nur mit dem Dirigentenstab herumfuchteln, sondern die Mannschaft zusammenhalten und in Krisensituationen eingreifen! Das ist ihm wieder hervorragend gelungen, sowohl musikalisch als auch menschlich.

Beim traditionellen „Sensenschmied-Marsch“ zum Abschluss sangen nicht nur die Musiker, sondern auch die Zuhörer mit.

Artikel 1 von 11