Oberaudorf – Es war eine Meldung, die eine langjährige Debatte wieder aufleben ließ. Am 8. Oktober bremste eine Fiat-Fahrerin auf der Rosenheimer Straße in Niederaudorf zu spät und erfasste ein Senioren-Pärchen, das zu Fuß die Straße queren wollte. Wenig später erlagen beide ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus.
Zwischen Kindergarten, Gasthof und Schule
Ein tragischer Unfall, der gerade die Anwohner wieder unruhig werden lässt, die sich schon länger über den Bereich zwischen den Privaten Schulen Oberaudorf, dem Gasthof Keindl und dem Kindergarten Schatztruhe Sorgen machen. Eine Niederaudorferin, die anonym bleiben möchte, beobachtet häufig, wie gerade die Schüler auf ihrem Weg zur Bushaltestelle immer wieder auf „rasende Autofahrer“ aufpassen müssten.
Noch vor dem Unfall wandte sie sich daher nicht nur an die Gemeinde, sondern auch an das Rosenheimer Landratsamt, um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Die Antwort fiel ernüchternd aus. „Mir wurde gesagt, die Stelle ist gut übersichtlich, die Autofahrer wissen, wie man sich verhält und die Eltern können den Schulweg mit ihren Kindern üben“, sagt die Niederaudorferin frustriert. „Nach Kenntnis des Landratsamtes Rosenheim kommt es bei dem Streckenabschnitt nicht zu einer auffälligen Häufung von Unfällen“, bestätigt Pressesprecherin Simone Beigel auf OVB-Anfrage und verweist für eventuelle Maßnahmen auf das Staatliche Bauamt Rosenheim. Mit diesem versucht auch die Gemeinde schon seit einer Weile Kontakt aufzunehmen, um an der gefährlichen Stelle etwas zu verbessern. Laut Oberaudorfer Geschäftsleiter Florian Seebacher wünscht man sich noch im kommenden Jahr eine Fahrbahnverengung mithilfe einer Querungsinsel. Auch wenn man für die Straße rein rechtlich gar nicht verantwortlich wäre, ist man laut Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt mittlerweile in „guten Gesprächen“.
Eine weitere Bemühung: Bereits im Sommer hatte die Gemeinde in dem Bereich Testblitzer aufgestellt, um die Geschwindigkeitsüberschreitungen erst einmal ohne ein fälliges Bußgeld zu testen. Mit 15 Prozent an zu schnell fahrenden Autos lag man dabei knapp oberhalb des von der kommunalen Verkehrsüberwachung definierten „Normalbereichs“.
Unfall mit zwei Toten wird noch analysiert
Auch wenn der tödliche Unfall im Oktober die Stimmen nach einer Lösung wieder lauter werden lässt, bei der Bewertung der Stelle spielt das Unglück aktuell noch keine Rolle. „Erst nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei lässt sich in Abstimmung mit allen beteiligten Fachbehörden beurteilen, ob und welche Maßnahmen erforderlich sind“, sagt Landratsamts-Sprecherin Beigel. Nach dem tödlichen Unfall hatte die Polizei einen Gutachter bestellt, um den Tathergang zu ermitteln.