„Knusper knusper knäuschen im Kultwerk“

von Redaktion

Immling-Festival feiert Premiere von „Hänsel und Gretel“ in neuer Spielstätte

Bad Endorf – Auf dem Spaziergang mit Hund hat man oft die besten Ideen – so man die richtigen Leute trifft. Dem Intendanten des Immling-Festivals, Ludwig Baumann, ging es jedenfalls so. Als er im Bad Endorfer Gewerbegebiet den Besitzer des Gebäudes, in dem das Immling-Festival seit vergangenem Jahr eine Gewerbefläche zu Probezwecken angemietet hat, traf, kam man ins Gespräch. Nachdem Baumann aufgefallen war, dass das im Gebäude befindliche Autohaus im Begriff war, auszuziehen, kam ihm in den Sinn, diese Proberäumlichkeit samt Kostümschneiderei um ein Theater zu erweitern.

Umbau in
nur drei Monaten

Für seine Idee, das Immling-Festival um eine zusätzliche Spielstätte zu erweitern, konnte er auch den Bad Endorfer Bürgermeister Alois Loferer sowie den Gemeinderat gewinnen, sodass nach nur drei Monaten Umbau ein ganzjährig bespielbares Theater dasteht.

Das „Kultwerk Immling“ verfügt über einen Saal mit etwa 190 Sitzplätzen, eine große Hochbühne, moderne Ton,- Beleuchtungs-, und Projektionstechnik, einen Backstage-Bereich und ein Foyer, in dem die Gäste in der Pause mit Getränken oder kleinen Snacks verwöhnt werden können.

Marina Meggle sprach dem Festivalteam großen Dank dafür aus, dass in Immling, neben spielerischem Erlernen von Theaterkompetenzen, viele große und kleine Kinder verzaubert würden: „Mit nur wenig finanziellen Mitteln müsst ihr so vieles in Eigenregie schultern“, so die Schirmherrin und Förderin der Akademie Immling.

Sepp Hofer, stellvertretender Landrat des Kreis Rosenheim, wünschte dem Immling-Festival für die neue Kulturstätte immer warme und somit gute Gedanken, die sich inspirativ in allen Aufführungen als „Seelenstreichler“ widerspiegeln könnten. Die Wertschöpfung von Kultur sei nicht sonderlich hoch, ihr ideeller Wert dafür umso beachtlicher, betonte Bürgermeister Alois Loferer: „Unserer Kinder erhalten im Theater Herzensbildung. Die Kulturschaffenden übernehmen Verantwortung und lassen in ihren Inszenierungen auch politische Meinungen einfließen, welche Denkanstöße darstellen könnten.“

Nach den Reden hieß es schließlich „toi, toi, toi“ und Bühne frei für den Sing- und Theaternachwuchs, der sich in Humperdincks Kinderoper „Hänsel und Gretel“ mit Profis die Bühne teilte. Da war ein Lachen und Staunen als Hänsel (Anna Matrenina) und Gretel (Celina Hubmann) schließlich von hinten zur Bühne sausten. Die beiden gaben stimmlich sogleich Vollgas und hatten den Saal voll im Griff. Wildes Tanzen mit Besen und Wollknäuels, wunderbares Singen – da strahlten die Kinderaugen.

„Knusper knusper knäuschen…“, sei auch das Lebkuchenhaus noch so verlockend – ein bisschen gruselig war sie ja schon, diese Knusperhexe (Sieglinde Zehetbauer auch als Mutter) mit ihrer wilden Haarpracht und ihrem Zauberstab, wie sie das Geschwisterpaar anfangs bezirzte. Hänsel war die Sache nicht geheuer. Als er im Käfig zur Mast landete, musste sich Gretel was einfallen lassen.

Das junge Publikum lachte über ihre Klugheit, mit der sie das Böse überlistete und es mittels eines kräftigen Schubs in den Ofen bugsierte. Dort wurde die Hexe schließlich selbst zu Lebkuchen verarbeitet.

Vom ersten Akt in der ärmlichen Bauernstube, aus der die Kinder fortgejagt werden, über die Waldszenen am Pfefferkuchenhaus oder in der Dämmerung, wo Irrlichter flackern, und Nebelschwaden aufziehen, konnte man des Lauschens und Schauens kaum sattwerden – anrührend, wie Lisa Linnemann als Sandmännchen singend beruhigt und tröstet und später, ebenso einfühlsam in Gesang und Spiel, Paul Loferer als Taumännchen agiert. Ergreifend und trefflich gesungen auch der berühmte „Abendsegen“, bei dem tatsächlich 14 süße (Chor)Engel um Hänsel und Gretel stehen und auch die Partien von Vater (Fernando Araujo) und Mutter.

Spielfreudige
Märchenoper-Truppe

Der Kinderchor (Leitung und Klavier Iris Schmid) überzeugte nicht nur stimmlich, sondern auch als Wald mit knorrigem Geäst oder als wieder zum Leben erweckte Lebkuchenkinder, die im Freudentanz dermaßen glücklich wirkten, dass man den Intendanten und Regisseur Ludwig Baumann nur beglückwünschen kann: Sowohl für seine begabte Truppe als auch für seine guten Ideen, die er immer wieder in die Tat umsetzt.

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