Kiefersfelden – Unter dem Motto „Von Ouvertüre bis Filmmusik“ stehen die diesjährigen Cäcilienkonzerte der Musikkapelle Kiefersfelden, die eine gelungene Premiere in der vollen Schulturnhalle feierten. Dirigent Hans Glas hatte bei der Auswahl der Musikstücke besonderen Wert auf ein breit angelegtes Spektrum von hochkarätigen, anspruchsvollen und eingängigen Werken gelegt, was ihm und seinen 64 Musikern bestens gelang, wie der nicht enden wollende Beifall zum Konzertende unterstrich.
Einmarsch
der Gladiatoren
Der „Grand March“ von Soichi Konagaya nahm nach anfänglich leiseren Tönen eine gewaltige Fortsetzung; Fanfaren, Posaunen und Trommeln implizierten gar den Einmarsch der Gladiatoren im alten Rom. Das Wechselspiel der Instrumente, mal leise und mal fordernd, war perfekt. Kapellenmitglied Stephan Schroller übernahm im Stile eines Entertainers das Mikrofon und geizte nicht mit interessanten Informationen zu den kommenden Stücken, ihrer Geschichte und den Komponisten.
So nahm das Konzert mit den Klängen von „Finlandia“, der heimlichen Nationalhymne des skandinavischen Landes, weiter Fahrt auf. Komponist Jean Sibelius gelang es mit diesem Stück, das wechselnde Schicksal seines Vaterlands musikalisch aufzuarbeiten – ein Kampflied und eine Siegeshymne zugleich. Im Dreivierteltakt ging es weiter in Frankreichs Hauptstadt Paris, wo Komponist Emil Waldteufel sich auf einer Eisbahn tummelnde Läufer in seinen Walzer „Die Schlittschuhläufer“ musikalisch einband. Mit viel Gefühl führte Dirigent Hans Glas seine Musiker auf das melodische Eis. Geradezu spürbar waren „Doppelter Rittberger“, „Salchow“, „Axel“ oder die schwindelerregende Pirouette auf dem eisglatten Parkett.
Beim Konzertmarsch „Schlagzeilen“ des Marburgers Dieter Herborg erinnerte die Musikkapelle an einen herausragenden Komponisten, mit dem unter dem Kieferer Dirigenten Hans Bichler eine freundschaftliche Beziehung bestand. Bei dem Marsch stimmte jeder Ton und jede musikalische Nuance.
Nach der Pause erwartete die Besucher im zweiten Teil des Abends ein völlig anderes musikalisches Format. Filmmusik gab den Ton an und über allem stand James Bond. „Live And Let Die“ von Paul und Linda McCartney hoben die Musiker auf ein grandioses musikalisches Niveau mit dem Höhepunkt des Trompetensolos von Quirin Pirchmoser. Dem jungen Musiker mit der Lizenz für Trompetensoli gehört sicher die Zukunft.
Zunächst aber ein zeitlicher Sprung zurück. Der tschechische Komponist Pavel Stanek fühlte sich musikalisch inspiriert von der Entdeckungsreise von Christoph Kolumbus. In dem Werk „Die große Seefahrt 1492“ sind die Wellen, auf denen sein Segelschiff „Santa Maria“ dahinglitt, deutlich hörbar. Windflaute, Sturm oder einfach nur dahinsegeln, all diese Gegebenheiten des Seemannslebens entlockten die Musiker ihren Instrumenten. Nach dem Ruf „Land in Sicht“ jubeln die Instrumente und feiern die Entdeckung der „Neuen Welt“. Auf den Meeren dieser Welt schipperte die Musikkapelle weiter, allerdings jetzt unter Wasser. Die Filmmusik „Das Boot“ von Klaus Doldinger rief wieder die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Es wurde dunkel in der Schulturnhalle, „Das Boot“ ging auf Tauchfahrt und die Mannschaft spielte entfesselt auf. Bis hin zu den enervierenden Sonar-Pings, mit denen der Feind geortet wurde, passte alles. Das Ton- und Lichtspektakel wurde überstrahlt von einem Trommelstakkato, mit dem die Feindfahrt angekündigt wurde.
Der griechische Komponist Vangelis schrieb zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas die Filmmusik zu dem Historienfilm „Die Eroberung des Paradieses“. Und das gelang geradezu sinnbildlich und großartig auch den Musikern, die mit ihrer orchestralen Darbietung zwar nicht das Paradies, sicher aber ihr Publikum eroberten.
Mit Bob Dylans „Wig Wam“ endete die musikalische Weltreise. Sie ließ nie Langeweile aufkommen, verzauberte die Zuhörer und entließ sie langsam in die adventliche Nacht. Nicht jedoch ohne die frenetisch geforderte Zugabe, die die Musikkapelle gerne erfüllte. Bei dem einfühlsamen Song „The Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel präsentierte das Orchester noch einmal eindrucksvoll sein musikalisches Repertoire. „Der Klang der Stille“, so die Übersetzung des Riesenhits, hallte noch lange im Saal und nur langsam wollte der Beifall enden – ein lautstarker Dank des begeisterten Publikums.