Oberaudorf – Die evangelische Auferstehungskirche Oberaudorf war zu Weihnachten oder bei Hochzeiten stets gut gefüllt. Ansonsten schwand das Interesse der Menschen am Kirchenraum. Pfarrer Günter Nun stellt fest: „Das spirituelle Leben verlagert sich seit Jahren ins nebenstehende Gemeindehaus. Die Menschen wollen zwar ihre Kirche behalten, aber sie nutzen und erhalten sie nicht mehr.“
Renovierung
ist notwendig
Das stellt die Verantwortlichen vor schwierige finanzielle Entscheidungen. Bei der Auferstehungskirche müsste das Dach neu gedeckt werden und die Innenräume mit Inventar bedürfen der Pflege. Gleichzeitig rumorte es in der evangelischen Kirchengemeinde. Die Angst, dass die Kirche geschlossen wird, ging um.
Pfarrer Nun beruhigt: „Die Auferstehungskirche wird nicht aufgegeben. Sie wird auch nicht verkauft.“ So wie es jetzt ist, könne es aber auch nicht bleiben. „Wir arbeiten daran, dass die Kirchenräume mehr Leben bekommen und suchen nach Wegen, mehr Menschen die Türen weit zu öffnen.“ Eine Lösung bahnt sich an, damit der Kirchenraum nicht weiter an Bedeutung verliert. „Kunst kann ein Weg der Würdigung und Neubelebung sein“, zeigt sich Nun überzeugt und sieht sich hierbei mit dem Kirchenvorstand einig. Dieser beschloss, dass die Auferstehungskirche für ein Jahr an den Künstler Hannes Seebacher vermietet wird. In dieser Zeit wird ein Trägerverein das Projekt „Kunstkirche Oberaudorf“ erproben.
Die Umsetzung hat bereits begonnen. Im Rahmen eines besonderen Gottesdienstes wurde der Kirchengemeinde das Projekt erläutert. Es wurde Raum geschaffen für Kunst und neue Formen der Begegnung. Darum trugen die Kirchenmitglieder die Bänke aus dem Kirchenraum hinaus, um sie zwischenzulagern und eben diesen Kunstraum zu ermöglichen. Dabei unterdrückte so mancher Gottesdienstbesucher seine Tränen. Schließlich trug man damit auch viele Erinnerungen an Feierlichkeiten und Besinnung der vergangenen Jahrzehnte hinaus.
Angebot
bleibt vielfältig
Pfarrer Nun sagte: „Wir haben in dieser Kirchengemeinde weit über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie bieten im nebenstehenden Gemeindehaus weiterhin an, was Kirchengemeinden traditionell anbieten: Angebote für Jugendliche, Kinder und Senioren, Bildung, Gesprächsrunden, Gemeinschaft, Körper- und Seelenfürsorge.“ Das habe sich in den vergangenen Jahren schon bewährt. „Es gibt keinen Grund, warum wir dafür eine zweite Kirche erhalten sollten.“
Auch bezüglich der meist überfüllten Weihnachtsgottesdienste gibt es eine durchaus gute Botschaft. „Im Gemeindehaus stehen 200 Stühle zur Verfügung. In der Kirche waren es nur 150 Sitzplätze.“
Eine Entweihung der Auferstehungskirche ist ebenfalls nicht nötig. „In der evangelischen Kirche kann jeder Ort zum Gotteshaus werden. Nur der Zweck entscheidet“, beruhigte Pfarrer Nun. Damit könnte auch jederzeit das Kirchengebäude reaktiviert werden. „Das ist unser erstes ,Saturday-for- Art-Church-Event‘. Weitere werden folgen in Form von Kunstinstallationen, Musik-Veranstaltungen, Kunst-Workshops und Einladungen zur Begegnung und zum Gespräch.“