Wasserburg – Ein Haus ohne Ziegelsteine und Estrich, dafür aus Holz und Vulkangestein: Das will das Wasserburger Planungsbüro „Ulmus – Paula Buchner“ in der Innstadt verwirklichen. Bei diesem bau-biologischen Projekt sollen nur Materialien zum Einsatz kommen, „die in den Zyklus zurückgeführt werden können“, also zu keinem Sondermüll werden, erklärt Paula Buchner, die sich vor 33 Jahren mit ihrem Planungsbüro selbstständig gemacht hat.
Neues Wohnprojekt
„Am Wuhrbach“
Das Wohnprojekt soll auf einem Grundstück „Am Wuhrbach“ in Wasserburg entstehen. Davor habe dort ein Haus bereits seit 20 Jahren leer gestanden, das mittlerweile abgerissen worden sei, erklärt die 65-jährige Wasserburgerin. Neben dem Grundstück ist ein etwa zehn Meter hoher Hang. „Dieser wird mit großen Stahlnägeln gesichert“, sagt Buchner. Das Bauvorhaben befinde sich derzeit in der Marketing-Phase und soll im nächsten Jahr beginnen.
Doch die meisten Pläne für das Haus stehen bereits. Die Innen- und Außenwände sollen aus Holz sein und der Bodenaufbau werde mit Platten aus Lithotherm, einem Vulkangestein, versehen. „Er speichert viel mehr Wärme als Estrich und ist zudem kein Sondermüll“, erklärt Buchner. Die Innenwände will die Planerin mit Lehm verkleiden. Er gelte derzeit als Abfallprodukt, biete jedoch Vorteile. „Er nimmt viel Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Damit sorgt er für ein angenehmes Raumklima“, weiß die 65-Jährige. Als Isolierung will Buchner Schindeln und Holzfaserdämmplatten verwenden. Auch die Terrassen, Wege und Stellflächen sollen aus biologischen Materialien bestehen, nämlich aus Naturstein, sagt sie. Das Dach bekomme zudem eine Eindeckung aus Metall mit integrierten Photovoltaik-Elementen.
Damit noch mehr CO2 eingespart werden könne, sollen alle Materialien eine möglichst kurze Anreise zur Baustelle haben. Der Kalkstein zum Beispiel komme aus dem Altmühltal oder Eichstätt und werde in den Fluren und Bädern verlegt. Auch bei den eingebauten Möbeln setzt Buchner auf naturbelassene Produkte. „Ich bin eine Befürworterin von Massivholz. Eine Spanplatte ist für mich kein Möbel und kann nicht mehrmals verwendet werden“, sagt sie.
Auch wenn Naturmaterialien meist teurer als herkömmliche Baustoffe seien, würden Holzhäuser immer beliebter werden, weiß Buchner. Zudem schwanke der Preismarkt bei Metall stark und die Baubranche leide unter einer Sand-knappheit, erklärt die Wasserburgerin. Ein Haus ohne Stahlbeton sei hier eine gute Alternative.
Für das Zusammenleben der zukünftigen Bewohner hat sich Buchner auch ein besonderes Wohnkonzept überlegt. Für die insgesamt vier Parteien soll es einen Gemeinschaftsraum geben. „Der kann zum Beispiels als Co-Working-Space, für einen gemeinsamen Abend oder für etwas anderes genutzt werden. Je nachdem, was sich die zukünftigen Bewohner vorstellen können“, erklärt sie. Vorrangig gehe es jedoch darum, dass es einen Raum gebe, an dem sich Nachbarn treffen könnten. „Wir leben oft isoliert voneinander und kennen die Menschen, die neben uns wohnen, nicht“, sagt Buchner. Das will sie ändern.
Zudem sei früher mit Platz oft recht großzügig umgegangen worden, so die Planerin. „Es wurde ein Einfamilienhaus neben das andere gestellt. Als dann die Kinder ausgezogen waren, blieben zwei Personen auf 200 Quadratmeter Wohnraum zurück“, sagt Buchner. Die Häuser seien zudem so gebaut worden, dass sie auch in Nachhinein nicht in mehrere Parteien unterteilt werden konnten. In Hinblick auf den Wohnraummangel müssten die Menschen in Zukunft jedoch platzsparender bauen und leben, so Buchner.
Die am Wuhrbach entstehenden Eigentumswohnungen würden sich sowohl für Singles als auch Familien eignen, genauso wie für Jung und Alt, sagt Buchner. Das Haus soll „möglichst barrierefrei“ sein. Zum Außeneingang führe eine Rampe und im Inneren gebe es einen Aufzug. Zudem seien die Durchgänge, Duschen und Balkone schwellenlos begehbar, sagt Buchner. „Heute gehört das zum Standard einer Wohnung“, sagt sie. Aus ihrem Umfeld habe Buchner bisher nur positive Rückmeldungen zu ihrem Projekt bekommen.
Verschiedene Bauten
willkommen
Auch die Stadt Wasserburg begrüßt neue Wohnkonzepte, wie Mechtild Herrmann, Stadtbaumeisterin der Kommune, erklärt. „Wir haben hier für Neubauten wenig Raum und sind froh, wenn jemand noch einen Ort findet und diesen platzsparend und im Sinne eines sozialen Miteinanders gestalten möchte“, sagt sie. Grundsätzlich sei Wasserburg gegenüber verschiedenen Wohnungsbauten offen, so Herrmann.