Rosenheim/Mühldorf – „Hasenpest-Fälle auf Rekordniveau“: Ende November ging diese Schlagzeile durch die bayerischen Medien. 55 Infektionen in Bayern, meist bei Jägern, habe es gegeben, berichtete die Presse übereinstimmend. Ein neuer Höchststand. Wie gefährlich ist die Krankheit wirklich und wie ist die Lage in der Region? Die Landratsämter Rosenheim, Mühldorf und Traunstein geben auf Anfrage Auskunft.
Seltene
Krankheit
Von fünf meldepflichtigen Fällen der sogenannten Tularämie, also der Hasenpest, seit 2018 berichtet das Landratsamt Rosenheim, wobei ein Fall von Hasenpest zuletzt im Sommer 2021 festgestellt worden sei.
Dem Gesundheitsamt Traunstein würden aus den Jahren 2023 und 2024 insgesamt vier Fälle vorliegen. Dem Landratsamt Mühldorf ist 2024 ein Fall dieser Hasenpest beim Menschen gemeldet worden – der bislang einzige Fall in den vergangenen zehn Jahren im Landkreis Mühldorf.
Es handelt sich, darin stimmen alle drei Landratsämter in der Region überein, um eine seltene Zoonose, also um eine Infektionskrankheit aus dem Tierbereich. Als Erreger gilt das Bakterium Francisella tularensis, das zwar als hoch ansteckend gilt, eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei aber bislang nicht bekannt, so die Behörden.
Hauptsächlich stecken sich Personen über infizierte Tiere an, etwa bei direktem Kontakt über Blut, einem Biss oder aber über die Ausscheidungen der Tiere.
Die Ansteckung sei ebenfalls über infizierte Stechfliegen, Zecken, Mücken oder Bremsen möglich. Auch über den Verzehr von kontaminiertem Trinkwasser und Lebensmitteln sowie infizierter Tiere beziehungsweise Tiermaterialien sowie durch das Einatmen infektiöser Luftpartikel, könnten Personen an dem Virus erkranken, so das Landratsamt Rosenheim.
Wer sich mit der Hasenpest anstecke, entwickele meist nach etwa drei Tagen erste Beschwerden. „Selten können aber auch Inkubationszeiten von mehreren Wochen vorkommen“, so das Landratsamt Rosenheim. Meistens würden grippeähnlichen Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen vorkommen. Zudem sei eine schmerzhafte Schwellung der Lymphknoten möglich, erklären die Behörden übereinstimmend.
Bei Menschen sei die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Verlaufs unwahrscheinlicher als bei den Tieren selbst. „Während die Sterblichkeitsrate bei der hochansteckenden Unterart ‚F. tularensis ssp. tularensis‘ beim Menschen unbehandelt bis zu 60 Prozent betragen kann, verlaufen Infektionen bei der weniger ansteckenden Unterart ‚F. tularensis ssp. holarctica‘ meist milder und nicht tödlich“, erklärt das Landratsamt Rosenheim. „Ein tödlicher Verlauf bei älteren und immun-supprimierten Patienten im Rahmen einer entwickelten Pneumonie oder Sepsis ist aber nicht grundsätzlich auszuschließen.“
Angst vor einem Waldspaziergang oder Wanderungen müssen Bürger trotzdem nicht haben, betont das Landratsamt Traunstein. „Trotz des Vorkommens des Erregers ist die Tularämie bei Menschen eine seltene Erkrankung“, betont die Behörde.
Grundsätzlich könne sich zwar jeder mit Hasenpest infizieren, meist betreffe es aber am ehesten Gruppen wie Jäger. Außerdem könne die Krankheit gut mit Antibiotika behandelt werden, verdeutlicht sie.
Dennoch empfehlen die Ämter zum Schutz vor einer Übertragung bei Kontakt mit kranken und toten Wildtieren, insbesondere Hasen und Kaninchen, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Erkrankte Tiere zeigen sich apathisch, würden ihre Scheu und Fluchtdrang verlieren, hätten Fieber und eine hohe Atemfrequenz, so das Landratsamt Rosenheim. Die meisten Tiere sterben innerhalb von zwei bis zehn Tagen.
Kontakt zu
Wildtieren vermeiden
„Bei zu erwartender Aerosol-Entwicklung sollte eine Atemschutzmaske (FFP2/ FFP3) getragen werden“, erklären die Behörden. Grundsätzlich sollte der Kontakt zu Wildtieren, besonders bei offensichtlich kranken Tieren oder Kadavern vermieden werden. „Fleisch von Hasen und Kaninchen sollte nur gut durchgegart verzehrt werden.
Auch der Kontakt mit kontaminiertem Wasser sollte gemieden werden. Regeln der Haushalts- und Händehygiene sind strikt einzuhalten.“
Das Landratsamt Traunstein empfiehlt zudem bei Haustieren, wie Hunden, ebenfalls darauf achten, dass diese keinen Kontakt zu Feldhasen und Wildkaninchen haben.