Aschau – Florian Bremm ist eines der vielversprechendsten Lauftalente Deutschlands. Der Spezialist über die 5000 Meter ist nicht nur zweimaliger deutscher Meister, sondern war über diese Strecke auch bei den diesjährigen Europameisterschaften in Rom am Start. Für den Vorsilvesterlauf am 27. Dezember reist der 24-Jährige aus der Nähe von Nürnberg nach Aschau, um sich mit einigen der besten Läufer Deutschlands zu messen. Im Interview spricht der Leistungssportler über seine Anfänge und gibt Tipps für ein optimales Rennen.
Sie sind erst 24 Jahre alt und doch schon ein erfahrener Läufer. Können Sie sich noch an Ihre ersten Erfahrungen erinnern?
Das stimmt, ich bin jetzt schon seit über 15 Jahren in der Leichtathletik und seit fast zwei Jahren im Profisport aktiv. Ich komme aus einer sportlichen Familie und mit neun Jahren hatte ich einen Freund, der mich sozusagen zur Leichtathletik geschleppt hat. Nach zwei Wochen hat er aufgehört, mir aber hat es Spaß gemacht und ich bin dabei geblieben. So hat es sich entwickelt und ich bin Stück für Stück immer besser geworden.
Wieso haben Sie sich auf die 5000 Meter spezialisiert?
Das war gar nicht immer so. Ursprünglich war ich 3000-Meter-Hindernisläufer. Doch im Jahr 2021 ging es sportlich nicht so richtig weiter. Dabei habe ich gemerkt: Du bist eigentlich immer fitter, du bist immer schneller im Training, du kannst mehr machen, mehr Laufkilometer realisieren. Aber so richtig hat sich das bei den Hindernissen nicht mehr gezeigt. Dann habe ich mich auf die Flachstrecke konzentriert und da ging es richtig vorwärts.
Beim Aschauer Vorsilvesterlauf werden viele Hobbysportler die fünf Kilometer laufen. Die Durchschnittszeit liegt je nach Alter bei 25 bis 30 Minuten. Wie schnell muss man laufen, um zweimaliger deutscher Meister zu werden?
Es gibt für Leistungssportler eine sogenannte Kadernorm. Sie lag 2022 bei 13:45 Minuten über 5000 Meter. Das habe ich geschafft. Mittlerweile liegt meine Bestzeit bei 13:11 Minuten.
Wie viel trainieren Sie, um diese Zeiten zu erreichen?
In den letzten zwei Jahren habe ich mein Training stark verändert und verfolge einen wissenschaftlichen Ansatz. Ich trainiere sehr umfangreich, das heißt, ich trainiere zweimal am Tag, sehr ruhig und kontrolliert, aufbauend auf Herzfrequenz und Leistungsdiagnostik. In der direkten Vorbereitung und Trainingslagern laufe ich bis zu 195 Kilometer pro Woche. Im Schnitt sind es gute 100 Kilometer.
In Aschau werden Sie neben einigen deutschen Topläufern an der Startlinie stehen. Was ist der Reiz, dass so viele gute Läufer ins Priental kommen?
In meinem Fall hat mich mein Arbeitgeber, die bayerische Polizei, gefragt. Ich mache das gerne, weil ohne deren Unterstützung für Leistungssportler wäre das alles nicht möglich. Aber ich weiß auch, dass Aschau in der Laufszene beliebt ist. Es hat sich schon herumgesprochen, dass man dort gut rennen kann und es immer gut besetzt ist. Es ist immer cool, wenn man ein bisschen Konkurrenz hat. Aber ich mache das auch, weil ich Spaß daran habe. Meine Mama, meine Schwester und meine Cousine laufen auch mit, also wird es eine Art Familien-Event.
Wie wichtig ist so ein Vorsilvesterlauf im Rennkalender?
Ich werde mich im Training jetzt nicht groß rausnehmen, sondern nur die Umfänge direkt davor ein wenig reduzieren. Es ist aber ein intensives Training gegen starke Konkurrenz. Das ist schon etwas Besonderes und eine gute Vorbereitung. Auch im Hinblick auf die Hallensaison, die dann ab Januar beginnt.
Haben Sie noch einen Tipp für die Läufer am 27. Dezember?
Ich würde sagen, einfach nichts Neues ausprobieren. Bei dem bleiben, was man kann und trainiert hat. Nicht in der ersten Runde alles raushauen, nur weil alle um einen herum so schnell loslaufen. Das wird sich auf Runde zwei und drei auszahlen.
Ein kleiner Ausblick für Ihre 5000-Meter-Karriere. Wo geht es für Sie hin?
Für kommendes Jahr will ich mich für die Weltmeisterschaften in Tokio qualifizieren. Langfristig sind die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 mein großes Ziel. Da möchte ich nicht nur hin, sondern auch eine Rolle spielen und das Finale erreichen. Aber bis dahin ist es noch lange hin. Interview: Korbinian Sautter