Gespräch über das Gipfelglück

von Redaktion

Christian Stangl, einst ein erfolgreicher Geschäftsmann, tauschte seinen Anzug gegen die Bergsteiger-Ausrüstung. Sein Ziel: Die drei höchsten Berge auf jedem Kontinent zu besteigen. Bald ist der Extrem-Bergsteiger und Rekordhalter zu Besuch in Wasserburg.

Wasserburg – Mit Christian Stangl konnte der Alpenverein Wasserburg den nächsten bekannten Extrembergsteiger für einen Vortrag gewinnen. Der 58-jährige Österreicher ist bis heute der einzige Mensch der Welt, der die drei höchsten Berge auf allen sieben Kontinenten bestiegen hat. „Triple seven Summits“ (zu deutsch: dreifach sieben Gipfel) heißt das Projekt, das Stangl über sieben Jahre betrieb.

„Damit muss man sich ja nicht verstecken“, erklärt Stangl, der auch heute noch merklich stolz auf seinen Erfolg ist. 2013 beendete er die Besteigung, sieben Jahre war er damit beschäftigt. Heute, elf Jahre später, ist es laut seinen Angaben weiterhin noch niemanden gelungen, es ihm nachzumachen. „Es gibt eine Amerikanerin, die es seit einiger Zeit versucht“, erzählt er. Allerdings würde ihr die weltpolitische Lage derzeit zu schaffen machen. Ein Problem, das auch Stangl während seines Versuchs hatte. „Die Berge in Indonesien zu erreichen, ist nicht einfach“, sagt er. Doch er ließ sich davon nicht aufhalten.

Ohnehin ist es Stangl sein Leben lang gewohnt, zu reisen und zu wandern. Geboren und aufgewachsen in der österreichischen Steiermark, ist er schon seit Kindheitsbeinen umgeben gewesen von Bergen. Bergsteigen gehöre einfach dazu. Später lernte Stangl Elektrotechniker. „Ich habe ein Büro in Libyen geleitet“, erzählt er. Er sei schon damals viel um die Welt gereist. „Ich war der typische Geschäftsmann, der viel Geld scheffelt und im Anzug am Flughafen sitzt“, beschreibt er sich selbst schmunzelnd. Irgendwann habe ihm das nicht mehr gereicht. Stangl wollte wieder in die Berge. Er hing den Job an den Nagel und wurde Extrem-Bergsteiger.

2006 begann das Projekt „Triple Seven Summits“, ein Titel, hinter dem sich bis heute wenig Leute etwas vorstellen können, wie Stangl bedauert. „Ich habe den Namen damals von einem Mitbewerber übernommen, heute ist das leider ein Marketing-Problem“, sagt er. Denn kaum jemand wisse, was dahinter stecke. Dabei ist es einzigartig: Die drei höchsten Berge auf den sieben Kontinenten hat vor ihm noch niemand bestiegen.

„Bis dahin war auch noch gar nicht klar, welche Berge es überhaupt sind“, erzählt Stangl. „Vor allem in Afrika und Ozeanien gab es da viele unterschiedliche Meinungen, welche Berge die höchsten sind“, sagt er. „Dort gibt es keine gut ausgelegten Karten von Alpenvereinen wie bei uns.“ So wurde aus dem Bergsteiger-Projekt auch ein wissenschaftliches.

Stangl wanderte nicht nur, er vermaß auch. „In Indonesien bin ich zum Beispiel dreimal auf denselben Berg gestiegen, bevor ich tatsächlich den höchsten gefunden habe“, sagt er. Auf 30 Berge stieg Stangl insgesamt, neun also waren umsonst. „Aber ich musste sicher sein, dass ich den richtigen erwischt habe.“

Erlebt hat er dabei viel, etwa die Eiseskälte in der Antarktis, die ihm „aber gar nicht so viel ausgemacht hat“, wie Stangl sagt. Im Gegenteil: „Die Antarktis ist zu meinem Lieblingskontinent geworden“, sagt er. Grundsätzlich habe er ohnehin viel Glück gehabt in seiner Karriere.

Nur einen wirklichen Unfall, ein Steinschlag, bei dem er sich den Oberschenkel gebrochen habe, habe er erlebt. Und ein Abstieg, bei dem er sich verkalkuliert habe und drei Tage ohne Essen und Trinken habe auskommen müssen, sei ihm in Erinnerung geblieben. Ansonsten sei bislang wenig passiert. Entsprechend haben die Berge ihn weiterhin nicht losgelassen. Heute arbeitet Stangl als Bergführer, organisiert auch Reisen in abgelegene und abgeschottete Gebirge, wie nach Nordkorea, und hält Vorträge über seine Erlebnisse. So auch am 21. Januar im Wasserburger Rathaussaal.

Der Vorverkauf läuft seit Montag, 16. September 2024. Ein reguläres Ticket kostet 15 Euro, Mitglieder der DAV-Sektion Wasserburg zahlen einen Preis von nur neun Euro pro Ticket. Die Karten gibt es bei den Stadtwerken, im Weltladen und in der DAV-Wasserburg-Geschäftsstelle.

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