Eggstätt startet lautstark ins neue Jahr

von Redaktion

Böllerschützen eröffnen Veranstaltungen zum 1100-jährigen Bestehen

Eggstätt – Mit viel Knall und Rauch ist die Gemeinde Eggstätt ins neue Jahr gestartet. Am Dreikönigstag, 6. Januar, wurde das Jubiläumsjahr angeböllert, denn 2025 wird ein Geburtstagsjahr für die Gemeinde Eggstätt. Dann jährt sich die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens „Ehchistat“ zum 1100. Mal.

Den Startschuss für die Feierlichkeiten gaben die Böllerschützen. „Für uns in Eggstätt ist es erst das zweite Mal, dass wir an Neujahr schießen“, sagt Sebastian Hering. Er ist Moosböllerer und Böllerreferent für Oberbayern Süd-Ost und hat namens seiner Kollegen im Schützenverein sofort zugesagt, für die diesjährigen 1100-Jahr-Feierlichkeiten den Auftakt zu schießen.

14 Böllerschützen
aus der Region

14 Mann traten beim Anschießen an. Aus Eggstätt kamen sie, aber auch Abordnungen aus Breitbrunn, von der Fraueninsel, aus Evenhausen und aus Rimsting ließen sich nicht lumpen, sechs Runden an Salutschüssen abzugeben. Vielleicht lag es an der milden Witterung, vielleicht auch an der Idee, Freunde und Bekannte auf dem Rathausplatz zu treffen und sich rundum ein gutes neues Jahr zu wünschen. Oder war es doch die Neugierde, das Anschießen der Böllerer hautnah mitzuerleben?

Bürgermeister Christoph Kraus jedenfalls freute sich „unbandig“. Und auch Julia Hausmann, Leiterin der Eggstätter Tourist-Info, zeigte sich erfreut, dass so viele der Einladung gefolgt waren. Nach einer Fanfare der Hartseemusi hieß der Bürgermeister alle Gäste willkommen und warb für die 1100-Jahr-Feierlichkeiten Eggstätts: Faschingsgaudi am Rosenmontag, am Palmsonntag Weihe des Osterbrunnens, 50 Jahre Hartseerundweg im Mai.

Höhepunkt der Feierlichkeiten ist am letzten Wochenende im Juli mit einer Ausstellung im Haus des Gastes, mitsamt Bier- und Weinfest sowie Festgottesdienst und einem anschließenden Empfang. Im Herbst soll der Eggstätter Künstlerin Christine Stadler gedacht werden. Der Weihnachtsmarkt wird eventuell um Adventsfenster oder einen Kripperlweg bereichert. Ein Rundum-Programm, warb Bürgermeister Kraus noch in seinem Willkommensgruß, ehe er den Schützen das Feld überließ.

Sepp Voit, Schützenmeister der Moosböllerer, ließ dafür die Böllerschützen an der Hartseehalle antreten. Auf sein Kommando hin wurde gefeuert: Zuerst nacheinander, dann als Paare und zu guter Letzt alle miteinander. Die Reihenfolge war zuvor vereinbart worden, denn zu derlei Treffen – aber auch zu Beerdigungen, Geburtstagen oder sonstigen Feierlichkeiten – dürfen die Schützen nur die dafür erforderliche Menge an Schießpulver mit sich führen. Alles sei im Sprengstoffgesetz streng geregelt, erklärten Voit und Hering später.

Damit das Böllerschießen nicht zu einer Gefahr für Mensch und Umwelt wird, muss jeder Böllerschütze die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, um Böllerpulver vorschriftsmäßig erwerben, verbringen, aufbewahren, verwenden und vernichten zu können. Diese Kenntnisse muss er in einer Prüfung vor dem zuständigen Gewerbeaufsichtsamt nachweisen, ehe er nach Paragraf 27 Sprengstoffgesetz überhaupt die „Lizenz zum Böllern“ bekommt.

Als Böllergeräte kommen heute überwiegend Standböller, Böllerkanonen oder Hand- und Schaftböller zum Einsatz. Warum tut man sich das an, mag sich so mancher Pazifist fragen. Es sei nun mal Tradition, bekennt Moosböllerer Hering. Und die reicht bis ins ausgehende 15. Jahrhundert zurück. Jedoch sei es trotz aller Nachforschungen bis heute nicht gelungen, die Entstehung dieses Brauchtums schlüssig nachzuweisen.

Nachweisbar ist hingegen, dass seit Jahrhunderten im gesamten deutschsprachigen Raum – von Mecklenburg bis Tirol, von Bayern bis Westfalen und bis tief in böhmische Gebiete – schon geböllert wurde. Den spärlichen Informationen nach hat sich das Böllern aus mehreren Bereichen entwickelt. So sollte es zum einen der Abwehr von bösen Geistern und Dämonen dienen und gleichzeitig helfen, das Wetter zu ändern und die Natur zu erwecken.

Lebensfreude
und Ehrbekundung

Auch sollte es die Lebensfreude zum Ausdruck bringen, wenn Taufen, Geburtstage oder Hochzeiten gefeiert wurden. Es galt als einer der höchsten Ehrerweise, wenn Herrscher und Könige zu Besuch kamen und mit Böllerschüssen empfangen wurden. Auch um rasche und zuverlässige Warnungen zu verbreiten, wurde einst geböllert. So war es noch Anfang des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen der Alpenländer üblich, bei Feuer, Kriegs- oder sonstiger Gefahr von den abgelegenen Gehöften der Bergbauern aus durch Böllern auf sich aufmerksam zu machen.

In Bayern gibt es momentan 720 Böllergruppen mit knapp 9900 Schützen. „Wir sind also keine Einzelkämpfer“, betont Andy Obermaier aus Rimsting. Die Gemeinschaft sei wichtig. Und überhaupt spiegelten die Schützen die gesamte Bandbreite der Gesellschaft wider, ergänzt Voit. Es sei ein schöner Brauch, das neue Jahr auf diese Weise willkommen zu heißen, meinen auch alle anderen Schützen. Zuletzt haben sie sich beim Neujahrs-Böllern in Höslwang getroffen. Jetzt also in Eggstätt – beim Neujahrsanschießen, der Abwehr von bösen Geistern und der Eröffnung der 1100-Jahr-Feierlichkeiten der Hartseegemeinde. Die Besucher fanden das Spektakel durch die Bank weg großartig. Musikalisch begleitet von der Hartseemusi standen sie noch lange auf dem Rathausplatz zusammen und feierten den guten Starts ins neue Jahr.

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