Böhmische Hochzeit in tönenden Bildern

von Redaktion

Dreikönigskonzert der Musikkapelle Oberaudorf mit blasmusikalischen Höhepunkten

Oberaudorf – Wenn man das Programm des Dreikönigskonzerts der Musikkapelle Oberaudorf liest, denkt man zunächst nicht an ein Blasmusikkonzert: Bedrich Smetana, Frederic Chopin, Peter Tschaikowsky und Anton Dvorak stehen hier unter der Überschrift „Böhmische Hochzeit“. Und wie Anneliese Baumann in ihrer Moderation ankündigte, eine große böhmische Hochzeit, die aber auch durchaus auf einem der zahlreichen großen Güter rund um Oberaudorf stattfinden hätte können.

Musikalischer Einzug
des Brautpaares

Der Einzug des imaginären Brautpaares wurde begleitet von der „Libussa-Fanfare“ von Bedrich Smetana, und da merkte man spätestens, da kommt etwas ganz Prächtiges und Großes. Die Kutsche, mindestens vierspännig, fährt durch die Allee vor das große Tor, wo sie vom Bräutigam erwartet wird. Heraus steigt eine wunderschöne Braut mit einem Schleier aus böhmischer Spitze und schreitet nun am Arm ihres schneidigen Bräutigams zur Kirche.

Während Anneliese Baumann noch ihren Text vorträgt, hört man schon das Läuten der Kirchenglocken, das übergeht in das „Sanctus“ von Julius Fucik, erhaben getragen von sehr viel tiefem Blech. Damit ist der heilige Teil auch schon vorbei und es geht gleich fröhlich über in die „Polonaise Opus 40“ von Frederic Chopin und „Eugin Onegin“ von Petr Tschaikowsky.

Später trifft sich die Gesellschaft im Garten und mit der „Humoreske“ von Anton Dvorak und der Polka „Die verkaufte Braut“ von Smetana erreicht die Stimmung der Hochzeitsgäste ihren Höhepunkt.

Wie es bei Hochzeiten so der Brauch ist, darf auch eine Einlage nicht fehlen. Eine Show-Truppe aus der Mongolei präsentiert in herrlichen Uniformen den „Säbeltanz“ von Aram Khachaturian, bei dem die Musikkapelle zur Höchstform aufläuft und die Energie dieses Musikstückes in der ganzen Turnhalle, nein, im Hochzeitssaal verströmt. Verständlich, dass den Musikern nach dieser Anstrengung die Puste ausgeht und sie sich nach einem kalten böhmischen Bier sehnen, obwohl sie offensichtlich schon einiges intus haben. Denn während des Marsches „Um Mitternacht“ von Julius Fucik legt einer nach dem anderen sein Instrument hin und torkelt zur Schenke.

Dirigent Sebastian Baumann hat sich mit dieser böhmischen Hochzeit ein echtes Festprogramm ausgedacht, und zusammen mit der Moderatorin Anneliese Baumann wurde dieser Teil des Konzerts tatsächlich zu einem beinahe cineastischen Erlebnis, auch ohne Video-Projektion. Man sah das Hochzeitspaar, die Gäste und die mongolischen Säbeltänzer förmlich vor Augen und die fulminant besetzte Musikkapelle Oberaudorf interpretierte die Stücke voller Leidenschaft und mit großem Können!

Die Konzert-Mitte gehörte der Jugendkapelle Oberaudorf unter der Leitung von Andreas Smettan. Mit dem Bozener Bergsteiger-Marsch spielten sie sich gleich auf die vielen Feste ein, die den jungen Musikern bevorstehen, und zeigten mit „Final Countdown“, dass sie auch moderne Stücke können.

Kuhglocken auf
der Almwiese

Den zweiten Teil des Konzerts dirigierte der junge Flügelhornist Jakob Schmid und entführte mit der Ballade „Trag mi Wind“ von Christian Dreo auf eine Almweide, wo man von Ferne Alphornklänge und Kuhglocken hörte. Das könnte der erste gemeinsame Tag des jungen Paares gewesen sein, wo sie träumend im Gras liegen und die vorbeiziehenden Wolken beobachten.

In der „Serenade“ von Franz Schubert glänzte Simon März auf dem Flügelhorn, interpretiert als moderne Version und mit dem Klang einer ganz großen Big-Band, wie auch bei „On Fire“ von Michael Geisler. Hier glänzte der junge Schlagzeuger Maximilian Kammerloher mit einem fetzigen Solo. Dass es zum Schluss hieß „Im Eilschritt nach Sankt Peter“, wurde von der Moderatorin Anneliese Baumann doppeldeutig formuliert: Gemeint ist wohl eher der Wirt als das Seniorenheim!

Nach einer Zugabe gab es wie immer „Guten Abend, Gute Nacht“ von Johannes Brahms. Ein Wiegenlied für das Brautpaar und die gesamte Hochzeitsgesellschaft in der Oberaudorfer Turnhalle.

Dirigentenehrennadel für Ludwig Resch

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