„Seine Spuren bleiben“

von Redaktion

Flintsbach trauert um Wolfgang Pichler– Im Alter von 86 Jahren verstorben

Flintsbach – Wolfgang Pichler ist nach einem erfüllten, arbeitsreichen Leben im Alter von 86 Jahren am 2. Januar 2025 plötzlich und unerwartet verstorben. Eine große Trauerschar, welche die Pfarrkirche St. Martin Flintsbach kaum fassen konnte, nahm Abschied von einem Menschen, der sich nicht nur in seinem Beruf als Elektromeister überdurchschnittlich auszeichnete, sondern dessen kommunalpolitisches und vereinsmäßiges Wirken in Flintsbach und Umgebung Maßstäbe setzte. Gerade aber seine gelebte Hilfsbereitschaft machte ihn in Flintsbach zu einem außerordentlich beliebten Mitbürger.

Ein außerordentlich
beliebter Mensch

Josef Steinberger, der frühere Ortspfarrer von Flintsbach und ein Freund der Familie, hielt das Requiem, musikalisch umrahmt von der Musikkapelle Flintsbach. Pfarrer Steinberger ging in seiner Trauerrede auf den Lebensweg des Verstorbenen ein, der in Unterflintsbach im Geigenberger Anwesen (in der Nähe der Pfarrkirche) begann. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Bernhard und Alois wuchs er in den schwierigen Kriegsjahren auf. 1948 zog er mit seinen Eltern in ein neues Zuhause nach Erlach, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.

Der Mann
fürs Elektrische

Die Volksschule Flintsbach schloss er 1952 mit der 8. Klasse ab. Anschließend arbeitete er ein halbes Jahr bei der Henk‘lischen Forstverwaltung als Helfer bei den Holzarbeitern. 1953 begann Wolfgang Pichler eine Ausbildung zum Elektriker, die er 1956 mit der Gesellenprüfung abschloss. Von 1959 bis 1960 leistete er seinen Grundwehrdienst ab. Schon mit 23 Jahren besuchte er dann die Meisterschule für das Elektrohandwerk. Anschließend war er bis zu seiner Rente über 45 Jahre lang als Elektromeister bei der Firma Lerch in Degerndorf tätig. Wolfgang Pichler war stets Tag und Nacht für alle elektrischen Probleme in der ganzen Umgebung da und für viele Betriebe und Privatleute ein unverzichtbarer Ratgeber und Helfer.

Eine lange Ehe und
eine glückliche Familie

1963 heiratete er Leni Huber von der Badermühle. Vier Kinder aus dieser Ehe sowie fünf Enkel trauern nun um ihren Vater und Opa, denen er ein prägendes Vorbild war.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich intensiv in der Gemeinde und den örtlichen Vereinen. 36 Jahre war er Mitglied des Gemeinderats Flintsbach, davon sechs Jahre Dritter und zwölf Jahre Zweiter Bürgermeister. Für sein Engagement erhielt er 2002 die Verdienstmedaille für kommunale Selbstverwaltung des Freistaates Bayern und 2008 die Bürgermedaille der Gemeinde Flintsbach.

Auch in der Vereinswelt hinterließ Wolfgang Pichler nachhaltige Spuren. So war er fast 60 Jahre Mitglied im Veteranenverein, davon über 45 Jahre bis zu seinem Tod in der Vorstandschaft, außerdem 35 Jahre in der Bergjagdgenossenschaft, darunter 15 Jahre als Schriftführer und Kassier und anschließend 20 Jahre als Erster Vorstand.

Beim Trachtenverein D´Falkastoana Flintsbach war Wolfgang Pichler 27 Jahre Kassier und verwaltete 20 Jahre zusätzlich die Waldfestkasse (Trachtenverein und Musikkapelle). Eine große Herausforderung als Kassier war im Jahr 1986 die 1000-Jahr-Feier Flintsbachs, die er hervorragend meisterte.

Über 30 Jahre war er Chef bei allen Strom- und Elektroarbeiten für Feste und andere Bauarbeiten. 1999 wurde Wolfgang Pichler für seinen unermüdlichen Einsatz zum Ehrenmitglied des Trachtenvereins ernannt und erhielt im gleichen Jahr das Gauehrenzeichen in Silber.

Außerdem war er in vielen anderen Ortsvereinen Mitglied und jederzeit mit Rat und Tat zur Stelle. Für die Elektroinnung Rosenheim war er 20 Jahre im Gesellenprüfungsausschuss. Außerdem brachte sich der Verstorbene mehrere Wahlperioden als Schöffe beim Amtsgericht Rosenheim ein.

Ein Helfer und
guter Ratgeber

Pfarrer Steinberger betonte bei der Lebenswegbeschreibung von Wolfgang Pichler weiter, dass ihm sein Glaube stets ein wichtiger Halt war. Der sonntägliche Gottesdienst mit seinem festen Platz auf der linken Treppe zur Empore gehörte zu seinem Leben.

Wolfgang Pichler hat nie Nein gesagt, immer allen geholfen, ob Verwandtschaft, Nachbarn, Freunden, Bekannten oder den vielen Vereinen und sowieso allen, die ihn um Hilfe baten. Bei seiner Lieblingsbeschäftigung – dem Brennholzmachen und -aufrichten – erlitt er einen Herzstillstand. Nach mehreren Tagen im künstlichen Koma schlief er friedlich im Kreise seiner Familie ein.

Wörtlich beendete Pfarrer Steinberger seine Rede mit den Worten: „Mit Wolfgang Pichler verliert Flintsbach einen Menschen, der mit seiner Herzlichkeit, Tatkraft und Hilfsbereitschaft die Gemeinschaft bereicherte. Seine Spuren bleiben – in der Familie, der Gemeinde und all den Menschen, die ihn in seinem Leben begleitet haben.“

Nach dem Requiem zog der Trauerzug unter dem Geläute der Pfarrkirche St. Martin zum Friedhof. Am offenen Grab verabschiedete sich Bürgermeister Stefan Lederwascher für die Gemeinde Flintsbach, die CSU und die gemeindlichen Zweckverbände (Abwasserzweckverband und Interessengemeinschaft Tatzelwurm Flintsbach/Brannenburg).

Wolfgang Pichler war 38 Jahre lang Mitglied der CSU Flintsbach mit den Funktionen Zweiter Vorsitzender, Beisitzer und Kassenrevisor. Wörtlich stellte Bürgermeister Lederwascher fest: „Und mir persönlich war er immer ein wichtiger Ratgeber.“ Besonders hob er Pichlers Engagement bei den Renovierungsarbeiten in der „Alten Post“, wo er mit Abstand die meisten freiwilligen Arbeitsstunden geleistet hat, und bei den Umbauarbeiten im Mehrgenerationenhaus Flintsbach hervor.

Einer,
der anpackte

Im Christlichen Sozialwerk Degerndorf-Brannenburg-Flintsbach war er bis zur Neuausrichtung im Jahr 2002 über viele Jahre hinweg aktiv in der erweiterten Vorstandschaft tätig. Zum Schluss seiner Grabrede sagte Bürgermeister Lederwascher: „Wolfgang Pichler war ein Mann, der anpackte, wo es nötig war, und der dabei nie nach Anerkennung strebte. Nicht lange reden, sondern tun, war seine Devise.“ Die Vereinsvorsitzenden Martin Antretter von der Bergjagdgenossenschaft Flintsbach West, Alexander Schirmann vom Trachtenverein und Bernhard Fischbacher, Firma Lerch Brannenburg, betonten in ihren Abschiedsreden am Grab die wertvolle Arbeit, die der Verstorbene geleistet hat. Mit drei Böllerschüssen und dem Lied „Vom guten Kameraden“ ging eine ergreifende Beerdigung zu Ende.

Artikel 1 von 11